Nintendo Switch mit OLED-Display: Das große Upgrade bleibt (vorerst) aus​

Die neue Switch hat ein OLED-Display und einen besseren Standfuß – nicht den von vielen erhofften Hardware-Boost. Die "Switch Pro" könnte trotzdem noch kommen.

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(Bild: Nintendo)

Lesezeit: 4 Min.

Ein OLED-Display, ein besserer Standfuß und ein Ethernet-Anschluss im Dock: Die Verbesserungen der neuen Nintendo Switch klingen vor allem für Nintendo-Fans enttäuschend, die sich in den vergangenen Monaten der Gerüchteküche hingegeben haben: Die für gewöhnlich zuverlässige Nachrichtenagentur Bloomberg hatte immer wieder von einer "Switch Pro" berichtet, die dank einem neuen Nvidia-Chip 4K ausgeben kann und sogar DLSS unterstützt.

Das Gerät, das Nintendo nun vorgestellt hat, ist keine Switch Pro. Es ist hochoffiziell eine "Nintendo Switch (OLED-Modell)", hat also nicht einmal einen raffinierten Namenszusatz bekommen. Auch die OLED-Switch bleibt mit ihrem Tegra X1 auf einem technischen Niveau, das schon zum Start der Switch im März 2017 hinter damaligen Mobiltelefonen hinterherhinkte. Und ein Consumer-Gerät, das ein OLED-Display mit fast schon antiker 720p-Auflösung verbindet, ist aus gutem Grund eine Rarität.

Doch auch das bisherige Switch-Modell hatte diese Probleme – und gehört trotzdem zu den erfolgreichsten Nintendo-Konsolen aller Zeiten. Im März vermeldete das japansiche Spieleunternehmen 85 Millionen verkaufte Switch-Konsolen, 29 Millionen davon alleine im Pandemie-Jahr 2020. Die Switch war in diesem Zeitraum die meistverkaufte Spielkonsole überhaupt.

Während Xbox Series und Playstation 5 wegen Komponentenknappheit kaum zu bekommen sind, kann man die Nintendo Switch gerade ganz normal bei Amazon bestellen. Weil sich die Innereien der hybriden Spielkonsole auch beim OLED-Modell nicht ändern werden, besteht Hoffnung, dass die schlimmsten Engpässe an der neuen Version vorbeigehen. Alleine das würde die technisch bescheidene OLED-Switch begehrenswert machen. Denn was bringt eine tolle High-Tech-Konsole, die man nicht kaufen kann?

Dass Nintendo ohnehin wenig Wert auf Hammer-Grafik und hohe Bildraten legt, ist allgemein bekannt. Diese Schwächen machen die Switch-Konsolen mit einzigartig unterhaltsamen Spielen und dem Vorteil der Mobilität wieder weg: Wer Blockbuster-Spiele mobil zocken möchte, kommt an der Switch nicht vorbei. Cloud-Gaming-Dienste wie xCloud und Stadia vertragen sich schlecht mit dem mobilen Internet, auf Handys sind Großproduktionen ohne räuberische Geschäftsmodelle selten.

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Nintendo tut mit der OLED-Switch außerdem den Entwicklerstudios einen Gefallen. Sie müssen ihre Titel weiterhin nur für ein Hardware-Level optimieren – nicht für drei, wie es bei den Xbox- und Playstation-Konsolen der Fall ist. Wie der arbeitsaufwendige Spagat zwischen den technisch kaum vergleichbaren Konsolen Playstation 4, Playstation 4 Pro und Playstation 5 spektakulär misslingen kann, hat zuletzt „Cyberpunk 2077“ demonstriert. Am Ende litten darunter die Käuferinnen und Käufer.

Davon abgesehen sind die Neuerungen der OLED-Switch durchaus relevant: Ein OLED-Display sieht auch in 720p-Auflösung hübscher aus als ein LC-Panel, überhaupt ist der größere Bildschirm mit schlankeren Rändern ein Mehrwert. Komfortfunktionen wie der überarbeitete Standfuß und der Ethernet-Port im Dock dürften zu einem besseren Gesamtpaket beitragen. Das wird genügen, um die Nachfrage an der Switch derart hochzuhalten, dass Nintendo die Hybrid-Konsole weiterhin zum Vollpreis verkaufen kann. Die OLED-Switch könnte außerdem Besitzerinnen und Besitzer der rein portablen Switch Lite zum Neukauf bewegen, schreibt Videospiel-Analyst Daniel Ahmad auf Twitter.

Eine Switch Pro sollte man derweil noch nicht komplett abschreiben. Die Beliebtheit der Switch ist vor allem in ihrem einzigartigen Hybrid-Konzept aus Mobilität und TV-Modus begründet, mit dem Nintendo nach den misslungenen Wii-U-Experimenten einen Nerv getroffen hat. Gut möglich, dass die Japaner noch über viele Jahre mit der Switch planen. Dabei wird das Unternehmen nicht ewig am Tegra X1 festhalten können: Wenn sich die Chip-Knappheit entspannt, könnte auch Nintendo mit einem echten Hardware-Upgrade liebäugeln.

Die erste Switch-Konsole kam mit "The Legend of Zelda: Breath of the Wild" als Verkaufstreiber auf den Markt. Der Nachfolger soll 2022 in den Handel kommen – vielleicht ja dann mit einer wirklich neuen Switch.

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(dahe)