Missing Link: 60 Jahre NASA – Steiniger Weg zur zivilen Raumfahrt

2018 feiert die NASA 60. Geburtstag. Ihre Entstehung verdankt sie dem Fernsehen – und Captain Video.

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Blaue Kugel mit NASA-Schriftzug, dahinter Palmen

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 16 Min.
Inhaltsverzeichnis

Am 1. Oktober 1958 nimmt die US-Luft- und Raumfahrtforschungsagentur National Aeronautics and Space Administration (NASA) ihren Betrieb auf. Die NASA hat sofort etwa 8.000 Mitarbeiter, da sie die Nachfolgeorganisation der 1915 gegründeten Luftfahrtforschungsagentur National Advisory Committee for Aeronautics (NACA) ist. Das Gesetz zur Überleitung der NACA in die NASA hatte US-Präsident General Dwight David "Ike" Eisenhower am 29. Juli 1958 unterzeichnet – heute auf den Tag genau vor 60 Jahren.

Die Erfolge und Misserfolge der NASA, darunter Menschen auf dem Mond, tief ins All vordringende Sonden, spektakuläre Marsmissionen und tödliche Explosionen füllen Bände. Sogar Sexismus und Rassismus bei der NASA werden inzwischen thematisiert. Das Bestehen der NASA als gegebenes Faktum dagegen wird weniger oft beleuchtet. Dabei ist ihre Existenz gar nicht selbstverständlich. Der große Konkurrent der USA, die Sowjetunion etwa hatte neben dem Militär keine separate zivile Raumfahrtorganisation.

"Missing Link"

Was fehlt: In der rapiden Technikwelt häufig die Zeit, die vielen News und Hintergründe neu zu sortieren. Am Wochenende wollen wir sie uns nehmen, die Seitenwege abseits des Aktuellen verfolgen, andere Blickwinkel probieren und Zwischentöne hörbar machen.

In Deutschland ist das heute als Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt bekannte Pendant ein Verein mit vergleichsweise bescheidenen Mitteln. Japan folgt erst nach der US-Mondlandung 1969, Indien, die EU, Kanada, das Vereinigte Königreich und China gründen ihre zivilen Einrichtungen sogar erst Jahrzehnte nach der NASA. Immerhin gründet Frankreich schon 1961 mit der CNES eine zivile Raumfahrtagentur. Sie gilt als zweitgrößte der Welt, spielt aber auch nicht in der selben Liga wie die NASA.

Es ist ein Zusammentreffen besonderer Umstände, das die USA 1958 zur Einrichtung der NASA veranlasst, und das Fernsehen spielt dabei eine wichtige Rolle.

Den ersten kommerziellen TV-Sender gab es in den USA zwar schon 1941, richtig los geht es aber erst gut zehn Jahre später: Betreiber reißen sich um TV-Lizenzen, und die Geräte werden erschwinglicher. Das neue Medium ist extrem erfolgreich: Schon 1955 hat die Hälfte der Haushalte einen Fernseher – meistens ein Schwarz-Weiß-Gerät.

60 Jahre NASA (18 Bilder)

Der Eingang des Kennedy Space Centers in Florida
(Bild: Max Siegmayer, CC BY-SA 4.0 )

Die weite Verbreitung der Flimmerkisten mit begrenzter Auswahl an TV-Kanälen vergrößert die Möglichkeit der propagandistischen Ausweidung amerikanischer Raumfahrterfolge deutlich, bringt aber auch die Misserfolge live ins Wohnzimmer. Und im Fernsehen läuft Science Fiction, die schon seit jeher die Technik-Entwicklung inspiriert und von ihr inspiriert wird. In den 1950er-Jahren erreicht diese Wechselwirkung eine neue Dimension; der Einfluss geht weit über die mit der Entwicklung neuer Technik befassten Experten hinaus.

Stephen Grundmanis in Whitehorse.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

"Schon seit den 1920er-Jahren gibt es in den USA eine ausgeprägte Science-Fiction-Kultur. In den 1950er-Jahren wird dieses Genre ganz besonders populär", schilderte der kanadische Politikhistoriker Stephen Grundmanis heise online, "Es gibt die klassischen Space-Operas, sowohl im Fernsehen als auch als Comic-Bücher: Tom Corbett, Space Cadet, oder Captain Video and his Video Rangers."

"Sie müssen im Auge behalten, dass das Fernsehen neu ist. Was dort läuft, beeindruckt die Leute ganz besonders. Dagegen sind auch die Entscheidungsträger in Politik und Verwaltung nicht immun", beschrieb der Kanadier beim Interview in Whitehorse. "Auch die hochrangigen Beamten kommen nach Hause zu ihren Familien und schauen mit ihren Kindern fern. Was sie dort sehen, hat starken Einfluss auf das US-Raumfahrtprogramm."

Überhaupt sei das amerikanische Volk damals weltraumverrückt gewesen. "Das Autodesign der 1950er-Jahre nimmt Anleihen an Raketen. Auch andere Gebrauchsgegenstände wie Fernseher oder Waschmaschinen sind futuristisch inspiriert." Dieser Trend wurde von dem tatsächlich rasanten Fortschritt in der Flugtechnik inspiriert. "In nur wenigen Jahren geht es von Propellerflugzeugen zu Überschalljets", so Grundmanis, "Zu der Zeit sind die Amerikaner überzeugt, mit Technik alles erreichen zu können."

Al Hodge als Captain Video

(Bild: DuMont Television)

Der Glaube an neue Technik ist keineswegs auf die USA beschränkt. Selbst Nikita Chruschtschow, Parteichef in der Sowjetunion, gibt sich 1957 nach dem Start von Sputnik I, dem ersten Satelliten der Menschheitsgeschichte, überzeugt, dass "Militärflugzeuge bald Museen übergeben" würden. Raketen würden die Flugzeuge überflüssig machen. Weniger später beginnt Chruschtschows Sohn Sergej als Raumfahrtingenieur im sowjetischen Raumfahrtprogramm zu arbeiten.

Die CIA hält Chruschtschow Seniors Ansage keineswegs für absurd. CIA-Chef Allen Dulles berichtet im Nationalen Sicherheitsrat, dass US-Geheimdienste auf sowjetischen Flugfeldern weniger Bomber vorgefunden haben als erwartet. Das wird als Indiz dafür gewertet, dass die Sowjets vielleicht wirklich auf Raketen statt Bomber setzen.

"Der Weltraum wird als der nächste Schauplatz militärischer Konfrontation wahrgenommen", bestätigt Grundmanis. "Sowohl die Sowjets als auch die Amerikaner arbeiten frenetisch an Raketen, um ins Weltall zu gelangen."

Beide Supermächte hatten zum Ende des Zweiten Weltkriegs nicht nur Teile der deutschen A4-Raketen (später V2) ergattert, sondern zusätzlich deutsche Fachkräfte. 1944 können polnische Widerstandskämpfer Teile einer V2 bergen und den Briten zukommen lassen. Der britische Premierminister Winston Churchill bittet den sowjetischen Oberbefehlshaber Josef Stalin darum, weitere A4-Teile in Polen zu sichern und britischen Experten Zugriff zu gestatten.

Stalin entspricht. Umgekehrt geben die Briten den Sowjets einen über London abgeschossenen V1-Marschflugkörper. Die UdSSR und Frankreich bauen sowohl die V1 als auch die V2 nach. Der Grundstein für deren Raketenprogramme ist gelegt. Die USA bauen die V1 nach und nutzen mehr als hundert erbeutete V2 für Tests und wissenschaftliche Beobachtungen.

Vor der V2 baute Nazi-Deutschland die V1 (hier im Atlantic Aviation Museum in Halifax), den ersten militärisch eingesetzten Marschflugkörper. Mit dieser Waffe wurden mehr als 20.000 Zivilisten getötet.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Unmittelbar nach Ende des Zweiten Weltkriegs wirbt die Sowjetunion über tausend deutsche Experten an, mit einer Mischung aus Zuckerbrot und Peitsche. Im Jahr darauf werden in einer einzigen Nacht etwa 20.000 Deutsche aus der sowjetischen Besatzungszone in die Sowjetunion verschleppt ("Operation Ossoawiachim"), darunter tausende Experten für Luft- und Raumfahrt.

Weniger rabiat aber durchaus gezielt holen sich die US-Streitkräfte in der Nachkriegszeit 1.600 Ingenieure aus dem ehemaligen Deutschen Reich. Prominentestes Beispiel ist der Raketeningenieur SS-Sturmbannführer Wernher von Braun, der im Mai 1945 in Österreich gefasst wird. Später wird er mit 130 Kollegen zur US-Armee nach Alabama überstellt, wo sie die Raketenentwicklung der Army vorantreiben. Und als die NASA ihren Betrieb aufnimmt, befiehlt Eisenhower von Brauns Versetzung dorthin.

Neben der Armee arbeiten auch die 1947 gegründete Air Force sowie die Kriegsmarine beziehungsweise deren Naval Research Laboratory an eigenen Raketen. Die USA leisten sich also mindestens drei parallele militärische Raketenentwicklungsprogramme. Dabei geht es um Mittelstreckenraketen, Interkontinentalraketen und die Eroberung des Weltalls. Außerdem entwickelt die CIA ihren ersten Spionagesatelliten ("Corona"), wenngleich mit erheblichen Anlaufschwierigkeiten.

Der Raketenhain im JFK Space Center am Kap Canaveral in Florida

(Bild: Daniel AJ Sokolov )

Während in Korea kommunistische gegen UNO-Truppen kämpfen, beschließt 1952 der Internationale Wissenschaftsrat (ICSU, seit kurzem ISC) ein Internationales Geophysikalisches Jahr (IGJ) abzuhalten. Dieses "Jahr" dauert eigentlich eineinhalb, vom 1. Juli 1957 bis Ende 1958; der Zeitraum soll für intensive Forschung auf allen Gebieten der Geophysik genutzt werden, darunter Erkundungen über die Sonne, Geomagnetismus, die Ionosphäre und kosmische Strahlung – 67 Staaten beteiligen sich.

Heute vor 63 Jahren, am 29. Juli 1955, kündigen die USA an, im Rahmen des IGJ einen kleinen Satelliten starten zu wollen. Den Auftrag bekommt die Navy mit ihrem Projekt Vanguard. Wenige Tage darauf kündigt auch die Sowjetunion einen Satelliten an, für die "nahe Zukunft". Das Rennen ist eröffnet...

… und die Sowjets gewinnen es. Am 4. Oktober 1957 bringen sie den ersten Satelliten, Sputnik I, in eine niedere Umlaufbahn. Obwohl er nichts anderes tut als "piep piep piep"-Signale zu funken, die Temperatur und Druck verraten, ist das Aufsehen enorm.

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Während die Sowjets ihre wissenschaftlichen Kräfte gut gebündelt haben, hat der Wettbewerb zwischen den verschiedenen US-Raketenprogrammen zu Reibungsverlusten und Parallelarbeiten geführt. Beispielsweise hatte von Braun nicht weniger als ein Dutzend Raketentypen für die US Army entwickelt, darunter die Redstone. Von Brauns "Project Orbiter", das mit einer Redstone-Rakete einen Satelliten in eine Umlaufbahn bringen sollte, wird 1955 vom Verteidigungsministerium abgebrochen.

Um den geplanten Satelliten beobachten zu können, errichtet das beauftragte Naval Research Laboratory dagegen zunächst elf über den Globus verstreute Bodenstationen, das Minitrack-Netz. Ironie der Geschichte: Minitrack geht drei Tage vor Sputnik I in Betrieb. Die USA können den sowjetischen Trabanten also ganz genau verfolgen.

Die Air Force feiert im Juni 1957 den Erstflug ihrer ATLAS-A-Rakete. Unmittelbar nach Sputnik I intensiviert die Air Force ihr Entwicklungsprogramm für eine zweite Generation von Interkontinentalraketen, die dann auch ins All und sogar zum Mond fliegen können sollen.

Sputnik kommt nicht alleine. Der Satellit ist der Höhepunkt eines sowjetischen Propaganda-Hattricks. Kurz zuvor hatte die Rote Armee erfolgreich eine größere Wasserstoffbombe sowie eine Interkontinentalrakete getestet.

Der Schock sitzt tief in den USA, weil der Öffentlichkeit klar wird, dass der große Feind plötzlich Atombomben in die USA schießen kann. Die ebenfalls Sputnik genannte Trägerrakete ist nämlich eine adaptierte Interkontinentalrakete. Und wenn ein Satellit reinpasst, passt auch eine A-Bombe rein.

Damit dringt der amerikanische Rückstand in der Raketentechnik ins öffentliche Bewusstsein, auch wenn die US-Regierung versucht, den Rückstand in Abrede zu stellen und Sputnik klein zu reden: "Dieser Start beweist, dass sie einen Gegenstand über eine ziemliche Distanz schleudern können", mokiert sich Eisenhower am 9. Oktober 1957. Sputnik überrascht sogar die US-Geheimdienste; sie hatten einen erfolgreichen sowjetischen Raketenstart frühestens zwei Monate später erwartet.

Die Satelliten Sputnik (links, UdSSR) und Explorer 1 (rechts, USA)

(Bild: Bill Abbott CC BY-SA 2.0 )

US-Präsident Eisenhower muss reagieren. Als erstes richtet er einen Arbeitskreis ein, das President's Scientific Advisory Committee. Dieses Gremium bereitet für den Präsidenten die Argumentationsgrundlage für ein ziviles Raumfahrtprogramm vor, die spätere NASA. Sie soll Tempo machen.

Doch zunächst ist es Aufgabe der Kriegsmarine, die Ehre der USA zu retten. Die Navy hat von 1949 bis 1955 zwölf erfolgreiche Starts der Viking-Rakete, einer Weiterentwicklung der deutschen V2, geschafft. Und im Rahmen des Vanguard-Programms waren bereits drei suborbitale Testflüge erfolgreich.

Also steht zwei Monate nach Sputnik I die Vanguard-Rakete TV3 am Kap Canaveral in Florida bereit, um einen amerikanischen Satelliten ins All zu schießen. Das nationale Ereignis wird sogar live im Fernsehen übertragen.

Die Rakete kommt nur gut einen Meter hoch. Statt einem Start bekommen die Amerikaner eine spektakuläre Explosion in ihre Wohnzimmer geliefert. Dank Fernsehübertragung wirkt der Fehlschlag doppelt und dreifach.

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Das hat Auswirkungen: Die US Army und damit Wernher von Braun bekommen nun doch die Chance, einen Satelliten ins All zu schießen. Und der Vanguard-Fehlschlag ebnet Eisenhower endgültig den Weg für schnelle und tiefgreifende Reformen.

Im Rahmen der wie üblich kurz nach Jahreswechsel gehaltenen "State of The Union"-Rede fordert der Präsident mehr Budget für Bildung und Forschung sowie eine Reorganisation der Streitkräfte. Sie sollen ihre Forschung in einer gemeinsamen Einrichtung, der Advanced Research Projects Agency (ARPA), bündeln – diese Forschungseinrichtung heißt inzwischen Defense Advanced Research Projects Agency (DARPA). Das entsprechende Gesetz kann Eisenhower bereits Wochen später unterzeichnen.

Der ersehnte Satellitenstart gelingt den USA in der Nacht auf den 1. Februar 1958: Wernher von Braun hatte seine reichsdeutsche V2 für die US Army weiterentwickelt, unter anderem zur Juno-I-Rakete. Diese bringt den Satelliten Explorer I in eine Umlaufbahn, wo er erstaunliche hohe Strahlungswerte rund um den Globus findet. Der Van-Allen-Gürtel ist entdeckt.

Mit dem Wunsch nach Einrichtung einer zivilen Raumfahrtorganisation wendet sich Eisenhower im April an das US-Parlament. Obwohl auch der Name NASI (...Institute) im Weißen Haus im Gespräch gewesen war, setzt sich die Bezeichnung NASA durch. Die ARPA war, was die Raumfahrt anbelangt, nur ein Zwischenschritt.

"Entdeckung und Forschung sollen wissenschaftlich sein", meint Eisenhower, wissenschaftliche Erkenntnisse sollen aber sehr wohl dem Militär dienen. Außerdem ist der Republikaner überzeugt, dass das Teilen von Forschungsergebnissen mit Wissenschaftlern in anderen Ländern vorteilhaft ist. Das geht mit einer zivilen Forschungsagentur besser, als mit einer militärischen.

Neben ideologischen Gesichtspunkten hat die "Zivilisierung" der Raumfahrtforschung noch ganz handfeste Gründe: NASA-Raketenflüge haben weniger Probleme mit Überflügen fremden, insbesondere sowjetischen Territoriums, als militärische Flüge. Und Eisenhowers Regierung hatte gerade die Militärbudgets deutlich reduziert. Da wäre es schwer argumentierbar, sie wieder aufzublähen, um Raketen ins All schießen zu können. Für eine zivile Einrichtung kann aber durchaus Geld locker gemacht werden, während die Forschungsergebnisse dennoch den Militärs zugutekommen.

Zudem hat die NASA keine anderen Aufgaben. Sie unterliegt also nicht der Versuchung, das Geld statt für Luft- und Raumfahrtforschung beispielsweise für neue Panzer oder Bomben umzuwidmen. Schließlich sind die Streitkräfte für ihre Bürokratie und langen Befehlsketten berüchtigt. Bei der neu eingerichteten NASA soll alles flotter gehen.

Ihre Ehre kann die Navy im März 1958 doch noch retten, als sie eine Vanguard-Rakete mit dem ersten solarzellenbestückten Satelliten in eine Umlaufbahn hievt. Vanguard I funkt bis 1964 und umkreist heute noch die Erde in einem Mittleren Orbit (MEO). Er ist das älteste von Menschen geschaffene Objekt im Weltraum. Statt der ursprünglich erwarteten Reisedauer von 2.000 Jahren wird inzwischen erwartet, dass das Gerät um das Jahr 2200 in der Erdatmosphäre verglühen wird (heise online wird berichten).

Mitte Juli wird das NASA-Gesetz (National Aeronautics and Space Act of 1958) verabschiedet, so dass Eisenhower am 29. Juli seinen Namenszug darunter setzen kann. Damit steht fest: Die NACA wird zum 1. Oktober in die neue NASA übergeleitet. Der US-Präsident, selbst kriegserfahrener General, lobt ausdrücklich die "etablierte Geschichte der Zusammenarbeit (der NACA) mit den Streitkräften".

Tatsächlich werden ARPA und NASA von Beginn an eng zusammenarbeiten. Schon in der Woche nach Betriebsaufnahme der NASA beschließen sie gemeinsam nicht nur die Ziele, sondern auch die grundlegende Konfiguration eines "bemannten Satelliten": Project Mercury.

Das NASA-Gesetz definiert die Aufgaben der NASA wie folgt:

  • Erweiterung menschlichen Wissens über Phänomene in der Atmosphäre und im Weltraum
  • Verbesserung der Nützlichkeit, Leistung, Geschwindigkeit, Sicherheit und Effizienz von Luft- und Raumfahrzeugen
  • Entwicklung und Betrieb von Fahrzeugen, die Instrumente, Ausrüstung, Versorgung und lebende Organismen durch den Weltraum befördern können
  • Erstellung von Langzeitstudien über die potenziellen Vorteile, Möglichkeiten und Probleme, die mit Luft- und Raumfahrtaktivitäten für friedliche und wissenschaftliche Zwecke zusammenhängen
  • "Erhaltung der führenden Rolle der Vereinigten Staaten" in Luft- und Raumfahrtwissenschaften und -technik, und in deren Anwendung für wissenschaftliche Zwecke in und außerhalb der Atmosphäre
  • Bereitstellung von Erkenntnissen (für die Streitkräfte)
  • Zusammenarbeit der USA mit anderen Nationen (…) zur friedlichen Nutzung der Resultate
  • Effizienteste Nutzung der wissenschaftlichen und (technischen) Ressourcen der USA, in enger Zusammenarbeit mit allen interessierten Behörden, um unnötige Doppelung von Anstrengungen, Einrichtungen und Ausrüstung zu vermeiden.
  • 2012 hinzugefügt: Forschung und Entwicklung für Produktionsverfahren für die Luft- und Raumfahrt, "um die Vorreiterrolle der Vereinigten Staaten zu bewahren"

Der erste große Erfolg der NASA ist der Suborbitalflug des Astronauten Alan Shepard, Jr., im Mai 1961 (Project Mercury mit einer Redstone-Rakete). Doch auch hier mussten die Amerikaner den Sowjets den Vortritt lassen: Jurij Gagarin war bereits im Vormonat als erster Mensch im Weltraum. Gagarin glückte sogar eine ganze Erdumrundung. Das schaffen die Amerikaner erst im Februar 1962, wobei eine Atlas-D-Rakete der Air Force zum Einsatz kommt.

Selbst die ersten Gegenstände auf dem Mond darf sich das flächenmäßig größte Land der Erde auf die Fahnen heften. Erst bei der ersten bemannten Mondladung im Jahr 1969 haben die Amerikaner die Nase vorn. Aber das ist eine andere Geschichte.

Korrektur: Die V1 war keine Rakete sondern ein Marschflugkörper mit Pulsstrahltriebwerk. (ds)