Nvidias Chipsatz Nforce4 SLI Intel Edition für Pentium-4-Prozessoren

Nvidia stellt den bei AMD64-Mainboards sehr erfolgreichen Nforce-4-SLI-Chipsatz offiziell in der bereits angekündigten Intel Edition für Pentium-4-Prozessoren vor.

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Nvidia stellt am heutigen Dienstag den bei AMD64-Mainboards sehr erfolgreichen Nforce-4-SLI-Chipsatz offiziell in der bereits angekündigten Intel Edition für Pentium-4- und Pentium-D-Prozessoren. Anders als die AMD64-Versionen des Chipsatzes (Nforce4, Nforce4 Ultra, Nforce4 SLI, Nforce Professional 2200/2050) besteht der Nforce4 SLI Intel Edition aus zwei Komponenten: eine Northbridge (SPP für System Platform Processor) und eine Southbridge (MCP, Media and Communications Processor), die untereinander über einen HyperTransport-Link kommunizieren.

Der SPP verbindet den Hauptprozessor (per FSB400/FSB533/FSB800 oder FSB1066, also 100 bis 266 MHz Quad-pumped) mit dem zweikanaligen Hauptspeicher (maximal PC2-5300/DDR2-667, 333 MHz) und mit drei oder vier PCI-Express-Ports. Neben drei PCIe-x1-Geräten lassen sich am PCIe-x16-Port eine oder zwei Grafikkarten anschließen. Im Falle von zwei Grafik-Adaptern, denen dann jeweils acht PCIe-Lanes zur Verfügung stehen, sind mit den Nvidia-Grafikchips der GeForce-6600- oder GeForce-6800-Familien auch SLI-Konfigurationen möglich.

Nvidias Nforce4 SLI Intel Edition besteht aus zwei Komponenten [Klicken für vergrößerte Ansicht]

Die Aufteilung in zwei Chips ist beim Pentium-4-Chipsatz wohl deshalb nötig, weil die Intel-Prozessoren -- anders als die AMD64-CPUs -- keinen eigenen Speicher-Controller enthalten. Mit der Unterstützung für PC2-5300-Speichermodule überholt Nvidia Intel, weil die noch aktuellen Pentium-4-Chipsätze i915P, i915G und i925X maximal PC2-4200/DDR-533-RAM unterstützen. Erste PC2-5300-DIMMs von Third-Party-Modulherstellern wie Corsair, GEIL, Kingston oder OCZ sind im Einzelhandel bereits zu haben, kosten aber noch deutlich mehr als PC2-4200-Module, die wiederum bei vielen Herstellern noch teurer sind als die vor etwa zwei Jahren eingeführten PC3200-Speichermodule. DDR2-667-SDRAMs mit 5-5-5-Zeitparametern sind bei allen DRAM-Herstellern zumindest als Muster zu haben, sie dürften also spätestens mit dem Erscheinen der dafür ausgelegten Intel-Chipsätze i955X/i945P/i945G preiswerter angeboten werden.

Anders als Intels aktuelle und angekündigte Pentium-4-Chipsätze soll der Nforce4-SPP Speichermodule mit bis zu 4 GByte Kapazität unterstützen; theoretisch wäre also mit den vier vorgesehenen Steckplätzen ein Hauptspeicher-Ausbau auf bis zu 16 GByte möglich, den der Chipsatz dank der Auswertung von 36 Adressbits auf dem FSB auch vollständig adressieren kann. Doch der Nforce4 SLI Intel Edition verträgt nur ungepufferte Speicherriegel (ohne ECC), sodass für passende 4-GByte-DIMMs der Einsatz von 2-GBit-Speicherchips nötig wäre. Zurzeit sind nicht einmal ungepufferte 2-GByte-DIMMs aus 1-GBit-Chips zu bekommen, sodass in der Praxis der RAM-Ausbau auf 4 GByte physischen Speicher beschränkt bleibt. Ob der Chipsatz Memory Remapping unterstützt, womit wenigstens diese 4 GByte unter einem 64-Bit-Betriebssystem mit einem EM64T-Prozessor voll nutzbar wären, sagt Nvidia nicht genau.

Bis auf den Speicher-Controller entspricht der Funktionsumfang des SPP des Nforce4 SLI Intel Edition also dem des Nforce4 SLI für AMD64-Prozessoren. Größere Unterschiede bestehen allerdings bei den Southbridge-Funktionen, denn der MCP soll RAID-5-Konfigurationen unterstützen. Nvidia nennt die sehr umfangreichen Möglichkeiten der Zusammenschaltung von bis zu vier SATA-II- und vier PATA-Festplatten Media Shield Storage. Per BIOS-Setup und über eine Windows-Software lassen sich diverse RAID-0, -1, -10, -5 und JBOD-Matrizen einstellen. Beleuchtete SATA-Stecker (Disk Alert System) sollen Fehler lokalisieren helfen, einige RAID-Modi lassen sich in andere RAID-Modi konvertieren ("Morphing"). Die SATA-II-Ports sind für 3-GBit/s-Transfers, Native- und Tagged-Command-Queuing (NCQ/TCQ) ausgelegt.

Wie bei den Athlon-64-Varianten des Nforce4 sind 10 USB-2.0-Ports, ein 32-Bit/33-MHz-PCI-Bus und ein Gigabit-Ethernet-MAC mit Hardware-Firewall (Active Armor) vorgesehen, die sich per Windows-Utility konfigurieren lässt und auch bereits den neuen TCP/IP-Stack des kommenden Microsoft-Betriebssystems Longhorn unterstützen soll. Als Audio-Schnittstelle ist AC'97 2.3 mit bis zu 8 Kanälen vorgesehen; HD Audio (HDA) ist nicht vorgesehen. Das überrascht etwas, denn HDA verspricht Vorteile durch native 64-Bit-Unterstützung.

Nvidia positioniert den Nforce4 SLI Intel Edition als Highend-Chipsatz für Hochleistungs-PCs und betont die FSB1066-Kompatibilität mit den Extreme-Edition-Typen des Pentium 4. Dem Highend-Anspruch will Nvidia durch SLI und umfangreiche Übertaktungsfunktionen gerecht werden, wobei das Windows-Utility nTune eine tragende Rolle spielt. Dieses überwacht nicht nur die Hardware, sondern erlaubt auch die Einstellung höherer Taktfrequenzen und kürzerer Latenzzeiten beim Speicherzugriff. Launch-Partner Corsair will dazu passende Speichermodule liefern, hat aber in einer kürzlich veröffentlichten Analyse (604 KByte PDF) für AMD64-Prozessoren selbst nachgewiesen, dass die Geschwindigkeitsvorteile teurer Module mit kurzen Latenzzeiten in praktischen Anwendungen deutlich unter 10 Prozent liegen (und überdies -- Stichwort: 1T Command Rate-- nicht einmal vollständig von den Modulen selbst abhängen). Doch schnellere Module ermöglichen immerhin höhere Taktfrequenzen und Nvidia nennt explizit eine Pentium-4-Frequenz von maximal 4,3 GHz sowie FSB1290 (322,5 statt 266,7 MHz) als erreichbare Ziele. Für die nötigen Frequenzreserven sollen Optimierungen im Speicher-Controller und bei der Ansteuerung der Speichermodule sorgen.

Mainboards mit Nforce4 SLI Intel Edition waren auf der CeBIT 2005 bereits bei mehreren (und allen großen) taiwanischen Board-Herstellern zu sehen. Preise sind bisher noch nicht bekannt.

Bis zur Jahresmitte, also innerhalb der nächsten 12 Wochen, will Intel seine konkurrierenden Chipsätze anbieten, darunter den i955X für Pentium D und Pentium 4, der ebenfalls DDR2-667, SATA-RAID 5, SATA II und überdies ECC und HD Audio unterstützen soll. Anlässlich des IDF hatte Intel eine Grafik veröffentlicht, die andeutet, dass sich auch mit dem i955X durch den Einsatz einer PCIe-x16-Bridge Mainboards mit zwei PEG-Ports für Grafikkarten bauen lassen würden. Auch ATI plant offenbar einen Chipsatz für zwei Grafikkarten. Ob und mit welchen Grafikkarten diese Lösungen eine ähnliche Funktion wie SLI unterstützen, also die gleichzeitige Verarbeitung von Bilddaten durch zwei Grafikprozessoren, bleibt bisher offen. (ciw)