Making of: Wie eine KI Beethovens 10. Sinfonie vollendet hat

Seite 2: "Die Emotionen sind in Beethovens Noten kodiert"

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Und was die Rechenzeit, den Rechenaufwand angeht – wie viel Rechenleistung braucht man für eine solche Aufgabe?

Nun, wir haben viele Monate lang kontinuierlich trainiert, im Grunde fast ein Jahr lang, weil wir viele Iterationen an diesen Modellen durchgeführt haben. Es gibt also jeden Tag etwas zu trainieren, um die Ergebnisse zu erklären und Verbesserungen und Entwicklungen in diesem Projekt vorzunehmen.

Und was machen Sie jetzt, nachdem Sie das Projekt abgeschlossen haben? Werden Sie das Modell veröffentlichen?

Wir arbeiten an einer Reihe von Veröffentlichungen, aber Veröffentlichungen erfordern eine viel tiefere Validierung. Ich denke, der schwierigere Teil ist die qualitative Bewertung. Wir bekommen viele Reaktionen von Leuten, denen die Musik sehr gut gefällt und die keine Experten sind, aber auch von anderen, die der ganzen Idee eher skeptisch gegenüberstehen. Als wir anfingen, wurde selbst mir gesagt, dass es keinen Sinn ergibt, weil KI-Musik nicht so emotional ist wie Beethoven. Es ist, als ob man so etwas wie einen Turing-Test machen muss, oder?

Ja, ich verstehe, dass die KI nicht die emotionale Intention eines Komponisten hat. Aber ich glaube auch, dass diese Emotion in Beethovens Noten kodiert ist, und wenn die KI daraus gelernt hat, wird sie natürlich in der Musikerzeugung erscheinen. Dennoch ist es furchtbar schwer, jemandem das zu erklären, der keine Ahnung von maschinellem Lernen oder KI hat.

Wir müssen jetzt darüber nachdenken, wie wir die Reaktionen der Menschen quantifizieren und testen können. Wir arbeiten auch an einer Reihe von Anwendungen aus diesem Projekt heraus, da jedes der Modelle, wie ich bereits erwähnt habe, einen Beitrag zum Entwicklungsmodell leistet. Das Orchestrierungsmodell zum Beispiel ist wirklich erstaunlich. Die Möglichkeit, eine Komposition zu nehmen und das gesamte Orchester zu bestimmen, ist im Grunde etwas, das ich so noch nicht gesehen habe.

Haben Sie eine Idee für die Anwendung dieses Modells? Oder ist das für Sie einfach ein Forschungsprojekt?

Zu diesem Zeitpunkt war es ein Forschungsprojekt in Anbetracht des 250-jährigen Jubiläums von Beethoven. So wie für die bildende Kunst ist es mein Ziel, Künstlern diese Art von Werkzeugen an die Hand zu geben. Ich habe ein Start-up namens Playform gegründet. Damit müssen sich Künstler nicht mehr darum kümmern, wie man programmieren lernt. Sie melden sich einfach an, laden Bilder hoch, trainieren die KI und erhalten die Ergebnisse. Es ist erstaunlich, wie Künstler dies nutzen und die KI einsetzen, um neue Ideen zu bekommen. Manche Künstler betrachten die Software als eine Art Studioassistenten. Das ist es, was mich über das Labor und die Forschung hinaus interessiert: wie diese Art von Modellen die menschliche Kreativität verändern wird. Dass sie es tut, davon bin ich überzeugt. Aber es wird definitiv nicht dazu führen, dass KI die Arbeitsplätze unserer Künstler übernehmen. Klar, man kann eine Maschine bauen, die autonome Kunst machen kann. Aber wen interessiert das schon? Das ist etwas, das man sich einmal anschaut und dann ist es einem egal, denn Kunst ist etwas, das Menschen für andere Menschen erschaffen.

(jle)