Wie die Sowjetunion den Mond verpasste
Seite 3: Erfolge der Sowjetunion auf dem Mond
Ganz erfolglos waren die Anstrengungen der Sowjetunion allerdings doch nicht – das geht angesichts des Scheiterns der Landepläne manchmal unter. Luna 2 traf im September 1959 als erstes menschengemachtes Objekt den Mond. Luna 3 schickte einen Monat später erste Fotos der erdabgewandten Seite.
Am 31. Januar 1966 erreichte die Sonde Luna 9 schließlich die erste weiche Landung auf dem Mond, im Oceanus Procellarum. Die Sonde vermaß die Strahlung an der Oberfläche und schickte Bilder zur Erde. Die Sonden starteten alle an Bord von Trägerraketen, die von Interkontinentalraketen des Typs R7 abgeleitet worden waren.
Mondgestein
Das Programm zur Mondumkreisung, das auf die Proton-Rakete setzte, zeigte ab 1970 mit von vornherein unbemannt konstruierten Sonden Erfolge. Luna 16 (September 1970) konnte das erste Mondgestein zurück zur Erde bringen. Luna 17 setzte den Rover Lunochod 1 ab, das erste Fahrzeug, das einen anderen Himmelskörper erkundete. Vom 17. November 1970 bis zum 4. Oktober 1971 legte er über zehn Kilometer zurück, fertigte 20.000 Bilder an und untersuchte 500 Bodenproben.
Noch erfolgreicher war der Rover Lunochod 2, der am 15. Januar 1973 an Bord von Luna 21 am Südrand des Kraters Le Monnier in der Übergangszone vom Mare Serenitatis zum Taurus-Gebirge landete. In nur fünf Monaten legte er ferngesteuert 39 Kilometer auf einem anderen Himmelskörper zurück – ein Rekord, den erst 2014 der Opportunity-Rover auf dem Mars brach.
Mond-Rover
Lunochod 2, 1,35 m hoch, 2,20 m lang und 1,60 m breit, fuhr auf acht Rädern mit zwei bis drei km/h durch die Landschaft, untersuchte den Boden und schoss öffentlichkeitswirksam über 80.000 TV-Bilder. Wer im Ostteil Deutschlands aufwuchs, hat in der Regel eher diese Bilder als Teil seiner Jugenderinnerungen als die ersten Worte eines Amerikaners auf dem Mond.
Kurioses Detail: Lunochod 2 gehört heute einem Amerikaner. Das Auktionshaus Sotheby’s versteigerte es samt Luna 21 im Dezember 1993 als erstes nicht auf der Erde befindliches Objekt für 68.500 Dollar. Käufer war der Spieleentwickler Richard Garriott, Sohn des US-Astronauten Owen Garriott und für 30 Millionen Dollar Privatastronaut auf der ISS.
Ein neuer Anlauf
Bei der kommenden Eroberung des Mondes will Russland nach dem Misserfolg der Vergangenheit nun aber wirklich dabei sein. Das erklärte Anfang 2019 der Chef des Raketenbauers Energija, Wladimir Solntzew. Einen Wettlauf will das Land aber nicht erneut anzetteln. So erteilte Andrej Ionin von der Russischen Akademie für Kosmonautik den Plänen von US-Präsident Trump, bis 2024 einen Raumfahrer auf den Mond zu bringen, eine Absage und bezeichnete die Pläne als "innenpolitisch motiviert".
Die russischen Pläne sind denn auch weniger ambitioniert. Ein in Entwicklung befindliches, viersitziges und wiederverwendbares Raumschiff namens "Federazija" (das auch die Sojus-Reihe ablöst) soll ab 2028 auf der neuen, superschweren Rakete "Jenissej" starten und ungefähr 2031 erstmals Kosmonauten auf dem Mond absetzen. (cbo)