TR Online 2013: Von mobilen Underdogs, Reparatur-Rebellen und Müllschluckern für die Weltmeere

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Computerbrille, angefasst

Zu den technologisch reizvollsten Neuentwicklungen des Jahres 2013 dürfte Googles vernetztes Glass-Gadget gehört haben. Die Computerbrille konnte im Frühjahr auch von Technology-Review-Chefredakteur Robert Thielicke ausprobiert werden. "Sie ist leicht und erstaunlich wenig störend, das ist der erste Eindruck. Der zweite: Das Display hat längst nicht die Schärfe eines Smartphones, einzelne Bildpunkte sind sichtbar." Aber da die gezeigten Inhalte so dicht vor dem Auge liegen, sei es kein Problem, die Uhrzeit oder den Betreff einer Email zu lesen.

Ob sich der Kauf der Brille, die zum Testzeitpunkt einer ausgewählten Anwenderschar zum Preis von satten 1500 Dollar offeriert wurde, lohnt, war sich Thielicke nicht sicher. "Ich bin nicht ganz überzeugt. Aber sollte sie in etwa zwei Jahren 200 Dollar kosten, wäre es durchaus eine Überlegung – wenn in der gleichen Zeit auch die Elektronik schrumpfen und das Design etwas eleganter würde." Unser Google-Glass-Hands-On, der in Zusammenarbeit mit dem bekannten Blogger Robert Scoble erfolgte, wurde im April 2013 am häufigsten auf TR Online angeklickt.

Mittelständler gegen US-Riesen

Der neueste Trend im Bereich der Satellitentechnik sind Erdtrabanten, die Beobachtungsdaten in Echtzeit liefern können. Damit ist es dann beispielsweise möglich, meteorologische Messwerte in bislang unbekannter Genauigkeit zu erhalten. Ein Unternehmen, das in diesem Bereich führend ist, sitzt im schwäbischen Backnang. Die Tesat Spacecom GmbH stellt sogenannte Laser Communication Terminals her, mit denen die Direktverbindung zwischen Satellit und Erdstation erfolgt - mit Datenraten von 1,6 Gigabit pro Sekunde.

In einer TR-Reportage von Keno Verseck stellten wir die Technik der Schwaben vor, die sogar den US-Giganten Boeing übertrumpft. "Das Tesat-Gerät mit dem Kürzel LCT ist ein Würfel von nur 60 Zentimetern Kantenlänge, 53 Kilogramm Gewicht und ein kleines Wunderwerk der Ingenieurskunst." Besonders beeindruckend ist die Tatsache, dass die Technik über 15 Jahre wartungsfrei arbeiten kann - unter Bedingungen von großen Temperaturschwankungen und schädigender Strahlung.
Der Artikel über die Erdbeobachtungssatelliten mit Lasertechnik aus Backnang war der beliebteste TR-Online-Bericht im Mai 2013.

Unrat im Ozean

Nach Berechnungen der UN, die Mitte des vergangenen Jahrzehnts vorgenommen wurden, kommen auf jeden Quadratkilometer der Weltmeere mittlerweile 13.000 Kunststoffteilchen. Riesige Müllstrudel bewegen sich durch den Ozean – und niemand weiß, wie man sie loswerden soll. Der Jungwissenschaftler Boyan Slat hat ein System entwickelt, mit dem sich innerhalb von fünf Jahren bis zu 7,25 Millionen Tonnen des Wohlstandsunrats aus den Meeren holen lassen sollen. Seine Idee sind sogenannte Ocean Cleanup Arrays (OCAs), die am Meeresgrund befestigt werden und über gigantische Ausleger eine Art Trichtersystem bilden, "Das Plastik ist nicht statisch, es bewegt sich", erläutert Slat. "Warum sollte man sich also durch die Ozeane bewegen? Stattdessen lassen wir den Ozean zu uns kommen."

Sollte die Idee eines Tages tatsächlich umgesetzt werden, könnte ein ganzes Netzwerk aus OCAs entstehen. Dabei ließe sich sogar ordentlich verdienen: Man könnte den Müll später recyceln. "Das Konzept ist so effizient, dass wir mehr Geld verdienen würden, als wir ausgeben müssen", ist Slat überzeugt. Um das Verfahren zu verifizieren, hat der Jungforscher eine Machbarkeitsstudie beauftragt, an der 50 Ingenieure, Modellbauer und externe Experten beteiligt sind. Unser Beitrag zum Ocean Cleanup Array war im Juni 2013 auf TR Online der populärste Beitrag.

(bsc)