Analyse: Wi-Fi Alliance fürchtet ums 5-GHz-Band

Mit LAA-LTE wollen die Mobilfunkanbieter einen Seitenweg für den Daten-Downlink vom Mobilfunknetz zum Smartphone im 5-GHz-Band errichten. Das schmeckt der WLAN-Herstellervereinigung WFA freilich nicht.

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WLAN gegen LAA-LTE: Wi-Fi Alliance fürchtet ums 5-GHz-Band
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Die Spektrumsknappheit beim Mobilfunk treibt die Hersteller von Basisstationen und Smartphones dazu, nach Seitenwegen zu suchen: So geriet das lizenzfrei nutzbare 5-GHz-Band ins Visier, das seit ein paar Jahren verstärkt für schnelles WLAN genutzt wird. Mit einer LTE-Erweiterung namens LAA soll der Datentransfer in Mikrozellen bedarfsweise von der Basis zum Gerät nach 5 GHz verschoben werden können, um die teuer lizenzierten LTE-Bänder zu entlasten.

Eine Analyse von Ernst Ahlers

Nach ein paar Jahren im Anlagenbau und bei der c't-Mutter Elrad schreibt und testet Ernst Ahlers seit 1997 für die c't. Über PC-Hardware und Stromversorgung rutschte er ins aufkommende Thema Netzwerke und WLAN, das ihn bis heute und auch die nächsten Jahre wohl nicht loslässt: Mit der laufenden Einführung von IPv6 gibt es noch viele Bugs in Routern und Access Points zu entdecken.

Dieses Ansinnen macht die WLAN-Industrie verständlicherweise nervös. Nun hat die Herstellervereinigung Wi-Fi Alliance (WFA) zu LAA-LTE Stellung genommen: Das 5-GHz-Band sei ein kritisches Element für heute aktuelles WLAN. Die überhastete Einführung von LAA-LTE könne Milliarden von WLAN-Nutzern beeinträchtigen, auch wenn man generell zustimme, dass "Fair Sharing" nötig sei. Die WFA mahnt auch noch zur Kooperation, damit es keine Nachteile für 5-GHz-WLAN-Nutzer gebe.

Im 5-GHz-Band stehen insgesamt 19 Kanäle zu 20 MHz Breite für WLAN zur Verfügung. Das ist genug Platz für mehrere parallel in der Nachbarschaft funkende 11ac-WLANs – falls die Hersteller nicht zu knausrig waren, DFS und TPC zu implementieren.

(Bild: Details des WLAN-Standards IEEE 802.11ac )

Erstaunlich ist dabei, dass die WFA selbst einen Großteil des 5-GHz-Bandes brach liegen lässt: Die WFA ignoriert bislang in ihren Zertifizierungsanforderungen die schon seit vielen Jahren im WLAN-Standard definierten Methoden DFS (Dynamic Frequency Selection) und TPC (Transmit Power Control). Diese Mechanismen sind von den Regulierungsbehörden in vielen Ländern vorgeschrieben, wenn man das ganze 5-GHz-Band mit immerhin 19 Kanälen zu je 20 MHz Breite nutzen will. Ohne DFS/TPC dürfen WLAN-Geräte in Europa etwa nur die untersten vier Kanäle 36 bis 48 verwenden.

Viele WLAN-Hersteller ignorieren DFS/TPC ebenfalls und sparen die Zusatzkosten bei der Typprüfung ein: Beim letzten Test ließen 9 von 13 Routern diese nützliche Funktion vermissen. Die für den Anwender nachteilige Folge: Router und Access Points mit dem schnellen 11ac-WLAN belegen mit ihrem breiten 80-MHz-Signal die Kanäle 36 bis 48 komplett. Und wenn der Nachbar auch solch einen Router verwendet, gibt es unweigerlich Kollisionen: Beide müssen sich die Bandbreite teilen, das schnelle WLAN wird langsamer. Dieses Ärgernis manifestierte sich schon bei den ersten 11ac-Routern, die vor zweieinhalb Jahren auf den Markt kamen.

Wenn man aber wie die WFA und die meisten WLAN-Hersteller durch Vernachlässigen von DFS/TPC jahrelang auf einen großen Teil des 5-GHz-Bandes verzichtet, darf man sich nicht wundern, wenn Begehrlichkeiten von anderer Seite aufkommen. (ea)