Was ist ein Nutzer wert?

Immer mehr Web 2.0-Firmen gehen an die Börse, doch ihre Bewertungen werden kontrovers diskutiert. Ein möglicher Faktor ist der Jahresumsatz pro User, wie aktuelle Zahlen zeigen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht
Lesezeit: 3 Min.
Von
  • Mike Orcutt

Immer mehr Web 2.0-Firmen gehen an die Börse, doch ihre Bewertungen werden kontrovers diskutiert. Ein möglicher Faktor ist der Jahresumsatz pro User, wie aktuelle Zahlen zeigen.

An den Aktienmärkten ist, elf Jahre nach dem Dotcom-Crash, ein neuer Internet-Hype ausgebrochen: Mehr und mehr Web 2.0-Firmen gehen an die Börse. Dabei ist die Frage, wie sich solche Unternehmen am besten bewerten lassen, keineswegs abschließend geklärt.

Ein möglicher Ansatzpunkt ist der Wert eines einzelnen Nutzers, also wie viel Umsatz pro Jahr und User generiert wird. Risikokapitalgeber orientieren sich zunehmend daran.

Bijan Sabet von Spark Capital, der in verschiedene bekannte Netzfirmen wie Twitter, Foursquare oder Tumblr investiert hat, hält zwei Dollar Umsatz pro Nutzer und Jahr für einen wichtigen Grenzwert – darunter geht kaum etwas. Daran gemessen sind einige der börsenbereiten Web-Firmen durchaus vielversprechend, wie eine aktuelle Statistik zeigt.

Die Zahl der Google-Nutzer entspricht in diesem Fall der Anzahl der eindeutigen monatlichen Besucher der Suchmaschine, stellt also nicht alle Nutzer, die Google-Anzeigen und Google-Dienste zu Gesicht bekommen, dar. Groupons Wert basiert wiederum auf den sogenannten "kumulierten Kunden", die das Unternehmen 2010 zuletzt ausweisen konnte, der Umsatzwert speist sich aus dem Börsenprospekt. Die Zahl beim Online-Spiele-Netwerk Zynga gibt wiederum die "monatlichen eindeutigen Nutzer" von Oktober bis Dezember 2010 an, der Umsatzwert kommt ebenfalls aus den Börsenunterlagen.

Für die Twitter-Nutzer zogen wir eine Untersuchung des Börsenmagazins "Business Insider" heran, bei der herauskam, dass nur 21 Millionen Twitter-Nutzer mehr als 32 Nutzern folgen. Twitter selbst nennt "aktive Nutzer" all jene, die mindestens 30 anderen Nutzern folgen und gleichzeitig mindestens ein Drittel so viele Follower aufweisen. Der Wert bei Facebook basiert auf Schätzungen des Marktforschungsunternehmens eMarketer.

Zu beachten ist, dass Groupon einen Ausnahmefall darstellt, weil die Firma Kunden Gutscheine verkauft und Werbung bislang nur ein Randgeschäft ist. (Besonders profitabel ist dies Kritikern zufolge allerdings nicht.)

Und natürlich ist der Umsatz pro Nutzer kein absoluter Indikator für die Zukunftsfähigkeit einer Firma. Google ist nicht nur wegen dieses Wertes weltweit der wertvollste Internet-Konzern, sondern wegen der Gesamtzahl an Nutzern.

Auch die hohe Bewertung von Facebook mit seinen aktuell 750 Millionen Mitgliedern speist sich hieraus. Doch bis das weltgrößte soziale Netzwerk an die Börse geht, wird noch etwas Zeit ins Land gehen. Erst dann wird sich entscheiden, ob Investoren anbeißen oder die erträumten Milliarden für illusorisch halten und sie als Zeichen einer platzenden Web-2.0-Blase werten.

Bei börsennotierten Firmen in dieser Grafik wurde der Schlusskurs vom 8. Juli als Referenzwert genutzt. Die Bewertungen von Zynga und Groupon entsprechen denen, die die Firmen gerne zum Börsengang erzielen würden. Die Facebook- und Twitter-Zahlen errechnen sich wiederum aus den letzten Finanzierungsrunden und aktuellen Bewertungen auf der privaten Handelsplattform SharesPost. ()