Mittelstand: Wege zum Geld

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In seinem Programmteil "Kapazitäten" enthält das EU-Forschungsförderungsprogramm die Kategorie "Forschung für KMU", die mit 1,3 Milliarden Euro ausgestattet ist. Kleine und mittlere Unternehmen erhalten hier für ihre Forschung und Entwicklung (F&E) Zuschüsse von bis zu 75 Prozent. Das ist mehr, als große Unternehmen erwarten dürfen. Die Firmen können sich obendrein 20 bis 60 Prozent ihrer indirekten Kosten für F+E finanzieren lassen – beispielsweise für Verwaltung, Dienstreisen oder in Ausnahmefällen sogar für notwendige Investitionen.

Für besonders innovative KMU gibt es in der EU zudem die Forschungsinitiative Eurostars. Sie richtet sich an besonders innovative KMU-Kooperationen, die mindestens zehn Prozent ihres Umsatzes oder ihres Personals im Forschungs- und Entwicklungsbereich nachweisen. Das jeweils geförderte Projekt soll besonders anwendungsnah und das angestrebte Produkt nach spätestens zwei Jahren auf dem Markt sein. Die im Enterprise Europe Network zusammengeschlossenen Agenturen bieten sogar die Beratung zur europaweiten Vermarktung der neuen Technologie an. Weil es für kleine Unternehmen nicht einfach ist, das passende Programm für sich herauszufinden, können externe Berater eine Hilfe sein. Der Beratermarkt in Deutschland ist jedoch unübersichtlich. Immerhin: Der Deutsche Verband für Technologietransfer und Innovation e.V. (DTI) bündelt zumindest gut 40 auf die Beratung von Innovationen und neuen Technologien spezialisierte Mitgliedsorganisationen mit über 800 Mitarbeitern, und die Industrie- und Handelskammern zählen rund 140 Innovations- und Technologieberaterinnen und -berater in ihren Reihen. Ferner gibt es in dem auf KMU spezialisierten Verband "Die KMU-Berater" freiberufliche Experten, die sich intensiv mit der Fördermittel-Beratung befassen.

"Für meine Mandanten übernehme ich alle Arbeiten, die mit der Förderung zu tun haben", sagt beispielsweise Johannes Drosdol von der DWHS Innovationsberater GmbH aus Lichtenwald. Er entwirft Schreiben, stellt Anträge, erinnert an Termine und bereitet Berichte vor, die vor allem zum Ende der Projekte anfallen. Bevor er sich selbstständig machte, arbeitete er 30 Jahre bei Daimler in der Forschung. Das kann Andreas Oelsner von der Mainzer Surface Concept GmbH (siehe Fallbeispiel rechts) nur bestätigen: "Die Berater kennen oft noch ein paar Kniffe und nehmen sich meist viel Zeit, um sich mit dem Antragsteller sowie den Gutachtern zusammenzusetzen." Oelsner hat dieses Angebot gern angenommen: "Das ist für jemanden, der die Arbeit mit den Formularen scheut, kein schlechtes Modell."

Seine Mandanten findet Drosdol vorwiegend durch Empfehlungen. Wie viele seiner Kollegen arbeitet er erfolgsabhängig: Je nach Projektzuschnitt berechnet er für seine Arbeit zwischen 10 und 14,5 Prozent des Förderzuschusses, zahlbar nach Eingang der jeweiligen Rate. Branchenüblich sind bis zu 25 Prozent. Vielfach wird zudem eine Grundvergütung oder Kaution vereinbart, die mit dem Honorar verrechnet wird.

Über Drosdol oder eines der rund 80 weiteren durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie autorisierten Beratungsunternehmen erhalten Betriebe auch sogenannte Innovationsgutscheine. Sie sind besonders für kleine Unternehmen mit weniger als 100 Beschäftigten gedacht und decken die Hälfte der Ausgaben für externe Beratungsleistungen. Das hilft, Machbarkeitsstudien durchzuführen, das richtige Förderprogramm zu finden sowie Teile des Antrags zu formulieren. Drosdol hat die Erfahrung gemacht, dass Unternehmen mit einer Bilanzsumme von über zehn Millionen Euro eher eine Bewilligung erhalten als Kleinstunternehmen mit nur einer Handvoll Angestellten und einem Umsatz von weniger als eine Million Euro. Der Grund: Die Fachgutachter befürchten oft, dass ein antragstellendes Kleinunternehmen während der Förderphase insolvent gehen könnte. Ein zu geringes Eigenkapital für die Finanzierung des Eigenanteils ist daher einer der häufigsten Gründe, weswegen eine Förderung abgelehnt wird, bestätigt auch AiF-Mann Sprung.

Und Drosdol gibt einen weiteren Tipp: "Antragsteller sollen in ihren Antrag unbedingt hineinschreiben, welches technische Risiko die geplante Entwicklung für sie bedeutet." Denn nur wenn dieses erheblich sei, erhalte ein Unternehmen überhaupt Förderung. "Sie glauben nicht, wie oft mir dies von den Mandanten herausgestrichen wird mit der Begründung: Wir sind gut, wir schaffen das!", berichtet der Förderberater. Oft sind die Antragsteller dann erstaunt, wenn der Berater ihnen erklärt, dass sie dann aber wohl keine Förderung erhalten würden. Wenn aber tatsächlich die erste Förderrate auf dem Konto einginge, kämen die Unternehmen meist so richtig in Fahrt: "Sagen Sie mal, ich habe da noch diese oder jene Entwicklung geplant..." Tatsächlich könnten mehrere Projekte parallel gefördert werden, klärt Drosdol seine Kunden dann auf, sofern die Innovationskraft des Unternehmens das hergibt.

Zwei Drittel aller Anträge werden bewilligt. "Die hohe Erfolgsquote ist nicht nur auf die Qualität der innovativen Ideen zurückzuführen, sondern auch auf eine intensive Beratung", sagt Klaus-Rüdiger Sprung von der AiF Projekt GmbH. Umgekehrt ausgedrückt: Je professioneller ein Unternehmen sich bei seinem F&E-Projekt beraten lässt, desto größer die Chancen, dass der Antrag auf Förderung auch genehmigt wird. ()