Schule digital: Erfahrungen und Tipps für den digital gestützten Unterricht

Seite 5: Twitter hilft!

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Um in den sozialen Medien einen Überblick zu bekommen, helfen gängige Hashtags in der Suchfunktion weiter. Auf Twitter liefert die Suche nach "#twlz webinar", mit eingestellter Sortierung nach "Neueste", aktuelle Tipps und Links aus dem berühmten Twitterlehrerzimmer, kurz twlz. Für die Suche ist übrigens kein eigener Twitter-Account notwendig.

Der Twitternutzer Sesta (@StaakSebastian) pflegt ein umfangreiches Webinar-Radar auf Trello mit aktuellen Veranstaltungstipps, welches auf Twitter verlinkt ist.

Dass Lehrkräfte jetzt nach Weiterbildungen im Netz suchen, hat nichts mehr mit Pioniergeist, Entrepreneurship oder hippen EdTech-Hype zu tun. Es ist vielmehr die Anerkennung der Bildung in der digitalisierten Welt, der erkannte Sinn des lebenslangen Lernens. Schule und Unterricht verändern sich, und so verändern wir Lehrkräfte uns auch.

Im Hinblick auf die Nachhaltigkeit ist es jedoch zumindest fragwürdig, wenn einzelne Lehrkräfte einer Schule in ihrer eigenen virtuellen Filterblase bleiben, auch wenn sie dank sozialer Medien und digitaler Veranstaltungsformate voll gleichgesinnter Lehrkräfte aus den unterschiedlichsten Schulformen und Ländern besteht. Denn letztlich arbeitet jede Lehrkraft doch wieder in der eigenen Schule.

Was liegt also näher, als Unterstützungsstrukturen und Weiterbildungsformate im eigenen Kollegium aufzubauen? Der kurze Dienstweg bei einer Aufgabenstellung im Distanzunterricht, zu einer Unterrichtsmethode in einer Videokonferenz, zu technischen Problemen mit einer App, zum Datenschutz, zur Aktivierung der Schüler:innen, zu projektbasiertem Lernen im Hybridunterricht, zu – ja eigentlich allem, was man lernen möchte, – kann im eigenen schulischen Umfeld gegangen werden, um sich weiterzubilden.

Gute Formate sind sogenannte Mikrofortbildungen im Kollegium. Eine Person aus dem Kollegium zeigt 5-10 Minuten in einer Fachschaftskonferenz oder Dienstbesprechung etwas, was im Distanzunterricht weitergeholfen hat, Schüler:innen Kompetenzen zu vermitteln. Oder es wird einer der Nuggets vorgestellt, der in einem MOOC, Workshop oder Vortrag online mitgenommen wurde. Auch fachfremde Beispiele erweitern den eigenen Bildungshorizont und sind es wert, geteilt zu werden.

Es entwickelt sich im besten Fall nach und nach eine Lerngemeinschaft im Kollegium, deren Format einer Community of Practice (CoP) entspricht. Auch wenn es Zweifelnde und ewig Nörgelnde im Kollegium gibt: Oft werden die Zweifelnden überrascht sein, wie erleichternd, beruhigend und Vertrauen schaffend solche Weiterbildungsformate in den eigenen Reihen wirken können. An meiner Schule werden so regelmäßige Medientreffs in der schuleigenen Digitalwerkstatt organisiert – oder eben virtuell in Videokonferenzen, je nach Inzidenz.

Zum Schluss vier Tipps für die kollegiale Lerngemeinschaft an der eigenen Schule:

  1. Nehmen Sie Rücksicht auf die Dringlichkeit der Themenwünsche im Medientreff. Teilen Sie bei Bedarf die Gruppe in kleinere Gesprächskreise auf, real an unterschiedlichen Tischen, virtuell in Breakout-Räumen. Halten Sie jederzeit die virtuellen und realen Türen offen und gestatten Sie den stillen Wechsel der Teilnehmenden zwischen den Themen ohne Begründung.
  2. Halten Sie Wissen für die Nachwelt fest. Auch wenn es lästig erscheinen mag: Das Dokumentieren der Nuggets wie App-Einstellungen, Fragen und Antworten in einer für alle zugänglichen, möglichst offenen Form (beispielsweise einem Wiki) erspart die spätere, erneute Suche nach der gleichen Problemlösung und auch die wiederholten, redundanten Anfragen an die Lehrkräfte mit der größten Digitalkompetenz selbst. Außerdem fördert das Dokumentieren in digitalen Formaten und das Auffinden von bereits dokumentierten Problemlösungen die eigene Digitalkompetenz. Sharing is caring!
  3. Lassen Sie große und kleine Nuggets zu. Geben Sie den Kolleginnen und Kollegen, vor allem neu Hinzugekommenen, die Möglichkeit, selbst im Medientreff ihre Erfahrungen zu teilen und den anderen vorzustellen. Sie werden überrascht sein, wie viel ein scheinbar kleiner Schritt für die Mehrheit der Lehrkräfte an persönlicher Weiterbildung bedeuten kann.
  4. Wechseln Sie die Perspektive. Oft gibt es (technische) Schwierigkeiten im Distanzunterricht, weil die Lehrersicht auf den Distanzunterricht eine völlig andere ist als die der Schülerinnen und Schüler sowie deren Eltern. Im Klassenraum kennt man die Geräteaustattung, weiß, wo die Kreide liegt und welche Auflösung der Beamer liefert. Im Distanzlernen besitzen die Lernenden einen Endgeräte-Zoo von beeindruckender Artenvielfalt, sprechen unmögliche Gerätenutzungszeiten innerhalb der Familie ab, haben vielfältige Internetanbindungen und kreative Ideen, gestellte Aufgaben zu bearbeiten. Wenn im Medientreff verschiedene Szenarien gemeinsam mit den Kolleg:innen durchgespielt werden ("Ich bin jetzt mal Anna mit dem Android Handy! Du tust mal so, als ob du Peter mit dem iPad bist!"), erleben Lehrkräfte hautnah, was alles passieren kann und ermöglicht werden muss. Der Medientreff bietet gleichzeitig einen geschützten Raum für uns Lehrkräfte als lebenslang Lernende und wird zum treibenden JourFixe einer neuen Lernkultur.

(kbe)