Steuerung durch Gedanken wird marktreif
Flippern, twittern, Rollstühle steuern – alles mit Gedankenkraft. Aktuelle Brain Computer Interfaces übersetzen Hirnströme in Steuersignale. Was nach Science Fiction klingt, steht kurz vor der Marktreife.
- Kersten Auel
Ist heute noch ein Touch-Interface "leading edge" bei der Eingabetechnik, so könnte man demnächst vielleicht schon den nächsten Tweet allein per Gedankenkraft auf die Reise schicken. Entwicklungen im Bereich Brain Computer Interfaces (BCI) haben in den letzten Jahren einen entscheidenden Schritt nach vorn getan. Unter anderem haben Weiterentwicklungen der EEG-Messtechnik und Methoden des maschinellen Lernens, die die Trainingsphasen der Probanden drastisch reduzieren, dazu beigetragen, dass sich Computersysteme theoretisch relativ einfach über Gedanken steuern lassen – Grund genug für iX, in der aktuellen Ausgabe, zu untersuchen, was bereits geht und wo noch Forschungsbedarf besteht.
Dank neuerer Helme mit kapazitiven Elektroden, die nicht mehr mit Gel am Kopf des Nutzers befestigt werden müssen, hält die Gedankensteuerung jetzt auch in den Spielebereich Einzug. Ein aktueller Forschungstrend nutzt BCIs für ein Monitoring des Gehirns in Arbeitssituationen. So messen Forscher beispielsweise die kognitive Erschöpfung von Autofahrern, die als eine der häufigsten Unfallursachen gilt.
Mit der mental gesteuerten Schreibmaschine der österreichischen g.tec medical engineering GmbH können am Locked-in-Syndrom oder an ALS (Amyotrophe Lateralsklerose) Erkrankte, wie der englische Astrophysiker Stephen Hawking, per Gedankenkraft mit ihrer Umwelt kommunizieren. Ein EEG-Gerät (Elektroenzephalografie) misst dafür auf der Kopfhaut die von den Nerven im Gehirn erzeugten elektrischen Signale, und eine Software wandelt sie in mechanische Steuerungssignale um. (ka)