Schwerpunkt H-IT-ZE: Mit Undervolting Stromverbrauch, Lärm und Hitze reduzieren

Seite 3: Spannungsreduzierung bei Grafikkarten

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Auch Grafikkarten haben einen Prozessor, bei dem dieselben Prinzipien wie bei der CPU greifen. Der spannungssenkende Eingriff erfolgt bei ihnen über den Treiber oder ein Tuning-Utility – wir haben das unter Windows 10 durchexerziert. Am bequemsten machen es dem Nutzer AMDs aktuelle Radeon-Grafikkarten der Reihen RX Vega und RX 5000. In deren Treiber-Panel ist eine Schaltfläche für automatisches Undervolting integriert. Zu finden ist sie unter "Leistungsoptionen" und "Konfiguration".

Schon damit lassen sich einige Watt an Strom sparen und die Lüfter speziell der lauten Referenzkarten laufen bedeutend langsamer und leiser. In manchen Fällen werden die Karten dabei sogar etwas schneller, weil sie normalerweise ihren Takt bei Erreichen der TDP-Grenze senken und das nun später oder gar nicht mehr geschieht. Besitzer älterer Radeon-Grafikkarten wie den RX 400/500 oder deren Vorgänger müssen auf manuelle Spannungsanpassung zurückgreifen.

Ab der RX Vega bietet AMDs Radeon-Treiber unter Windows 10 eine Undervolting-Automatik, die für Einsteiger geeignet ist. Im manuellen Modus, auf den man für ältere Karten sowieso zurückgreifen muss, ist allerdings noch mehr Einsparpotenzial vorhanden.

(Bild: Carsten Spille / c't)

Nvidia macht es den GeForce-Nutzern nicht ganz so leicht, erlaubt aber immerhin den API-Zugriff auf die nötigen Treiberfunktionen. Daher muss man ein Tuning- Tool wie den MSI Afterburner (Download) installieren, der auch mit Karten anderer Hersteller funktioniert (die Mitinstallation des RT-Statistics-Servers können Sie für die Zwecke dieses Artikels abbrechen). Zunächst schalten Sie nach einem Klick auf das Zahnrädchen die Spannungsregelung und -überwachung mit zwei Häkchen im Reiter "Allgemeine Einstellungen" frei. Einen Neustart später können Sie über Strg+F die Spannungskurve von Karten ab der GeForce-1000-Reihe direkt beeinflussen. Ein Klick auf eines der kleinen Kästchen wählt die entsprechende Kombination aus Spannung (X-Achse) und Taktrate (Y-Achse) aus.

Für den Anfang haben sich 0,9 Volt bewährt, was meistens einem Wert zwischen 1700 und 1800 MHz entspricht. Drücken Sie nun die Taste L (für "lock", festsetzen), um diesen Wert zu fixieren. Mit gedrückter Umschalt-Taste können Sie die komplette Kurve nun nach oben (OC) oder nach unten verschieben, allerdings empfiehlt es sich, zunächst nur eine Variable – Spannung oder Takt – zu ändern.

Das Tool MSI Afterburner funktioniert trotz seines Namens mit Grafikkarten aller Hersteller. Es erlaubt, die hinterlegte Kurve auf einen niedrigen Spannungspunkt zu fixieren und damit die Leistungsaufnahme unter Last deutlich zu senken.

(Bild: Carsten Spille / c't)

Prüfen Sie auch hier die Stabilität. Der Folding@home-GPU-Client hat sich dafür als praktisch erwiesen, da er bequem im Hintergrund läuft und Rechenfehler aufgrund zu geringer Spannungen mit ungültigen Workunits quittiert. Merken Sie Fehler etwa in 3D-Spielen, läuft die Grafikkarte nicht stabil.

Haben Sie eine passende Kombination aus Takt und Spannung gefunden und für stabil erachtet, sollten Sie diese als Profil im Afterburner abspeichern und bei Bedarf laden. Denn auch hier gilt: Eine fixe (Maximal-)Spannung erhöht die Leistungsaufnahme im Leerlauf deutlich. Ist Ihnen das zu kompliziert, können Sie im Hauptfenster des Afterburners auch einfach das Power-Limit prozentual verändern – das greift nur bei hoher Auslastung der Grafikkarte ein.

Mit Undervolting lässt sich die Leistungsaufnahme eines PCs merklich senken. Während sich die Spannungen für Prozessoren in vielen BIOS-Setups manipulieren lassen, ist für die Grafikkarte meist der Einsatz von Tuning-Tools nötig. Für beide gilt, dass vor dem Erfolg erst eine Experimentierphase durchgemacht werden muss, in der auch Abstürze und Freezes auftreten können. Steht das Undervolting, läuft der Rechner fortan kühler, sparsamer und leiser. (csp)