Kommentar: Kostenloses Mac OS X - welchen Wert hat Software für Apple?

Schon mit der Einführung des Mac App Store hat Apple seine Software deutlich vergünstigt. Jetzt beginnt die Firma, sein Betriebssystem zu verschenken. Gut für Apple und sein Ökosystem, aber auch gut für den Markt und die Anwender?

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Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Thomas Kaltschmidt

Gratis-Beigaben beim Kauf von Apple-Hardware sind nichts Neues. Seit einer gefühlten Ewigkeit liegen jedem neuen Mac das aktuelle System und das iLife-Paket bei. Für ein Upgrade dieser Software musste man dagegen den Geldbeutel zücken. Jetzt verschenkt Apple OS X 10.9 also und neue Versionen von iWorks ebenso (für bestehende Anwender und Mac-Neukäufer) und ich frage mich, was hinter dieser neuen Großzügigkeit steckt.

Natürlich kann sich Apple diesen Coup locker leisten. Aber wie jede andere Firma hat Apple nichts zu verschenken. Der Sinn liegt eher darin, die Hardware attraktiver zu machen und dabei vielleicht auch einige Windows-Jünger zu einem Switch zu bewegen - nach dem Windows-8-Debakel keine schlechte Ausgangslage. Ein Gratis-Betriebssystem und -Office-Paket wird Konkurrent Microsoft gar nicht schmecken, Software ist hier immer noch der wichtigste Umsatzträger. Die Firma mit dem Apfel lebt dagegen vom Hardwareverkauf, weiche Ware aus eigener Produktion spielte in den Geschäftsberichten bislang kaum eine Rolle, selbst mit Zubehör wie Adaptern macht Apple inzwischen geschätzt mehr Umsatz als mit Mac-Software.

Apple verschenkt sein Betriebssystem: Interessante neue Funktionen in OS X 10.9 alias Mavericks wie die neuen Tabs im Finder.

(Bild: Apple)

Es ist im Grunde eine Kopie der iOS-Strategie, System-Updates sind hier schon lange gratis. Und je mehr Anwender auf die eigene Plattform strömen, umso mehr potentielle Käufer in den Shops für Apps, Musik und Medien – bei jedem Verkauf verdient Apple mit und dieser Markt wächst seit Jahren.

Für Entwickler scheint das Verschenken von OS X Mavericks zunächst ebenso ein Gewinn zu sein. Sie müssen weniger verschiedene Systemversionen unterstützen und können dadurch schneller die neuesten Frameworks in ihren Apps nutzen. Denn man darf davon ausgehen, dass Anwender OS X nun schneller aktualisieren, wenn es eh nichts kostet.

Am Ende könnte es jedoch auch negative Auswirkungen geben. Denn das Signal, das Apple aussendet, ist doch folgendes: Software ist eigentlich nichts mehr wert, gute Programme sind auch gratis zu bekommen, Updates sowieso. Die iWork-Office-Suite bestehend aus Pages, Numbers und Keynote hat Apple komplett neu programmiert, für ein Update will es keinen Cent.

Softwareentwickler müssen sich also Gedanken um ihr Geschäftsmodell machen, wollen sie weiter bestehen. Sie haben meistens nicht die Möglichkeit, Verluste mit einem Gewinn aus anderen Bereichen zu kompensieren. Demnächst also Mac-Apps nur noch mit Bandenwerbung, In-App-Käufen und Sponsoring? Bitte nicht. (thk)