Programmierwerkzeuge für Windows Phone 7

Seite 2: Einstieg

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Der Einstieg in die neue Plattform soll für Entwickler besonders einfach sein. Deshalb sind die erforderlichen Werkzeuge kostenlos verfügbar und werden in einem einzigen Paket zum Download angeboten. In ihm finden sich neben den Entwicklungswerkzeugen die Dokumentation zur neuen Plattform und Beispielprogramme. Entwickler erhalten dadurch alles, was zum Schreiben und Verteilen von Windows-Phone-Anwendungen erforderlich ist, aus einer Hand geliefert. Hat man Visual Studio 2010 auf seinem PC installiert, wird ein Add-in installiert. Verfügt man noch nicht über die Entwicklungsumgebung, bekommt man sie in Form von Visual Studio 2010 Express for Windows Phone kostenlos mitgeliefert. Das aktuelle Visual Studio ist der Dreh- und Angelpunkt der Applikationsentwicklung für Windows Phone 7. Neben der Projektverwaltung stellt die Windows-Phone-Variante der IDE Packager, Manifest-Generator sowie Designer und Debugger bereit.

Visual Studio 2010 mit dem Emulator stellt die Basis für die Entwicklung von Windows-Phone-Anwendungen dar (Abb. 2).

Das Visual Studio für Windows Phone beziehungsweise das Add-in für eine schon installierte IDE stellen neue Projekt-Templates bereit, die speziell auf die Entwicklung von Windows-Phone Anwendungen zugeschnitten sind. Im Ordner "Visual C# | Silverlight for Windows Phone" findet man unter "Installed Templates" die drei Vorlagen "Windows Phone Application", "Windows Phone List Application" und "Windows Phone Class Library". Die beiden ersten Templates kann man als Grundlage für eigene Silverlight-Applikationen nutzen. Man startet entweder mit einer einfachen einseitigen Anwendungen bestehend aus Page und Frame oder mit einer ListBox und der dazugehörigen Navigation, die sich vor allem zum Darstellen von Daten aller Art eignet.

Die dritte Vorlage dient als Ausgangspunkt für eine DLL, die keine UI-Elemente enthält und mit anderen Applikationen geteilt werden soll. Zusätzlich gibt es noch eine Vorlage für ein auf dem Panorama-Steuerelement basierende Anwendung und eine "Data Bound List Application", die eine an ein Datenmodell gebundene Applikation mit einer Liste bereitstellt.

Außerdem sind eine Maps Control zum Zugriff auf Bing Maps und ein Pivot-Steuerelement verfügbar. Panorama ermöglicht es, das Konzept der sogenannten Hubs von Windows Phone 7, die Informationen nicht nach Applikationen, sondern nach Inhalten unterteilt anzuzeigen, in eigenen Applikationen einzusetzen.

Visual Studio 2010 wird um Vorlagen für die Entwicklung von Silverlight-Anwendungen für Windows Phone ergänzt (Abb. 3).

Durch die Integration des XNA Game Studio lassen sich weitere Templates bereitstellen. In der Sektion "XNA Game Studio 4.0" unter "Visual C#" findet man nun neben den XNA-Vorlagen für Windows und Xbox 360 die Templates "Windows Phone Game" und "Windows Phone Game Library", die sich als Basis für eine XNA-Applikation oder eine DLL verwenden lassen. Mit der Vorlage "Content Pipeline Extension Library" kann man zudem Erweiterungen für die Content Pipeline in Windows Phone entwickeln. Weitere Templates für die Windows-Phone-Entwicklung stehen zudem online zur Verfügung. Es lassen sich beispielsweise weitere Projektvorlagen für die Entwicklung von Anwendungen in F# abrufen.

Visual Studio 2010 stellt auch Vorlagen für die Entwicklung von XNA-Anwendungen für Windows Phone bereit (Abb. 4).

Ein weiteres Tool, das im Installationspaket enthalten ist, ist Expression Blend 4. Es richtet sich mehr an Designer als an Programmierer und ermöglicht Ersteren, auf ähnliche Weise User Interfaces für Windows Phone zu designen wie bisher bei RIA-Applikationen für den Desktop-Browser mit Silverlight. Designer könne mit dem Tool via Drag&Drop XAML-User-Interfaces erstellen, die sich direkt in Visual Studio übernehmen und von Entwicklern mit Programmlogik ausstatten lassen. Die für Windows Phone erstellten Silverlight-Projekte können Programmierer sowohl in Visual Studio als auch in Expression Blend for Windows Phone öffnen und bearbeiten, was eine nahtlose Zusammenarbeit zwischen Softwareentwickler und Designer verspricht.

Expression Blend 4 for Windows Phone ermöglicht das komfortable Erstellen von anspruchsvollen UIs für Silverlight-Anwendungen (Abb. 5).

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Pakets ist der Windows Phone Emulator, der das Testen und Debuggen von Silverlight- und XNA-Anwendungen für Windows Phone ermöglicht. Der Emulator unterstützt eine GPU-Emulation, verschiedene Ausrichtungen und Phone Skinning. Zum Debuggen aus Visual Studio heraus kommt entweder der Emulator oder ein echtes Gerät zum Einsatz. Das Erstellen und Ausliefern der Anwendungspakete übernimmt die IDE. Bei der Fehlersuche werden gängige Funktionen wie Call Stack Walking, die Auswertung von Ausdrücken, das schrittweise Ausführen des Codes und die Überwachung von Variablen unterstützt.

Die Entwicklung von Windows-Phone-Anwendungen geht nur mit Vista oder Windows 7. Schuld daran ist vor allem der Emulator, der die Zusammenarbeit mit XP, Windows Server, Virtual PC und Hyper-V verweigert. Das führt unter anderem dazu, dass Entwickler, die Entwicklungsumgebungen für die Zielplattformen normalerweise auf einem virtuellen System laufen lassen oder die Beta-Version nicht gleich auf ihrem Live-System installieren wollen, nun gezwungen sind, auf einem realen System zu arbeiten.

Das erwähnte XNA Game Studio ist ebenfalls Bestandteil des Installationspakets. Es stellt neben den Managed-Code-Klassenbibliotheken externe Tools bereit. Hierzu gehören Werkzeuge, die das Integrieren von grafischen Inhalten sowie Audio-Dateien in ein Spiel vereinfachen.

Nachdem Microsoft im März auf der MIX 2010 die Tools für Windows Phone zunächst als Preview (CTP) bereitgestellt hatte und später eine Beta-Version folgen ließ, sind sie seit Mitte September final freigegeben. Da die Anwendungsentwicklung einen zentralen Bestandteil von Microsofts neuer Mobile-Strategie ausmacht, hat Microsoft damit, nachdem das Betriebssystems am 1. September fertiggestellt wurde, noch vor dem Start des aktualisierten App-Stores die finale Version der Developer-Tools bereitgestellt.

Microsoft empfiehlt Entwicklern, die Zeit bis zum Launch des Windows Phone Marketplace sowie der ersten Geräte im Oktober für Anpassungen zu nutzen. Laut Microsoft sind die Tools mittlerweile über 350.000-mal heruntergeladen worden, was durchaus auf einen Start des Marketplace mit zahlreichen Applikationen hoffen lässt.