Amnesty International: Menschenrechtler bezeichnen Apple als "Datenschutzverräter"

Apples iCloud-Umzug in China könne lokalen Behörden uneingeschränkten Zugriff auf Nutzerdaten einräumen, kritisiert Amnesty International. Der Konzern habe Kunden nicht ausreichend davor gewarnt und helfe dabei, eine “dystopische Zukunft” zu erschaffen.

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(Bild: Amnesty International)

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Amnesty International setzt die Kritik an Apples Vorgehen in China mit einer Kampagne fort: Die Ende Februar erfolgte Zwangsmigration chinesischer iCloud-Nutzer von Apples eigenen Servern auf die Server einer chinesischen Firma könne den örtlichen Behörden “uneingeschränkten Zugriff” auf persönliche Daten einräumen, schreibt die Menschenrechtsorganisation – Apple wisse dies, habe Nutzer aber nicht vor diesem Risiko gewarnt.

Apple-Chef Tim Cook predige die Bedeutung von Datenschutz, für Apples chinesische Kunden sei dies aber bedeutungslos – es handele sich um “pure Doppeldenke”, betont Amnesty in Verweis auf George Orwells 1984. Apple habe mit seinem bekannten Werbespot zur Einführung des Macintosh noch gegen “Big Brother” angekämpft. Im Jahr 2018 helfe der Konzern nun aber selbst dabei, eine “dystopische Zukunft” zu erschaffen – im Dienste des Profits. Apple verweist darauf, lokalen Gesetzen folgen zu müssen.

Organisationen wie Amnesty und Reporter ohne Grenzen haben chinesische Nutzer dazu aufgerufen, ihre Landeseinstellungen zu ändern oder ihren iCloud-Account zu löschen, um den Umzug der Daten auf die Server des Apple-Partners “Guizhou on the Cloud Big Data Industrial Development Co. Ltd.” (GCBD) zu verhindern. Zwar sind die Nutzerdaten auf den Servern verschlüsselt, erstmals speichert Apple aber auch die Schlüssel auf den Dritt-Servern in China – chinesische Behörden müssen bei Anfragen nach Nutzerdaten deshalb nicht länger den Weg über US-Gerichte einschlagen.

Apple hat bislang Zugriff auf einen Großteil der von Nutzern in iCloud gespeicherten Daten, darunter die iCloud-Backups, die einen Großteil der persönlichen iPhone-Daten umfassen – darunter etwa auch iMessage-Nachrichten. Einzelne iCloud-Dienste wie der iCloud-Schlüsselbund sind Ende-zu-Ende-verschlüsselt und sollten so den Zugriff für Apple und Dritte schwer bis unmöglich machen.

Berichten zufolge erwägt der Konzern seit längerem, sämtliche iCloud-Daten auf eine Ende-zu-Ende-Verschlüsselung umzustellen: Es sei allerdings schwierig, ein derartige Verschlüsselung umzusetzen, ohne den Dienst zugleich komplexer und weniger nutzerfreundlich zu machen – sollte der Nutzer seinen Code vergessen, könne er etwa nicht länger auf ein Backup zurückgreifen und verliert somit unter Umständen alle seine Daten.

(lbe)