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Sprachen sind nicht nur zum Sprechen da. Man kann mit ihnen auch programmieren, über sie philosophieren oder einfach gestikulieren.
- Kai König
- Diane Sieger
Schenkt man der Bibel Glauben, ist die Entwicklung verschiedener Sprachen auf der Erde auf den Turmbau zu Babel zurückzuführen. Wikipedia fasst anschaulich zusammen, wie Gott die Menschen mit Sprachwirrung dafür bestraft hat, dass sie, um ihm gleichzukommen, einen Turm bis in den Himmel bauen wollten. Hier lernt man auch, dass seit 1913 die Existenz eines Turms zu Babylon archäologisch nachgewiesen ist und bis zum Turmbau alle Menschen dieselbe Sprache hatten.
Wie es tatsächlich zur Entwicklung der heute bis zu 7000 verschiedenen gesprochenen Sprachen kam, ist nach wie vor nicht eindeutig belegt. Der Linguist Merritt Ruhlen vertritt die These, dass sich alle heutigen Sprachen aus einer Ursprache heraus entwickelt haben. Diese Meinung ist unter den Sprachforschern durchaus umstritten. n-tv hat den Amerikaner im letzten Jahr zum Gespräch eingeladen und stellt das Interview online zum Nachlesen zur Verfügung.
Um den durch verschiedene Sprachen entstehenden Kommunikationsschwierigkeiten zu entgehen, entwickelte Ludwik Lejzer Zamenhof im Jahre 1887 die Grundlagen der Plansprache Esperanto. Sein Ziel war eine leicht zu erlernende, neutrale Sprache, die der internationalen Verständigung dienen, jedoch andere Sprachen nicht ersetzen sollte. Zu seinem 150sten Geburtstag widmete Google ihm sogar ein Doodle. In der österreichischen Nationalbibliothek gibt es ein Esperantomuseum, auf dessen Website sich nachlesen lässt, wie es entstanden ist, welche Schwerpunkte es setzt und welche Werke die Sammlung umfasst. Natürlich gibt es alle Informationen auch in Esperanto.
Wer mehr über die Entstehung wissen oder sich gar mit den Grundlagen von Esperanto auseinandersetzen möchte, sollte dem Internetangebot der sächsischen Esperanto-Jugend einen Besuch abstatten. Motivierte Selbstlerner können auch gleich zum Esperanto-Buch in der freien Bibliothek Wikibooks greifen. Es bietet die komplette Grammatik in 60 leicht verdaulichen Kapiteln zum Heimstudium an.
Gebärden als Amtssprache
Nicht nur das gesprochene Wort, auch die Gebärdensprache fällt in die Kategorie Sprache. Hierbei handelt es sich um natürliche Sprachen, die sich innerhalb der Gehörlosengemeinschaften entwickelt haben. Die Sprecher nutzen kombinierte Zeichen, die sie vor allem mit den Händen in Verbindung mit Mimik, lautlos gesprochenen Wörtern oder Silben und im Kontext mit der Körperhaltung bilden. An der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen (RWTH) gibt es das Deaf and Sign Language Research Team, das auf seiner Webseite detailliert Unterschiede zwischen Gebärden- und gesprochener Sprache erklärt und erläutert, dass Gebärdensprache keineswegs international ist. Im tonlosen Video erklärt der Sprecher in Gebärdensprache mit Untertiteln, dass in verschiedenen Ländern unterschiedliche Gebärden zur Kommunikation genutzt werden. Einige Länder kennen die Gebärdensprache heute verfassungsmäßig an, in Neuseeland ist die New Zealand Sign Language sogar offizielle Amtssprache neben Englisch und Maori, der Sprache der Ureinwohner.
Lust auf ein paar Grundlagen in Deutscher Gebärdensprache bekommen? Dann lädt ein Online-Schnupperkurs zum Mitmachen ein. Typografen sollten allerdings um die Seite einen großen Bogen machen, der gesamte Inhalt ist in der Schriftart Comic Sans präsentiert. Eine Unterart der Gebärdensprache ist übrigens bei jungen Eltern äußerst beliebt: Baby-Gebärdensprache, ein Trend aus den USA, erlaubt die Kommunikation mit sehr kleinen Kindern, bevor sie die gesprochene Sprache erlernen. Wie das Ganze aussieht, lässt sich in einem Video bestaunen.
Alle bisher betrachteten Sprachen dienen – mehr oder weniger verbreitet – der Kommunikation im Alltag. Diverse wissenschaftliche Disziplinen befassen sich mit dem Thema eher theoretisch. Die Sprachphilosophie etwa untersucht das Verhältnis von Sprache und Wirklichkeit beziehungsweise Sprache und Bewusstsein. Die philosophische Hermeneutik betont vor allem, dass menschliche Erfahrung und Verstehen von Sprache abhängen. Einer der Hauptvertreter der modernen Hermeneutik ist Martin Heidegger (1889–1976). Die nach ihm benannte Martin-Heidegger-Gesellschaft verlegt eine Schriftenreihe, in der der Titel „Schreiben Dichten Denken – Zu Heideggers Sprachbegriff“ eine empfehlenswerte Lektüre für über diesen Artikel hinausgehende Studien ist.
Formal und ganz regulär ausgedrückt
Man findet Sprache zudem in vielen anderen wissenschaftlichen Feldern. So lassen sich mithilfe der philosophischen Logik Sprach- und Argumentationskonzepte formal beschreiben und gegebenenfalls beweisen. Die Informatik verwendet oftmals den Begriff der formalen Sprachen, vor allem wenn es um theoretische Informatik und daraus erwachsende praktische Themen wie Automatentheorie und Compiler-Bau geht. Bei den dort betrachteten Sprachen handelt es sich nicht um natürliche oder Programmiersprachen, und die zentrale Rolle in einer formalen Sprache spielen Syntax und Grammatik – nicht die Semantik. Eine gelungene Einführung in diese Thematik bietet die Vorlesung „Automaten und Formale Sprachen“ von Dr. Sander Bruggink an der Universität Duisburg-Essen. Sowohl Folien als auch Übungsaufgaben sind auf der Webseite der Veranstaltung frei zugänglich.
Der Wissenschaftler Noam Chomsky hat eine Hierarchie verschiedener Typen von formalen Grammatiken zur Erzeugung formaler Sprachen erstellt. Die darin definierten, sogenannten regulären Grammatiken erzeugen reguläre Sprachen, die sich durch die in der Programmierung vielfach bekannten (von manchen Entwicklern gehassten) regulären Ausdrücke beschreiben lassen. Daniel Fetts Webseite bietet ein gut aufgebautes Tutorial zu regulären Ausdrücken.
Aber auch unter den natürlichen Sprachen finden sich oftmals solche, die hinsichtlich ihrer grammatikalischen Strukturen logischer erscheinen als andere. Leser, die ein typisches deutsches Gymnasium besucht haben, erinnern sich vielleicht an ähnliche Überlegungen bei der Wahl zwischen Französisch und Latein als zweiter Fremdsprache nach Englisch. Latein, häufig als formale, logische und demzufolge schwierige Sprache angesehen, bietet als in der Regel nicht aktiv gesprochene Sprache kaum einen Anreiz für Schüler, die ins Ausland reisen und zu diesem Zweck eine Sprache lernen wollen. Andererseits können Lateinkenntnisse als Basis vieler romanischer Sprachen das Lernen anderer Vertreter dieser Familie erleichtern.
Zum Abschluss der Hinweis auf eins der vielleicht hilfreichsten Angebote zum Thema Sprache im Web, zumindest für Singles, die gerne reisen: Auf LiebeundSo.de kann man den Satz „Ich liebe Dich“ in vielen Sprachen erlernen und muss nicht auf „I love you“ ausweichen, wenn die neue große Liebe vielleicht aus Estland, Tahiti oder Vietnam kommt.
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Zugeschickt von: Roland Schnell
(ka)