Rust: Junger C/C++-Herausforderer mit abwechslungsreicher Geschichte

Seite 4: Fazit

Inhaltsverzeichnis

Technologien sind selten von ihren Communitys zu trennen. Bei Rust ist die Community offen, freundlich und insbesondere aktiv. Zum Treffen der ersten Rust-Usergruppe in Berlin kamen beispielsweise 80 Menschen, und die regelmäßigen Übungsgruppen sind gut besucht.

Bemerkenswert ist es, dass sich das Team hinter Rust für einen Community Code of Conduct entschieden haben, der nicht nur niedergeschrieben, sondern auch gelebt wird. Sowohl das Subreddit- als auch das offizielle Userforum zeichnen sich dank Moderationsteams durch einen guten Umgangston aus, in dem aber auch gerne mal herzhaft gestritten wird, solange der Streit sachlich bleibt. Code-Reviews werden außerdem gerne und freundlich durchgeführt.

Spannungen bleiben, insbesondere, da viele der Rustaceans der ersten Stunde unterschiedliche Vorstellung von der Sprache haben. Gerade die Ausgangssituation zwischen Menschen, die aus dynamischen Sprachen stammen und Rust vor allem zum Implementieren von Bibliotheken verwenden wollen, und denen, die Rust einfach als besseres C++ sehen, führt regelmäßig zu Meinungsverschiedenheiten.

Ein gängiger Witz in der Rust-Community ist: "Go vs. Rust? Nun, das eine ist ein Brettspiel, das andere eine Programmiersprache". Keiner will damit Go schlechtreden, nur werden die beiden Sprachen sehr häufig miteinander verglichen, obwohl sie wenig gemeinsam haben. Nicht ohne Grund: Als Rust zum ersten Mal vorgestellt wurde, ähnelte die Sprache Go durchaus. Sie besaß Interfaces, ein Goroutinen ähnliches Tasksystem und sogar einen Garbage Collector. Auch Channels waren ein Sprachelement und kein Bibliotheksfeature. Gerade diese initiale Ähnlichkeit zu Go hat wohl auch dafür gesorgt, das Rust sich bewusst in eine andere Richtung bewegt hat. Heute sollte man Rust eher im Vergleich zu C/C++ sehen, denn genau in deren Feld will Rust auch hineinwachsen.

Rust hat sich über die letzten zwei Jahre von einer interessanten, wenn auch etwas ziellosen zu einer scharf fokussierten, maschinennahen Sprache gemausert, die C und C++ ernstzunehmende Konkurrenz macht. Sie bedient vor allem ein Feld, das in den letzten Jahren eher wenig Innovationen zu bieten hatte: laufzeitlose Sprachen, die sich gut einbinden lassen und zu Maschinencode kompilieren. Der neu gewonnene Fokus zeigte sich letztes Jahr in Form einer Löschorgie, in der viele halbgare und experimentelle Features entfernt wurden. Das Team hinter Rust sendet damit und mit dem rigiden Veröffentlichungsrythmus vor allem eine Nachricht: Rust ist hier und will verwendet werden.

Florian Gilcher
ist Geschäftsführer der asquera GmbH und Vorstand des Ruby Berlin e.V. Er entwickelt seit anderthalb Jahren in Rust und hilft beim Berliner Rust-Meetup aus.

Johann Hofmann
studiert Informatik in Berlin und arbeitet für das Privacy-Startup ZenMate. Er organisiert das Berliner Rust-Meetup.
(ane)