Seufz, stöhn, grübel: "Ingeniör" Daniel Düsentrieb wird 70 Jahre

Daniel Düsentrieb, "das größte Genie in Entenhausen", feiert Geburtstag. Im Mai 1952 tauchte er erstmals in einem Comicheft auf.

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Manchmal ist dem Ingeniör eben doch etwas zu schwör. Das Vermarkten seiner eigenen Ideen zum Beispiel. Statt seinen Stammkunden Dagobert Duck um Venturecapital anzuhauen, läuft Daniel Düsentrieb lieber glockenbimmelnd durch Entenhausen, um seine Dienste anzubieten. Dass es mit der Monetarisierung so nie etwas wird, ficht ihn nicht an. Ihm reichen Ruhm, Ehre und das Bewusstsein, die Welt wieder ein Stückchen besser gemacht zu haben. Dass Düsentrieb selbst durch die Geschichten mit ihm die "echte" Welt auch ein Stückchen besser gemacht hat, dürfte ihn zusätzlich freuen. Seit nunmehr 70 Jahren erfreut das "größte Genie in Entenhausen" Leserinnen und Leser auf der ganzen Welt. Im Mai 1952 erschien das erste Comicheft mit ihm.

Carl Barks: Daniel Düsentrieb. Barks Library, Ehapa Verlag 1994/95, 6 Bände, antiquarisch.

Schöpfer Carl Barks (1901 – 2000) hat Düsentriebs eigenen naiven Technikoptimismus gern persifliert: Oft genug richten Düsentriebs Erfindungen nicht dadurch Chaos an, dass sie zu schlecht funktionieren, sondern zu gut. So erfindet Düsentrieb etwa in "Die Monsterstadt" von 1960 Maschinen, die den Menschen sämtliche Arbeit abnehmen. Protest prallt an seiner dickfelligen Fortschrittsbegeisterung ab. Sie legt sich erst, als sein Helferlein einen automatischen Erfinder baut. "Stöhn! Wenn ein Roboter meine Arbeit tut, habe ich ja nichts mehr zu tun", klagt er. "Daran kann ich mich nie gewöhnen. Und ich will’s auch nicht." Sprach’s und schlug den Automaten kurz und klein. Ob die Propheten der Singularität wohl ähnlich reagieren werden, wenn es so weit ist?

Seinen Namen verdankt Düsentrieb (im Original: "Gyro Gearloose") der legendären Übersetzerin Erika Fuchs (1906 – 2005). Die promovierte Kunstgeschichtlerin schmuggelte zahlreiche klassische Zitate und Anspielungen in die Sprechblasen und machte Comics damit auch für Bildungsbürger interessant. Neben dem geflügelten Spruch "Dem Ingeniör ist nichts zu schwör" (basierend auf dem Lied „Dem Ingenieur ist nichts zu schwere“) bereicherte sie die deutsche Sprache auch um eine weitere Verbform: den Inflektiv, besser bekannt als "Erikativ": seufz, stöhn, grübel.

(jle)