Kernel-Log – Was 2.6.30 bringt(1): Frische WLAN-Treiber und andere Netzwerk-Neuerungen

Neu sind unter anderem WLAN-Treiber für Chips von Atheros, Intel, Intersil/Prism und Marvell, LAN-Treiber für Chips von Intel sowie Verbesserungen für die Stromspartechniken moderner WLAN-Hardware.

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Von
  • Thorsten Leemhuis
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Mit der kürzlich erfolgten Freigabe der zweiten Vorabversion von Linux 2.6.30 haben die Kernel-Hacker ähnlich wie bei der Entwicklung früherer Kernel-Versionen noch einige größere Patches in den Hauptentwicklungszweig von Linux aufgenommen, die das Merge-Window verpasst hatten. Weitere größere Änderungen sind in der zweiten Phase des Entwicklungszyklus aber eher selten, sodass die zweite Vorabversion alle größeren Änderungen der nächsten größere Kernel-Überarbeitung enthalten dürfte.

Das Kernel-Log nimmt das zu Anlass, die Artikelserie "Was 2.6.30 bringt" mit der Beschreibung der bedeutsamsten Änderungen rund um die Netzwerkunterstützung von Linux zu eröffnen. Weitere Teile werden die Kernel-Log-Mini-Serie auf heise open in den kommenden Wochen erweitern und dabei nach und nach die wichtigsten für 2.6.30 vorgesehenen Neuerungen aus den verschiedenen Funktionsbereichen des Linux-Kernels umfassend beschreiben, bevor Linux Torvalds in zirka sieben bis zehn Wochen den Linux-Kernel 2.6.30 freigeben dürfte.

Erstmals wird Linux mit der Version 2.6.30 den WLAN-Treiber ar9170 für den gleichnamigen 802.11n-USB-Chipsatz von Atheros mitbringen (1, 2, 3, 4, 5, 6). Der Treiber ist noch brandneu, nutzt aber Codeteile des vor einigen Monaten von Atheros offengelegten Treibers otus. Den hatten die Kernel-Entwickler bei Linux 2.6.29 in den Staging-Bereich aufgenommen; den Staging-Treiber umzubauen und dabei so zu verbessern, dass er den Qualitätsansprüchen der Kernel-Hacker genügt, hätte laut Ansicht einiger WLAN-Treiberentwickler allerdings mehr Arbeit gemacht als einen auf den WLAN-Stack des Kernels abgestimmten Treiber neu zu schreiben, was die Entwicklung des jetzt aufgenommenen Treibers nach sich zog.

Ebenfalls zum ersten Mal dabei ist der primär von Marvell-Entwicklern vorangetriebene WLAN-Treiber mwl8k für die PCI- und PCIe-WLAN-Chips der Marvell-Serie 88w8xxx (Topdog). Er unterstützt derzeit jedoch lediglich den WLAN-Chip 88w8687 im STA-Modus auf den Kanälen 1 bis 11. Ebenfalls bei weitem noch nicht ausgereift ist der neue Treiber at76c50x-usb für die älteren Atmel-WLAN-Chips at76c503, at76c505 und at76c505a. Er soll langfristig den bei 2.6.28 in den Staging-Bereich des Kernels aufgenommenen Treiber at76_usb ersetzen – ähnlich wie bei otus und ar9170 finden sich Teile des alten Treiber-Codes im neuen, auf den Mac80211-WLAN-Stack des Kenrels aufbauenden Treiber.

Teile des Treibers iwl3945 legten die Kernel-Entwickler mit den Dateien der Treiber für neuere Intel-WLAN-Chips zusammen, um die Wartung zu vereinfachen (u. a. 1, 2, 3, 4). Letztere erweiterten die Kernel-Entwickler um Unterstützung für die Intel-WLAN-Chips 1000, 6000 und 6050 (1, 2, 3, 4).

Ferner verbesserten die Kernel-Hacker die Unterstützung für die zur Laufzeit genutzten Stromsparmechanismen moderner WLAN-Hardware sowohl im WLAN-Stack Mac80211 als auch einigen Treibern (u. a. 1, 2, 3; weitere Commits in der Liste am Ende des Artikels). Auch am für den Wechsel in und aus den Bereitschaftsmodi (Suspend-to-RAM und -Disk) zuständigen Code gab es einige Verbesserungen.