Eric Schmidt: China ist der größte Hacker
Zwei Führungskräfte von Google bezeichnen China in einem bald erscheinenden Buch als gefährlichsten Unternehmens-Hacker der Welt. Die USA könnten aber nicht mit gleichen Mitteln auf die Bedrohung antworten.
Für Google-Chairman Eric Schmidt ist China der weltweit "raffinierteste und effektivste Hacker" ausländischer Unternehmen. Das geht aus der Druckfahne seines Buches "The New Digital Age" hervor, auf die das Wall Street Journal einen Blick werfen konnte. In dem Buch, das im April erscheinen soll, bezeichnen Schmidt und Ko-Autor Jared Cohen, Direktor von Google Ideas, China als gefährlichste Supermacht der Welt.
In einer immer digitaleren Welt sei es für das Reich der Mitte ein politischer und ökonomischer Vorteil, dass die Führung und die Staatsunternehmen bereit seien, sich cyberkrimineller Methoden zu bedienen. Für die USA sei die digitale Wirtschaftsspionage jedoch kein gangbarer Weg, da die Gesetze dagegen viel schärfer seien und besser durchgesetzt würden. Außerdem verstoße ein derart unrechtmäßiger Wettbewerb gegen den US-amerikanischen Fair-Play-Gedanken.
In ihrem Buch erklären die beiden Autoren jedoch auch, dass die USA in Bezug auf Cyberkriminalität weit von einer weißen Weste entfernt sind. Von aufsehenerregenden Cyberspionage-Fällen wie Stuxnet bis hin zum Verkauf von Überwachungstechnik an autoritäre Regime gebe es genug, was man zuhause kritisieren könne. Derartige Kritik werde Schmidt zufolge auch immer lauter, je mehr sich die Staaten, die die Freiheit im Internet achten, von denen unterscheiden, die das nicht tun. In China wiederum sei die Lage gerade wegen des Nebeneinanders von Bürgern mit modernen Geräten und der starken staatlichen Kontrolle gegenwärtig extrem instabil. Deswegen werde das Land in den kommenden Jahrzehnten "eine Art von Revolution" erleben.
Außerdem gehen Schmidt und Cohen auf den wachsenden Einfluss Chinas auf das Internet und die zugrunde liegende Infrastruktur ein. Sie erwarten, dass deswegen Unternehmen wie Cisco Systems und Ericsson künftig noch enger mit westlichen Regierungen zusammenarbeiten werden. Dafür würden die Staaten und die Wirtschaft ihre Anstrengungen auf technischer und diplomatischer Ebene immer stärker aufeinander abstimmen. Das werde umso zwingender, je stärker kommerzielle und nationale Interessen gegenüber einem erstarkenden China übereinstimmen. (mho)