Studie: Der Einsatz von E-Lkw rechnet sich heute schon

Schon jetzt lassen sich elektrische LKW auf vielen Strecken einsetzen. Doch ist das auch wirtschaftlich? Forschende haben dies anhand realer Fahrten berechnet.

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(Bild: monticello/Shutterstock.com)

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Für den innerstädtischen Lieferverkehr haben batterie-elektrische Lastwagen längst genug Reichweite. Für sehr weite Strecken eher nicht. Bei der Wirtschaftlichkeit ist das Verhältnis tendenziell umgekehrt: Je länger die Strecken, desto lohnender die Anschaffung eines E-Lkw. Doch wo genau liegt der Sweet Spot, an dem sich E-Lastwagen schon heute rechnen?

Dies hat das Fraunhofer ISI im Auftrag der Nichtregierungsorganisation Transport & Environment anhand von realen Lkw-Touren der Supermarktkette Rewe berechnet. Datengrundlage waren 9500 Fahrten mit 224 Lkw zu 543 Rewe-Filialen im Berliner Umland. Diese Fahrdaten glichen die Forschenden mit den Akku-Kapazitäten, Stromverbräuchen und Kosten bereits erhältlicher oder bis 2023 angekündigter Lkw ab. (Die angekündigten Akkus für Lastwagen über zwölf Tonnen Gesamtgewicht reichen von 250 bis 900 Kilowattstunden.)

Daraus errechneten die Forscher zum einen, welche Touren sich rein technisch durch einen E-Lastwagen ersetzen ließen, und zum anderen, welche Lkw sich wirtschaftlich elektrifizieren lassen – berechnet über eine Nutzungsdauer von acht Jahren.

Die Ergebnisse hängen – Überraschung! – stark von der jeweiligen Strecke, dem Fahrzeug, der Ladestrategie und der politischen Förderung ab. Von der Reichweite her seien sämtliche untersuchten städtische und rund die Hälfte der regionalen Touren mit Elektro-Lkws zu schaffen. Nächtliches Laden sei dafür fast immer ausreichend. Lkw über 26 Tonnen Gesamtgewicht mit sehr langen Tagestouren stellten gegenwärtig allerdings noch „eine Herausforderung“ dar, so die Studie.

Bei der wirtschaftlichen Betrachtung ist es hingegen umgekehrt. Im städtischen Einsatz reichten die Jahresfahrleistungen auch unter den aktuellen Förderbedingungen teilweise nicht für einen „Gesamtkostenvorteil“ aus.

Kombiniert man technische und ökonomische Machbarkeit, können laut Studie unter den gegenwärtigen Bedingungen bereits 42 Prozent der betrachteten Fahrzeuge elektrifiziert werden. Konkret sind das 20 18-Tonner, 35 26-Tonner und 39 Sattelschlepper. Umgerechnet auf die Fahrleistung entspricht das 21 Prozent der Tonnenkilometer. Wird zusätzlich noch die Tourenplanung optimiert, etwa durch Schnellladungen in den Filialen oder unterwegs, seien 36 Prozent möglich.

„Als Gesamtfazit zeigt sich, dass aktuell verfügbare und angekündigte Batterie-Lkw-Modelle bereits ausreichend sind, um ad-hoc einen Großteil des Lieferverkehrs zu elektrifizieren“, schließt die Studie. Als Handlungsempfehlungen an Rewe heißt es: „Die Fahrzeugeinsatzplanung sollte zukünftig bei der Zuweisung von Folgetouren neben der zeitlichen Verfügbarkeit auch die Restreichweite des Fahrzeugs berücksichtigen.“ Auch andere Spediteure und Flottenbesitzer sollten „bereits heute die Umstellung ihrer Lkw im städtischen und regionalen Lieferverkehr prüfen“, weil sie im „aktuellen Förderregime Kosten sparen und wertvolle Erfahrungen“ sammeln können.

(grh)