Science-Fiction-Klassiker: 40 Jahre Blade Runner

Seite 3: Die Tricks

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(Bild: Warner Home Video)

Der Film-Architekt Lawrence G. Paull setzt die Zeichnungen in ein Modell um, auf der Basis bereits vorhandener Kulissen von New York. Es gibt einerseits eine 20 Quadratmeter große Miniatur-Stadt, die für Luftaufnahmen genutzt wird, andererseits werden manche Gebäude mannshoch und höher gefertigt. Sie sind mit vielen kleinen Lichtern versehen und lassen sich schräg stellen, um realistische Flugaufnahmen zu drehen. Die Fahrzeuge werden ebenfalls von Syd Mead entworfen und in Originalgröße gebaut. Der Höhepunkt ist der Spinner, ein Auto, das auch fliegen kann und bei dem man 360 Grad in alle Richtungen sehen kann.

Modelle, Hintergrundbilder und die realen Szenen zusammenzusetzen, ist die Aufgabe des Teams von Don Trumbull, der seine ersten Erfahrungen bereits mit "2001" sammelt. Teilweise werden viele Schichten übereinander gelegt. Die Filmszenen werden auf eine Glasplatte projiziert, auf der ein Hintergrund gemalt ist. Darüber wird separat Rauch oder eine Straßenbeleuchtung gelegt. Alles ohne Computer. Und wenn sich Harrison Ford am Ende an einen Stahlträger klammert, hängt er nicht wirklich in der Luft. Die Aufnahmen entstehen im Studio. Er ist mit einem Seil gesichert, unter ihm ein Luftkissen.

Ein guter Teil des Films spielt im Bradbury Building. Mit seinem viktorianischen Stil, dem Atrium mit Glasdach, Vogelkäfigen als Aufzügen, Fliesen, Eisengeländern und Mamortreppen ist es eine Wunderkiste. Es wird 1893 erbaut und ist eines der ältesten Gebäude in Los Angeles, das 1850 erst 1600 Einwohner hatte. Benannt ist es nach dem Bergbau-Millionär Lewis Bradbury, der es in Auftrag gibt. Der Architekt orientiert sich an den Beschreibungen des utopischen Romans "Ein Rückblick aus dem Jahre 2000 auf 1887" von Edward Bellamy, der Erfindungen wie Massenmedien und Kreditkarten vorausahnt.

Die Dreharbeiten sind schwierig. Ständig Nachtdrehs, der viele Nebel, der nervige Regen. Das drückt auf die Stimmung. Der Brite Ridley Scott ist neu in den USA und kommt nicht mit dem US-Team zurecht. Häufig streitet er sich mit Harrison Ford. Vor allem um die Frage, ob Deckard ein Replikant sei; ein Gedanke, der Ford nicht gefällt. Es soll ihr einziger gemeinsamer Film bleiben.

Die herausragende Musik von Vangelis wertet den Film ungemein auf; ein Wesen aller guter Soundtracks. Ridley Scott geht soweit, dass er während der Drehabeiten riesige Lautsprecher auf den Dächern anbringt, damit sich die Statisten als Bewohner der Stadt im richtigen Rhythmus bewegen. Auf der anderen Seite verwendet Vangelis VHS-Aufnahmen der bereits gefilmten Szenen, um die Musik zu komponieren. Sie entsteht mit Hilfe einer ganzen Reihe von Synthesizern; ergänzt durch traditionelle Instrumente wie Glockenspiel.

Einen Oscar kann er dafür nicht erhalten: Den bekommt er bereits im Jahr zuvor für den Soundtrack des Sportlerfilms "Die Stunde des Siegers", der für gleich sieben Oscars nominiert ist und vier davon gewinnt. Der Film geriet ins Vergessen, aber sein Hauptthema von Vangelis hat jeder schon mal gehört. Zum ersten Mal wird ein Oscar für Synthesizer-Musik vergeben und vermutlich will es die Academy nicht übertreiben, indem sie Vangelis im Folgejahr gleich noch einmal auszeichnet. Es gibt nicht einmal eine Nominierung. Nie wieder übrigens. Gewonnen hat 1983 John Williams für "E.T."

Harrison Ford ist der einzige Star im Film. Die meisten Rollen werden durch Schauspieler übernommen, die ihre Karriere noch vor sich haben. Für sie ist "Blade Runner" vielleicht die Rettung vor einem Leben voller kleiner Nebenrollen; zumindest ist die Rolle für alle eine ihrer wichtigsten.

Für Edward James Olmos, der Bryants Handlanger Gaff spielt, trifft das zumindest auf dem Bildschirm zu. Er arbeitet seit Jahren als Rocksänger in Clubs in Los Angeles und wird als Hauptdarsteller in dem Musical "Zoot Suit" gefeiert. Dort wird er für die Rolle entdeckt. Zwei Jahre später bekommt er die Rolle seines Lebens als Lt. Castillo in "Miami Vice". Die zweite große Rolle des Schauspielers mit mexikanischen Wurzeln ist die des Commander Adama im Serien-Remake "Battlestar Galactica". Weitere Kino-Erfolge bleiben ihm verwehrt.

Auch für die Darstellerin der Rachel, Sean Young, scheint der Film das Sprungbrett zu sein, auch wenn sie bereits zuvor die Hauptrolle in dem Klamaukfilm "Küß’ mich, Doc!" innehat. Nach "Blade Runner" spielt sie in "Der Wüstenplanet", in "No Way Out" mit Gene Hackman und Kevin Costner sowie in "Wall Street". Auseinandersetzungen mit dem Regisseur Oliver Stone führen dazu, dass sie (als Filmtochter von Michael Douglas) weitgehend aus dem Drehbuch geschrieben wird.

Ebenso wie Sean Young steht Daryl Hannah 1982 am Anfang ihrer Karriere. Danach folgen Komödien wie "Splash – Jungfrau am Haken" an der Seite von Tom Hanks und "Staatsanwälte küsst man nicht" mit Robert Redford. In "Wall Street" als Freundin von Charlie Sheen trifft sie wieder mit Sean Young zusammen. Seit den Neunzigern ist es ruhiger um sie; unvergesslich ist ihre Rolle als Elle Driver in "Kill Bill" von Quentin Tarantino.

Die Schlangenfrau Joanna Cassidy bekommt ein Jahr später eine größere Rolle in dem Politthriller "Under Fire" an der Seite von Nick Nolte und Gene Hackman; später spielt sie die Dolores in "Falsches Spiel mit Roger Rabbit".

Rutger Hauer hätte um ein Haar gar nicht mitgespielt: Dem Niederländer wird eine Hauptrolle in "Das Boot" angeboten, die er ablehnt. Bereits sein erster Streifen, "Türkische Früchte" unter Paul Verhoeven, neun Jahre vor "Blade Runner", ist ein Erfolg. Er wird mit einer Oscar-Nominierung für den besten ausländischen Film geadelt; im Nachhinein erhält er eine Auszeichnung als bester niederländischer Film des Jahrhunderts. Hauer zieht es nach Hollywood, wo er nach seiner Rolle als Bösewicht in "Nachtfalken" mit Sylvester Stallone und nach "Blade Runner" auf Schurken in B-Filmen festgelegt ist.