Back to Basics, bitte! Ein Kommentar zu Nextcloud

Viele Nutzer misstrauen etablierten Cloud-Speichern. Das ist eine Chance für Nextcloud, wenn das Projekt seine Prioritäten richtig setzt, meint Niklas Dierking.

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Erdball mit Sternen

(Bild: Hans Jürgen Marhenke)

Lesezeit: 2 Min.

Jahrelang haben wir unsere persönlichen Daten in die Cloudspeicher großer Tech-Unternehmen geschaufelt. 5 Gigabyte gratis hier: "Ach, das ist schon installiert, na gut." 10 Gigabyte umsonst dort: "Ich habe ja eh schon einen Account, was solls?" So langsam setzt sich allerdings die Erkenntnis durch, dass man selbst das Produkt ist, wenn diese Dienste nichts kosten. Cloud-Müdigkeit macht sich breit.

Ein Kommentar von Niklas Dierking

Niklas spielt im Team Systeme & Sicherheit. Dort schreibt er hauptsächlich über Linux, Container und Selfhosting. Er ist Fan von Open Source, schläft aber auch gut, wenn das proprietäre Spotify-Flatpak auf seinem Rechner installiert ist. Im Zweifel ist es ihm wichtiger, dass sein Rechner funktioniert (und Musik spielt), als dass ein GNU-Guru den Quellcode gesegnet hat. Seine Leidenschaft für Linux begann mit openSUSE 10.2 und KDE 3, nach viel Distrohopping ist er inzwischen glücklich mit Fedora. Freunde zeigen sich manchmal irritiert von der Ausdauer, mit der Niklas einem technischen Problem nachforsche. Damit ist er bei c’t aber zum Glück in guter Gesellschaft.

In einer Zeit, in der die Trainingsdaten für KI-Modelle immer knapper werden, droht der Datenmagen von Microsoft, Google & Co. bald stärker denn je zu knurren. Man könnte meinen, die Stunde von Alternativen wie Nextcloud sei gekommen. Einfach die eigene Cloud machen, DSGVO-konform beim deutschen Hoster oder – wenn man die Skills mitbringt – sogar auf der eigenen Hardware oder auf einem angemieteten Server.

Dem Projekt ist zu wünschen, dass es die Gunst der Stunde nutzen kann. Viele wollen Software, die zuverlässig funktioniert, nicht spioniert und, wichtiger denn je, einen auch einfach mal in Ruhe lässt. Bei Nextcloud habe ich aber leider den Eindruck, dass die Entwickler sich immer mehr dazu verleiten lassen, an der "Everything App" zu arbeiten. Ein Vorhaben, bei dem Elon Musk mit X scheitert, und der hat wesentlich mehr Ressourcen zur Verfügung.

Ich sehe mehr Integrationen mit anderen Webdiensten, mehr Plug-ins im Appstore, mehr – Sie ahnen es bereits – KI-Assistenten. Höher, schneller, weiter. Auf der anderen Seite schimmeln bei GitHub Berichte über klaffende Probleme vor sich hin, und im Appstore prangen vernichtende Rezensionen von Nutzern, die durch ein Update Daten verloren haben. Open-Source-Projekte haben es nicht leicht. Und wenn die Ressourcen begrenzt sind, bin ich als Nutzer bereit, etwas Milde walten zu lassen, falls es mal hakt. Ich kann aber nicht verstehen, warum die Entwickler schon wieder zum Spatenstich ansetzen, obwohl die aktuelle Baustelle noch nicht fertig ist. Meine Bitte an Nextcloud: Konzentriert Euch aufs Wesentliche!

In eigener Sache: c't bei WhatsApp

(ndi)