Zahlen, bitte! 16 Minuten Alien-Autopsie

Seite 2: Große Zweifel an der Echtheit des Videos

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Einerseits will laut Santilli die Army den Kameramann extra eingeflogen haben, aber für eine Jahrtausendautopsie angemessenes, ausreichend medizinisch gebildetes Personal hat die Zeit nicht mehr gereicht? Da konnte doch was nicht stimmen. Die Kameraführung war der nächste Kritikpunkt: An den entscheidenden Momenten gab es entweder einen Schnitt oder das Bild wurde unscharf. Für Kritiker war schnell klar, dass der Film nur gefälscht sein konnte.

Ray Santilli gab 2006 dann zu, dass der Film tatsächlich gefälscht wurde, allerdings mit einer eigenwilligen Begründung: er behauptete, dass der Originalfilm existiere, aber sich bis zur Unbrauchbarkeit zersetzt habe, sodass Santilli sich entschied, die Autopsie nachzudrehen. Im gleichen Jahr der Enthüllung des Fakes erschien auch mit "Alien Autopsy – Das All zu Gast bei Freunden" eine Komödie, die die Entstehung des Filmes thematisierte. Darin wird gezeigt, dass der Film nicht in Roswell, sondern in einer Londoner Wohnung entstand.

Das "Alien" wiederum war eine Latexpuppe, ausstaffiert mit Fleischstücken aus einer nahegelegenen Metzgerei. Verantwortlich dafür war Special-Effects-Experte John Humphreys, der auch Figuren für die Serien "Dr. Who" und "Max Headroom" schuf. Gedreht hatte den Film Spyros Melaris, der Chirurg war John Humphreys selbst, unterstützt von Melaris damaliger Freundin, die auch die zeitgenössische Recherchen zu Kostümen und Ausstattung übernahm.

Skurrile aber doch lustige Treffen mit der Ufo-Szene blieben nicht aus: Noch bevor die Fakevorwürfe bestätigt wurden, traf der Regisseur in Österreich einmal ein nichtsahnendes Medium: Sie behauptete, Kontakt zum Geist seines Aliens und damit zu seiner Latexfigur aufgenommen zu haben.

Ein Zwist ist mittlerweile zwischen den am Film Beteiligten ausgebrochen: während der Produzent weiterhin bei der eigenwilligen Erzählung des Nachdrehs einer wahren Vorlage bleibt, sagt Regisseur Melaris klipp und klar bei Facebook, dass es keinen Originalfilm aus 1947 gebe und es Santilli stets nur ums Geld ging.

Während das Interesse um die scheinbare Obduktion enorm war, interessierte die Komödie kaum Jemanden: Der Film spielte gerade mal einen Bruchteil der fünf Millionen Pfund ein, die die Produktion gekostet hatte. Und das trotz dessen, dass die Macher versicherten, dass beim Dreh weder Tier noch Alien zu Schaden kamen!

Wie so oft hat sich auch hier der vermeintliche hieb- und stichfeste Beweis für außerirdisches Leben als gut vermarkteter Quatsch herausgestellt. Wenigstens sind die Vorgänge und Geschichten um Roswell für die Popkultur ein Segen. Filme wie Men in Black, Die Begegnung der dritten Art und "Independence Day" bedienen sich weidlich an den Ufo-Verschwörungen. Somit profitieren nicht nur Scharlatane um den Hype. (mawi)