Sechs und ein halbes: Microsofts neues Mobilbetriebssystem
Microsoft hat heute eine neue Version des Smartphone-Betriebssystems Windows Mobile vorgestellt. Erste Geräte - sogenannnte Windows Phones - sollen ab sofort verfügbar sein.
18 Monate nach der Vorstellung von Windows Mobile 6.1 präsentierte Microsoft heute in München die nächste Version seines Mobilbetriebssystems Windows Mobile. Version 6.5 ist zwar nur ein Zwischenschritt zum nächsten großen Update auf Version 7, soll jedoch den in den vergangenen Monaten verlorenen Boden möglichst schnell wieder gut machen. Doch selbst Microsoft-Chef Steve Ballmer ist damit nicht zufrieden: Auf dem Microsoft Venture Capital Summit schimpfte Ballmer, dass der Software-Riese es bei seinem mobilen Betriebssystem "vergeigt" habe.
Für den Launch-Event in München stieg dann auch nur Microsoft-Deutschland-Chef Achim Berg in den Ring, Ballmer wird morgen zu einer Windows-7-Veranstaltung in München erwartet. Berg stellte zusammen mit Geräteherstellern wie Acer, HTC, LG, Samsung, Sony Ericsson und Toshiba das neue System und die nun als "Windows Phones" bezeichneten Windows-Mobile-Smartphones vor. Er hofft, mit der Version 6.5 auf neue Marktsegmente: Microsoft habe traditionell eine extrem starke Stellung im Business-Markt. Windows Phones sollen Arbeit und Spiel verbinden, das sei ein Markt, den Microsoft bislang nicht gefüllt habe, sagte er. In mehr als 20 Ländern sollen bis zum Jahresende Windows Phones auf den Markt kommen.
Eine Übersicht über verfügbare und angekündigte Windows Phones liefert Microsoft über die eigens eingerichtete Webseite www.windowsphone.com. Darunter ist etwa das heute angekündigte HTC HD2, welches als erstes Windows-Mobile-Smartphone mit einem kapazitiven Touchscreen kommt und – über die HTC-eigene Bedienoberfläche Sense – Multitouch-Gesten ermöglicht. LG stellte ebenfalls ein 6.5er-Smartphone mit der eigenen Bedienoberfläche S-Class UI vor – der Trend, Windows Mobile hinter einer eigenen Oberfläche zu verstecken, hält also auch bei der neuen Version an.
Die offensichtlichsten Änderungen der neuen Version sind ein neu gestalteter Heute-Bildschirm, die Anwendungsübersicht und der neue Mobilbrowser Internet Explorer Mobile mit integriertem Adobe Flash Lite. Mit Version 6.5 soll die Bedienung der Windows-Mobile-Smartphones endlich auch ohne Stift gehen. Dazu hat Microsoft die Anwendungsübersicht mit größeren Buttons in versetzter Anordnung ausgestattet. In Anwendungen ist das Scrollen mit dem Finger möglich, wo man vorher umständlich mit dem Stift die winzige Scrollleiste am rechten Rand bedienen musste.
Bei den Menüstrukturen und Anwendungen wie E-Mail-Client oder Kalender erkennt man aber immer noch die Nähe zu Windows Mobile 6.1. An vielen Stellen kommt man am Ende dann doch nicht am Plastikstift vorbei: In der oberen Leiste, in Standardanwendungen wie Kalender oder Mail-Client fallen Bedienelemente mitunter winzig aus. Unter anderem stellt Microsoft auf www.windowsphone.com/theme einen Service zur individuellen Gestaltung von Oberflächendesigns zur Verfügung.
Der neue Online-Dienst MyPhone bietet Nutzern 200 MByte Onlinespeicher, über den sie etwa Kontakte, Termine, Aufgaben, SMS, Fotos und Videos mit ihrem Handy synchronisieren können. Mit den erweiterten Diensten im Premiumpaket kann man über den Webservice Inhalte löschen, das Handy sperren oder zum Klingeln bringen – auch, wenn dieses auf lautlos gestellt ist. Dieser Service ist bis zur ersten Nutzung kostenlos, danach fällt ein noch nicht festgelegter Betrag pro Vorgang an.
Mit dem Windows Marketplace folgt Microsoft dem Trend vieler Geräte- und Betriebssystemhersteller, einen zentralen Anwendungs-Shop einzurichten. Der Windows Marketplace for Mobile ermöglicht den Download kostenloser und kostenpflichtiger Anwendungen über ein Login mit Live ID, ist allerdings zum Start noch recht übersichtlich gefüllt. Bis zum Ende des Jahres soll der Store auch für Geräte mit Windows Mobile 6 und 6.1 zugänglich sein.
Eine Übersicht über bislang angekündigte Smartphones mit Windows Mobile 6.5 gibt unsere Handygalerie. Mit Windows Mobile 6.1 ausgelieferte Geräte erfasst diese Übersicht nicht, obwohl für einige Updates zur Verfügung stehen werden. (ll)