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Googles Betriebssystem für mobile Geräte hat quasi aus dem Stand einen nicht unerheblichen Marktanteil erobert. Und natürlich gibt es inzwischen auch jede Menge Anwendungen für Android.

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Von
  • Kai König

Bereits in den späten 70er-Jahren hat die Band Kraftwerk ihren Titel „Die Roboter“ den Androiden gewidmet. Im Jahr 2010 ist der Begriff Android wieder in aller Munde, diesmal handelt es sich jedoch um ein Betriebssystem für Mobilfunkgeräte.

Die Geschichte von Android beginnt 2005, als Google die im kalifornischen Silicon Valley ansässige Firma Android Inc. kaufte und erste Gerüchte aufkamen, dass das Unternehmen in den Mobilfunkmarkt einsteigen wollte. Gemeinsam mit Unternehmen wie Motorola, Samsung, T-Mobile und anderen großen Namen der Mobilfunkindustrie gründete Google 2007 die Open Handset Alliance und veröffentlichte im Herbst 2008 den Quellcode von Android unter einer Mischung verschiedener Open-Source-Lizenzen.

Android ist heute mit circa 17 % Marktanteil eine der führenden Mobilfunk-Plattformen und konkurriert mit Betriebssystemen wie Apples iOS, RIMs BlackBerry OS und Windows Mobile. Oftmals deutlich unterschätzt wird Platzhirsch Symbian, das mit über 40 % die Markthoheit innehat. Gartner stellt zu diesem Thema einige interessante Statistiken zusammen. Ihnen lässt sich auch entnehmen, dass Androids Marktanteil zwar noch deutlich geringer ist als der von Symbian, Googles Betriebssystem jedoch eine steile Wachstumskurve aufweist und in der absoluten Zahl verkaufter Geräte klar vor Apple liegt.

Aber was ist schon ein Betriebssystem für Mobilfunkgeräte ohne zugehörige Hardware? Nutzer eines Mobiltelefons entscheiden sich in aller Regel nicht für ein bestimmtes Betriebssystem, sondern für ein Gerät. Typische Auswahlkriterien sind der Formfaktor und die Unterstützung bestimmter Features wie Video-Telefonie oder MMS. Seit es Apples iPhone gibt, preisen viele Netzbetreiber Android-basierte Smartphones explizit als „Android-Gerät“ an. Eine gute Übersicht bietet androidhandys.com. Bei dieser Seite handelt es sich um einen Blog, dessen Schwerpunkt auf Ankündigungen neuer Android-Hardware liegt, allerdings findet man dort auch eine detaillierte Liste von Modellen, die zurzeit in Deutschland erhältlich sind.

Standard bei aktuellen Android-Modellen ist ein Snapdragon-Prozessor mit circa 800 MHz bis 1 GHz Taktfrequenz sowie circa 512 MByte internem Speicher. Die heute gängigen Geräte haben eine Bildschirmauflösung von 480 x 800 Pixeln und werden mit Android in der Version 2.1 oder 2.2 ausgeliefert. Android 2.2 (Froyo) ist der gegenwärtige Stand der Entwicklung, den Google im Sommer 2010 zur Verfügung gestellt hat. Eine Übersicht über die Features der verschiedenen Android-Versionen findet man auf Chip Online.

Obwohl Android ein freies Betriebssystem ist, werden die Geräte oft mit modifizierten Versionen bestückt, die sich in herstellereigenen Ergänzungen, Modifikationen der Bedieneroberfläche, angepassten Einstellungen oder zusätzlichen Anwendungen manifestieren. Das führt zu Situationen, in denen bereits seit längerer Zeit eine neue Android-Version verfügbar ist, Besitzer bestimmter Geräte jedoch auf den guten Willen des Herstellers oder eines Netzbetreibers angewiesen sind, um zügig ein Update zu erhalten. Käufer eines Google-Nexus-One-Geräts von Vodafone mussten beispielsweise kürzlich mehrere Wochen auf das Update zu Android 2.2 warten, obwohl Froyo bereits für die über Google vertriebenen Nexus-One-Handys erhältlich war.

Neben der Offenheit der Plattform haben solche und ähnliche Probleme mit Herstellern und Netzanbietern dazu geführt, dass die Mod-Szene – also die „Modifizierer“ – um Android herum sehr aktiv ist. Einer der bekanntesten Mods für Android is CyanogenMod. Bei diesem Projekt handelt es sich um eine quelloffene Sammlung von ROM-Images für verschiedene Android-Geräte, die je nach Projekt und Version neue Funktionen bereitstellen, bessere Performance als die sogenannten „Stock-ROMs“ bieten oder Hardware-Features eines Gerätes implementieren, für die Netzbetreiber oder Hersteller in ihren Android-Build keine Unterstützung vorsehen. Ein Wort der Warnung: Die Installation eines modifizierten ROM-Images führt in der Regel zum Garantieverlust seitens des Herstellers.

Wer über das Stadium eines bloßen Android-Benutzers hinausgehen möchte, stellt fest, dass sich viele der interessanten Diskussionen zu Mods oder Entwicklung von Android-Anwendungen in Foren abspielen. An dieser Stelle seien nur einige der besser besuchten und empfehlenswerten Seiten genannt: Android @ MoDaCo, xda-developers, die deutschsprachigen Seiten Nexus One Community oder Android-Hilfe.de.

Ein Thema, das sowohl Gelegenheitsnutzer als auch Hardcore-Modder interessiert, sind Anwendungen. Man kann wohl durchaus behaupten, dass Apple mit dem iTunes-Store den Begriff „Apps“ unter Jung und Alt bekannt gemacht hat. Ohne einen mit einer Vielzahl erhältlicher und guter Anwendungen gefüllten Online-Shop oder Marktplatz kommt heutzutage keine Smartphone-Plattform mehr aus.

Je nach Gerät, Android-Version und Netzbetreiber verfügt das neue Handy bereits über einige vorinstallierte Applikationen. Die Hauptquelle für neue Anwendungen ist der sogenannte Android-Market. Gegenüber der Market-Anwendung ist die Webversion allerdings bei Weitem nicht komplett, sondern bietet nur eine knappe Übersicht über ausgewählte Applikationen. Deutlich einfacher und problemloser als in Apples iTunes Store ist das Veröffentlichen von Anwendungen im Android-Market, und Google nutzt für die Zahlungsabwicklung einer Anwendung aus dem Market das hauseigene Produkt Checkout. Gerade vor Kurzem hat das Unternehmen dem Market Unterstützung für Verkäufer und Käufer aus weiteren Ländern hinzugefügt.

Im Market gibt es Anwendungen für die gängigen Social-Networks wie Twitter, Facebook, Foursquare, Evernote, Dropbox und andere. Eine hilfreiche Kalender-Alternative ist das freie Calendar Pad, die dem Nutzer weitere Kalender-Ansichten bietet. Die WordPress-Anwendung (android.wordpress.org) kann man mobilen Bloggern empfehlen, die Anbindung an selbst gehostete oder auf wordpress.org verwaltete Blogs funktioniert einwandfrei.

Im Kamera- und Photo-Umfeld ist FxCamera einen Download wert. Die Anwendung stellt im Wesentlichen eine Sammlung von Kamerafiltern bereit, die das Fotografieren unterhaltsamer machen können. Interessant ist in diesem Zusammenhang die Grafik im Blogpost „FxCamera hits 3 million downloads“, die man als deutlichen Indikator für die schneller werdende Plattform-Adoption von Android auf Nutzerseite werten kann.

Googles SkyMap bietet einen guten Einstieg in die Welt der Augmented Reality mit Android. Die Anwendung liefert eine schematische Darstellung des Sternenhimmels abhängig von der eigenen Position auf der Erde. Glaubt man den Trends zur Nutzung von Mobilgeräten im Alltag, ist Augmented Reality die Zukunft. HitLabNZ, einer der globalen Marktführer im AR-Umfeld, hat sich ebenfalls mit Android beschäftigt.

Zu guter Letzt ein Schmankerl für Besitzer eines mit Jailbreak geöffneten iPhones – Android funktioniert auch auf der iPhone-Hardware. (ka)