CeBIT-Messerundgang: Videokonferenzen einfach so per Browser

Immer mehr Anbieter von Videokonferenzen nutzen das browser-basierte WebRTC. Diese vom World Wide Web Consortium spezifizierte Technik erscheint auch deshalb interesant, weil sie Browser zu Filetransfer, Chat und Desktop-Sharing befähigen soll.

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Messerundgang: Videokonferenzen mittels WebRTC

(Bild: 3CX)

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Die webbasierte Videokonferenz per WebRTC-Technik kann Verbindungen auf Punkt-zu-Punkt-Basis oder zentral gesteuert über einen eigenen Server aufbauen. 3CX hat sich wie viele andere Anbieter für das zweite Modell entschieden.

(Bild: Friederike Maier)

Die offene WebRTC-Spezifikation treiben zwar hauptsächlich Google, Mozilla und Opera voran, aber inzwischen sind die meisten aktuellen Browser – Chrome, Firefox und Opera – für WebRTC ausgelegt oder zumindest für Experimente per Plug-In nachrüstbar (hierlang gehts beispielsweise zum Temasys-Plug-In und hier findet man webrtc-everywhere, beide sowohl für Safari als auch für den Internet Explorer). Obschon noch Inkompatibilitäten möglich sind, zumal bei den WebRTC-Plug-Ins, erscheint es für Hersteller von Videokonferenzsystemen attraktiv, auf die Browser zu setzen, anstatt die gesamte Applikation selbst zu entwickeln. Im beabsichtigten Normalfall brauchen Nutzer dann auch keine Software zu installieren, sondern nutzen die in den Browsern implementierten Funktionen, um Verbindungen aufzubauen und Mikrofon, Kamera und Audio-Ausgang anzusprechen.

Zugleich wächst auch die Zahl der Anwendungen. Inzwischen gibt es neben den typischen Punkt-zu-Punkt-Kommunikationen für einzelne Teilnehmer, etwa TwinSee für Android und iOS, auch weitergehende Anwendungen. Dazu zählen der Support über unternehmenseigene Web-Seiten und die Integration mit VoIP-Tk-Anlagen.

Die Firma 3CX setzt bei ihrem Webmeeting genannten Produkt vollständig auf WebRTC (Halle 13, Stand C42). Das auf softwarebasierte Windows-Telefonielösungen spezialisierte Unternehmen erweitert so die Nutzbarkeit auch für andere Betriebssysteme und Mobilgeräte. Wie die meisten kommerziellen Anbieter nutzt 3CX jedoch nicht das klassische Peer-to-Peer-Prinzip, sondern eine serverbasierte Lösung. Die Clients verbinden sich mit dem zentralen Server, der dann die einzelnen Videostreams zuteilt. Gegen den Peer-to-Peer-Ansatz sprechen die hohen Anforderungen an die Bandbreite der Anschlüsse – die meisten Internet-Zugänge sind ja Uplink-seitig eher schmal ausgelegt. Den zentralisierten Ansatz direkten Verbindungsaufbau bekommt man bei mehreren Anbietern gratis, beispielsweise bei palava.tv.

Mit auf der CeBIT am Stand von AhoyRTC: Ein fernsteuerbarer, fahrbarer WebRTC-Client.

(Bild: Friederike Maier)

Beim zentralisierten Ansatz muss man auf die Ende-zu-Ende-Verschlüsselung zwischen den Clients verzichten.

Neben der klassischen Videokonferenz über verschiedene Devices hinweg ist die Integration von WebRTC in Firmen-Webseiten ebenfalls ein interessantes Anwendungsgebiet. Das ist praktisch etwa für Supportanfragen, die so kostenlos für Kunden bereitgestellt werden können. Anbieter können dabei die klassiche Telefonie oder die Videotelefonie nutzen, auch lassen sich Screenshots übertragen. 3CX hat dafür ein Gateway entwickelt, dass Anrufe annimmt und – entsprechend ins Firmennetz integriert – an den richtigen Mitarbeiter weiterleitet.

Unify erwartet im Jahr 2019 über 6 Millarden WebRTC-fähige Geräte weltweit.

(Bild: Unify)

Ein WebRTC-Gateway bietet auch die Firma AhoyRTC an (Halle 6, Stand A28). Das AhoyGateway verbindet die browserbasierte Kommunikation mit einem Asterisk-Server. Die Open-Source-Telefonanlage stellt dabei eine Anbindung an die SIP-Telefonie-Infrastruktur her. Zurzeit arbeitet die Firma an der Integration der WebRTC-Kommunikation in die iOS-App einer großen Bank.

WebRTC-basierte Kommunikationslösungen mit vielen Schnittstellen zu Netzwerken hat die Telekom von ihrer Werkbank zur CeBIT gebracht.

(Bild: Friederike Maier)

Auch Unify, ehemals Siemens Enterprise Communications, hat WebRTC als Firmenkommunikationslösung mit im Portfolio (Halle 13, Stand D38). Die Firma rechnet bis 2019 mit mehr als 6 Millarden Geräten, die für WebRTC ausgelegt sind. Das auf IP-Telefonie spezialisierte Unternehmen Innovaphone hat bisher was WebRTC angeht, eine reine Audio-Anwendung in ihr Telefonsystem integriert. An ähnlichen Anwendungen arbeiten noch diverse weitere Unternehmen, darunter beispielsweise NEC.

Im Mittelpunkt der WebRTC-Entwicklungen der Telekom steht das ComX-Framework Telekom der Innovation Labs.

(Bild: Telekom)

Bemerkenswert erscheint das ComX Framework der Telekom Innovation Labs und T-Systems. Die Anwendung läuft nicht nur mit Internet-Gegenstellen, sondern auch im lokalen Netzwerk (Halle 4, Stand C26). Ein Teil der Entwicklungsarbeit ist der Integration in Firmennetzwerke vorbehalten. So hat das ComX-System bislang schon Schnittstellen zu PBX, OTT und IMS. Die Entwickler tüfteln aber auch daran, die Latenz, die durch das Abmischen der Videostreams im zentralen Server entsteht, mittels einer Selective Forwarding Unit möglichst klein zu halten. (dz)