Reiner als Erdgas: Was genau ist eigentlich LNG?

Deutschland und Europa importieren künftig mehr LNG. Doch gibt es noch mehr Unterschiede, außer dass das Gas flüssig transportiert wird?

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(Bild: The Mariner 4291 / Shutterstock.com)

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Die Worte LNG und Flüssigerdgas sind seit diesem Jahr plötzlich in aller Munde. Das flüssige Gas selbst möchte man hingegen lieber nicht im Mund haben – das wäre allein wegen seines tiefkalten Zustands alles andere als empfehlenswert.

Liquefied Natural Gas (LNG) ist farblos, geruchlos und – wie der Name schon besagt – flüssig. Diesen Aggregatzustand nimmt das Gas aber erst bei entsprechend niedrigen Temperaturen ein, die laut des Verbandes Gas, einem Zusammenschluss aus 135 Unternehmen der Gaswirtschaft, bei minus 162 °C liegt. Manche sprechen deshalb auch von kryogenem oder tiefkaltem Gas.

Russlands Angriffskrieg auf die Ukraine und die von Russland eingestellten Gaslieferungen über die Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 haben Flüssigerdgas plötzlich eine ungeahnte Prominenz verliehen, obwohl Europa schon vorher LNG importiert hat und es viele Pläne gab, den Import auszubauen. Noch in diesem Jahr steigt aber auch Deutschland in den LNG-Import mit eigenen Terminals wie in Wilhelmshaven ein. Für die kommenden Jahre sind insgesamt allein fünf staatliche Importmöglichkeiten geplant. LNG soll neben dem Erreichen eines 20-Prozent-Sparziels eine wichtige Rolle spielen, um von russischem Gas unabhängig zu werden.

Erst unter extrem kalten Bedingungen kann Flüssigerdgas überhaupt in größeren Mengen vernünftig transportiert werden. Gas-Tankschiffe fallen in der Regel durch ihre kugelförmigen Aufbauten auf. Durch das Verflüssigen wird das Volumen um den Faktor 600 reduziert und der Energiegehalt verdichtet.

Das Abkühlen und Verflüssigen ist ein energieintensiver Prozess. Laut Branchenangaben gehen 10 bis 25 Prozent des Energiegehaltes dadurch verloren. Dafür sei der Transport auf Schiffen weniger energieintensiv als andere Arten von Gastransport. Viele Schiffe nutzen dafür das sogenannte Boil-off-Gas, Gas aus der Ladung, das sich aus technischen Gründen erwärmt, dadurch an Bord zurück in den gasförmigen Zustand übergeht und ohnehin entfernt werden muss.

Die Unterschiede zum sonst üblichen Erdgas hören bei der Verflüssigung allerdings nicht auf. LNG besteht zwar wie Erdgas vorwiegend aus Methan, es ist allerdings reiner. In der Herstellung werden Verunreinigungen, Wasser, Kohlendioxid, Schwefelwasserstoff, Stickstoff und Gaskondensate entfernt, da sie im flüssigen Zustand bei Lagerung und Transport zu Problemen führen können.

Nicht zu verwechseln ist LNG übrigens mit dem sogenannten Autogas und CNG, was schon seit vielen Jahren als Alternative zum Benzinantrieb existiert.

Das aufwendige Herunterkühlen und der Transport lassen erahnen, dass LNG teurer als das per Pipeline transportierte Gas ist. Doch LNG wird an den Energiemärkten zunächst einmal wie normales Erdgas gehandelt – es sind stattdessen die Knappheit an Tankern und Lieferanten und deren Auswirkungen auf das Gesamtangebot, die den Einkaufspreis für Gas in die Höhe treiben. Das russische Gas, das über Pipelines angeliefert wurde, sorgte durch das Überangebot für niedrige Preise.

(mki)