Möbelpacker

Anwendungsdaten lassen sich leicht auf neue Festplatten kopieren. Will man jedoch die Systemplatte auswechseln, ist es damit allein nicht getan – vor allem, wenn der Umzug schnell gehen soll.

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Lesezeit: 4 Min.
Von
  • Michael Riepe

Jeder Umzug ist mit einigen Mühen verbunden: Schränke leerräumen, Kisten packen und beschriften, Möbelwagen beladen und am Zielort die inversen Operationen durchführen.

Wie der Mensch hin und wieder eine neue Wohnung braucht, benötigt der Rechner manchmal eine neue Festplatte. Es stellt sich jedoch die Frage, wie man das mühsam konfigurierte Betriebssystem mitsamt aller Anwendungen in die neue Behausung bekommt.

Generell bietet sich die „Möbelwagen-Methode“ an: Backup anfertigen, Festplatte auswechseln und ein Restore durchführen. Allerdings beherrscht längst nicht jede Backup-Software eine Wiederherstellung ohne installiertes Betriebssystem (Bare-Metal-Restore). Davon abgesehen benötigt die Prozedur einen Zwischenspeicher für das Backup – und dauert doppelt so lange wie direktes Kopieren.

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Letzteres ließe sich sogar mit Bordmitteln durchführen. Jedoch oft nicht vollständig: Unix-Standardprogramme wie cp oder tar etwa kopieren lediglich Dateien und Verzeichnisse, manche Metadaten – zum Beispiel Access Control Lists – können unter den Tisch fallen. Wer eine 1-zu-1-Kopie benötigt, transportiert besser die Partitionen als Ganzes. Das lässt sich am einfachsten mit Linux durchführen – ist keins installiert, empfiehlt sich eine Live-CD wie die System Rescue CD (siehe Kasten „Onlinequellen“).

Sind Quell- und Zielplatte baugleich, kann der Linux-Nutzer die Kopie mit dd if=/dev/sda of=/dev/sdb in einem Rutsch anfertigen – einschließlich aller fremden Partitionen. Allerdings darf während des Kopierens kein anderes Programm auf die Platten schreiben. Es ist daher unerlässlich, das System in den Single User Mode zu bringen, die Root-Partition mit mount –o remount,ro / unbeschreibbar zu machen und alle übrigen Partitionen auszuhängen.

Wer nur einen Teil der Partitionen kopieren möchte, sollte mit dd if=/dev/sda of=/dev/sdb count=1 nur den Master Boot Record (MBR) auf die neue Platte kopieren, sie anschließend nach seinen Wünschen neu partitionieren und die Partitionen einzeln übertragen. Letzteres lässt sich ebenfalls mit dd erledigen. Sind die Dateisysteme nur zum Teil gefüllt, empfiehlt sich jedoch der Einsatz eines „Klon“-Programms, das nur die tatsächlich verwendeten Sektoren kopiert.

NTFS-Partitionen lassen sich mit ntfsclone aus dem Paket ntfsprogs klonen. Für ext2fs und ext3fs hat der Autor das Programm clone2fs entwickelt. Beide verwenden eine ähnliche Aufrufsyntax: ntfsclone –O /dev/sdb1 /dev/sda1 kopiert eine Windows-Partition von sda1 nach sdb1, die Linux-Partition dahinter lässt sich analog mit clone2fs –O /dev/sdb2 /dev/sda2 übertragen. Wer eine Image-Datei erzeugen will, kann der Option –O einen Dateinamen übergeben. Verwendet man ein kleines –o, weigert sich das Programm, eine existierende Datei zu überschreiben.

Kommt die Kopie an der gleichen Stelle der Platte zu liegen wie das Original, kann der Rechner ohne weitere Maßnahmen von der Austauschplatte booten. Verschiebt sich jedoch eine Partition, muss der Nutzer Hand anlegen. Linux lässt sich wieder bootfähig machen, indem man den Rechner von der System Rescue CD startet und den Bootloader GRUB neu installiert:

mkdir /linroot
mount /dev/sda2 /linroot
mount --bind /dev /linroot/dev
echo '/dev/sda2 / ext2 defaults' > /linroot/etc/mtab
chroot /linroot /usr/sbin/grub-install --recheck /dev/sda2

Der Befehl fixboot c: in der Wiederherstellungskonsole von Windows repariert zwar einen beschädigten Bootsektor. Er hilft jedoch nicht weiter, wenn sich die Lage der Partition geändert hat. Wer den Bootsektor nicht manuell bearbeiten will, findet in ntfsreloc ein geeignetes Werkzeug – oder belässt die Partition einfach an Ort und Stelle.

Mit ntfsresize /dev/sda1 lässt sich NTFS auf die Größe der umgebenden Partition aufblasen; resize2fs –f /dev/sda2 nimmt sich des Linux-Dateisystems an. Nach der Größenänderung kann es nicht schaden, es mit e2fsck –f /dev/sda2 manuell ein weiteres Mal zu prüfen. Windows führt beim nächsten Start automatisch ein chkdsk durch.

Wer ein Dateisystem vor dem Kopieren verkleinern will, muss die gewünschte Größe bei NTFS mit der Option –s <größe>, bei ext[23]fs als zweites Argument angeben. In beiden Fällen besteht die Größe aus einer Zahl und einer optionalen Einheit, etwa M oder G. Wer die alte Platte als Quasi-Backup behalten möchte, sollte das Verkleinern jedoch lieber mit einer Zwischenkopie durchführen.

iX-Link (mr)