Telefonieren per WiFi-Calling

Seite 2: Die richtigen Smartphones

Inhaltsverzeichnis

Die Technik fürs WiFi-Calling ist standardisiert und wird weltweit eingesetzt, in deutschen Mobilfunknetzen seit 2016. Bei einigen Smartphones muss man eine Einstellung in den Anrufoptionen aktivieren – doch längst nicht jedes Gerät beherrscht die neue Technik. Unter Android ist auch eine aktuelle OS-Version kein Garant dafür, dass WiFi-Calling funktioniert. Das 2017 eingeführte OnePlus 5 beispielsweise erhielt jüngst noch ein Update auf Android 10, dabei wurde aber die bis dato bestehende Möglichkeit abgeschaltet, WiFi-Calling in gut versteckten Tiefen der Menüs zu aktivieren. Google-Pixel-Smartphones aus dem gleichen Jahr hingegen beherrschen die Funktion. Auch andere ältere Geräte wie das Samsung Galaxy A3 (2017) oder A5 (2016 und 2017) sind bereits dazu in der Lage.

Es gilt die Faustregel: Je neuer und je hochwertiger das Gerät ist, desto größer ist die Chance, dass es WiFi-Calling beherrscht. Oft ist die Information, ob ein spezifisches Smartphone die Technik unterstützt, aber schwer zu finden oder auch davon abhängig, um welche Provider- und Firmware-Version es sich handelt. Beim iPhone ist es ganz einfach: Ab iPhone 6 und ab iOS 10.3 ist WiFi-Calling mit an Bord.

Ob WiFi-Calling dann tatsächlich genutzt werden kann, erkennt man an einem Symbol in der Informationsleiste am oberen Bildrand, das erscheint, sobald eine Verbindung mit dem Kernnetz des Anbieters per WLAN besteht. Allerdings gibt es hier keine einheitliche Kennzeichnung, die genaue Anzeige ist von Gerät zu Gerät verschieden.

Das WLAN zu Hause, am Arbeitsplatz oder im Supermarkt reicht nicht besonders weit. Schon kurz nach Verlassen des Gebäudes verliert man üblicherweise die WLAN-Verbindung. Das ist kein Problem, denn die Mobilfunk-Kernnetze können Telefonate unterbrechungsfrei zwischen WLAN- und 4G-Netz übergeben. Wo es kein 4G-Netz gibt, bricht das Gespräch allerdings ab. Auch im Roaming endet das Gespräch, sobald man das WLAN verlässt.

Notrufe lassen sich nicht über WLAN-Calling abwickeln. Startet der Kunde einen Notruf, bucht sich das Handy zuerst in ein Mobilfunknetz ein und führt anschließend den Notruf aus. Ist kein Mobilfunknetz in Empfangsreichweite, lässt sich der Notruf nicht absetzen und ein Hinweis erscheint. Das ist technisch sinnvoll, denn anhand der WLAN-Verbindung kann der Netzbetreiber nicht zuverlässig feststellen, wo der Nutzer sich aktuell aufhält. Erst mit der Einbuchung ins Mobilfunknetz kann er den Standort zweifelsfrei ermitteln und den Anruf an die richtige Rettungsleitstelle weiterleiten.

WiFi-Calling sorgt für eine ausgezeichnete Gesprächsqualität und eine gute Abdeckung in Gebäuden, die sonst gerne Mobilfunk-Problemzonen sind. Neuere Smartphones beherrschen diese Technik in der Regel, die meisten Mobilfunkprovider stellen sie bereit. Aufpassen muss man nur im Ausland: Außerhalb der EU können WLAN-Telefonate zwar kräftig beim Sparen helfen, aber in der EU können sie teurer sein als Telefonate über das Mobilfunknetz.

Mehr Infos

Vorsicht im Ausland

Wenn internationales Roaming ins Spiel kommt, wird die Sache komplex. Für Kundinnen und Kunden ist es auf den ersten Blick von Vorteil, bei WLAN-Calls abrechnungstechnisch im Heimnetz eingebucht zu sein. Im Hotelzimmer in Dubai oder San Fransisco telefoniert man kostenlos per Inlands-Flatrate nach Deutschland, während die Abrechnung über das Mobilfunknetz richtig teuer käme. Man lässt das Mobilfunknetz des Gastlandes also links liegen und baut seine Anrufe übers Internet auf.

Wer sichergehen will, dass wirklich das WLAN verwendet wird, deaktiviert den Mobilfunk für die Dauer des Gesprächs, am einfachsten, indem man das Handy in den Flugzeugmodus versetzt und anschließend nur das WLAN aktiviert, was allerdings nicht bei jedem Gerät funktioniert.

Anders liegt der Fall beim Roaming in der EU: Die Roaming-Richtlinie unter dem Schlagwort "Roam like at home", frei übersetzt telefoniere wie zu Hause, erweitert die heimische Flatrate. Kann man zu Hause in Deutschland deutsche Anschlüsse kostenlos anrufen, so gilt das während des Roamings für die gesamte EU. Wer also mit einem deutschen Mobilfunkvertrag beispielsweise in Amsterdam unterwegs ist, kann ganz ohne WiFi-Calling über das dortige Mobilfunknetz kostenlos telefonieren, von Helsinki bis nach Palermo und von Dublin bis Larnaca – und natürlich auch nach Hamburg oder München.

Sobald sich das Handy in ein WLAN einbucht, gelten allerdings andere Regeln. Nun gilt nicht mehr die verbraucherfreundliche EU-Roaming-Regelung, sondern der heimische Tarif. Und der sieht meistens einen Minutenpreis für Telefonate in die EU vor. Wer also mal eben schnell vom Hotelzimmer aus per Handy vor Ort einen Tisch im Restaurant reserviert oder ein Taxi ruft, zahlt den Standardpreis für ein Auslandstelefonat. Nur Anrufe nach Deutschland sind, eine Flatrate vorausgesetzt, in beiden Fällen kostenlos. Bei Bedarf lässt sich die Funktion WiFi-Calling im Menü des Smartphones ganz einfach abstellen.

Vermutlich war dieses Abrechnungschaos aus Kundensicht ein Grund für Vodafone, die Nutzung von WiFi-Calling im Ausland kategorisch zu unterbinden. Die dazu nötige Geo-Lokalisierung funktioniert aber nicht immer zuverlässig. Manchmal kommt es vor, dass ein Vodafone-Kunde im Ausland WiFi-Calling nutzen kann und andersherum im Inland WiFi-Calling gesperrt ist.

c’t Ausgabe 9/2021

In c’t 9/2021 zeigen wir, wie sich der Raspberry Pi etwa als Router fürs VPN in Unternehmen und zu Hause nützlich machen kann. Wir haben Komfort, Hygiene und Sicherheit beim Bezahlen per Smartphone und Smartwatch untersucht, Büromäuse getestet und einen Farmbot für den heimischen Garten gebaut. Dies und noch viel mehr lesen Sie in Ausgabe 9/2021, die ab dem 9. April im Heise-Shop und am gut sortierten Zeitschriftenkiosk erhältlich ist.

(uma)