Leonardo-Hersteller Hermstedt ist insolvent

Bereits Ende April hatte das Amtsgericht Mannheim die Firmenkonten des einstigen ISDN-Vorreiters im Mac-Bereich eingefroren, am ersten Juli wurde nun das Insolvenzverfahren eröffnet.

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Von
  • Dusan Zivadinovic

Bereits vor Wochen machten in der deutschen Mac-Szene Gerüchte über Liquiditätsprobleme beim einstigen ISDN-Spezialisten Hermstedt die Runde. Doch dass es so schwarz für das Mannheimer IT-Unternehmen aussieht, wollten selbst Marktkenner nicht so recht glauben: Hermstedt musste Insolvenz anmelden.

Hermstedt beherrschte den Markt für ISDN-Produkte für den Mac jahrelang mit seiner proprietären Soft- und Hardware-Kombination, die besonders im Bereich von Druckereien, Werbeagenturen und DTP-Büros Fuß gefasst hatte. Die "Leonardo"-Karten setzten ab den späten 1980er-Jahren im Umfeld des Druckgewerbes Maßstäbe. Freilich hatte das auch zur Folge, dass der Mac abseits der Windows-Welt ein ISDN-Eigenleben führte – Leonardo-Karten hatten kein Windows-übliches CAPI-Interface, das Drittherstellern die Tür für eigene Produkte geöffnet hätte, und die Treiberunterstützung für den Internet-Zugang wurde nur verzögert entwickelt. Hermstedts Dominanz bröckelte mit Beginn der DSL-Ära; das geschlossene Soft- und Hardware-Konzept konnte sich in der DSL-Welt nicht mehr durchsetzen.

Noch Mitte Mai hatte Vorstandsmitglied Anette Hermstedt gegenüber dem Nachrichtenmagazin Macnews versichert, dass die Firma keine wesentlichen Finanzprobleme habe. Zwar sei das Geschäft mit Kommunikationsprodukten spürbar abgeflaut, aber mit dem HiFi-Multimedia-Server Hifidelio habe sich Hermstedt gut in einem Nischenmarkt positioniert. Doch bereits am 26. April hatte das Amtsgericht Mannheim Sicherungsmaßnahmen verfügt und die Firmenkonten eingefroren. Am 1. Juli hat das Gericht wegen Zahlungsunfähigkeit und Überschuldung dann das Insolvenzverfahren eröffnet.

Anscheinend ist bei Hermstedt aber nicht mehr viel zu holen. Insolvenzverwalter Karl-Heinrich Lorenz hat Masseunzulänglichkeit angezeigt: Damit erklärt der Insolvenzverwalter, dass offene Verbindlichkeiten des Unternehmens nur noch zum Teil befriedigt werden können. Mangels Masse könnte das gesamte Verfahren sogar eingestellt werden, die Gläubigerversammlung soll darüber am 24. September gehört werden. In den ertragsstarken Jahren hatte die Firma ihre Angestellten am Unternehmen beteiligt, diese Anteile dürften nun so gut wie wertlos sein. (dz)