1&1 Mobilfunknetz: Mehr Städte "in den nächsten Wochen"​

Mit einem eigenen Handynetz will 1&1 den etablierten Telcos auf die Pelle rücken. Der erste Schritt ist getan – es ist ein kleiner. Weitere sollen bald folgen.

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(Bild: Jan Hrezik / Shutterstock.com)

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Beim Start des vierten deutschen Mobilfunknetzes hat der Neueinsteiger 1&1 die mit der Mobilfunklizenz verknüpften Ausbauziele deutlich verfehlt. Statt 1000 5G-Stationen hat das Unternehmen nach eigenen Angaben zum Ende des Jahres 2022 erst drei Funkanlagen in Karlsruhe und Frankfurt am Main in Betrieb genommen. Das neue Netz steht aber zunächst nur für funkgestützte Festanschlüsse (Fixed Wireless Access) zur Verfügung, mit der Aufnahme des Mobilfunkbetriebs ist später zu rechnen.

Beim Aufbau des Netzes auf Grundlage des OpenRAN-Standards kommen Server von Dell und Supermicro, Router von Cisco, Software von Rakuten, Mavenir und Altiostar sowie Antennen von NEC und Communications Components zum Einsatz, teilte 1&1 am Dienstag in Montabaur mit. Das Unternehmen verzichte "als einziger Mobilfunk-Netzbetreiber" auf Antennen von Huawei. Der Probebetrieb begann im Sommer 2022.

Unterdessen geht die erste Phase des Netzausbaus voran. 50 Standorte seien schon fertig und sollen schrittweise in Betrieb genommen werden, erklärte eine Unternehmenssprecherin. Sie sollen "in den nächsten Wochen" in den Städten Hamburg, Essen, Düsseldorf, Wiesbaden, Mainz, München und Freiburg ans Netz gehen. Weitere 235 Standorte seien im Bau, "im Laufe des Jahres" soll das Ziel der 1000 Standorte erreicht werden.

"Trotz Verzögerungen in den letzten Monaten wollen wir unsere bis Ende 2030 bestehende Versorgungsverpflichtung von 50 Prozent aller Haushalte weiterhin frühzeitig erfüllen", erklärte 1&1-Chef Ralph Dommermuth. "Dafür werden etwa 12.600 Funkmasten und über 500 regionale Rechenzentren in Betrieb genommen."

Verzögert hatte sich zuletzt die Erschließung von Antennenstandorten. 1&1 kooperiert mit den Infrastrukturgesellschaften Vantage Towers und American Towers. Im Dezember hat die Tochtergesellschaft 1&1 Towers zudem einen Vertrag mit dem Dienstleistungsunternehmen Eubanet geschlossen, das bei der Erschließung von bis zu 7500 Standorten helfen soll.

Alle Netzbetreiber müssen Ausbauvorgaben erfüllen, die mit den Lizenzen für die Frequenznutzung verbunden sind. Noch bis Freitag können die Unternehmen ihren Ausbaustand an die Regulierungsbehörde melden. "Sofern die Bundesnetzagentur nach Ablauf der Frist feststellt, dass die Auflagen nicht oder nicht vollständig erfüllt wurden, prüft sie unter Berücksichtigung der vorgetragenen Verzögerungsgründe, ob Rechtsfolgemaßnahmen wie Bußgelder und/oder Zwangsgelder verhängt werden", sagte ein Behördensprecher.

1&1 hatte bei der Frequenzauktion 2019 erstmals eigenes Spektrum für 5G-Mobilfunk ersteigert. Zuvor war das Unternehmen als Reseller von Kapazitäten der Netzbetreiber (Mobile Virtual Network Operator, MVNO) am Markt – und das vor allem im Netz von O2. Mit der Aufnahme des Netzbetriebs verliert 1&1 den MVNO-Status und wird von der Regulierungsbehörde als Netzbetreiber behandelt. Ein Roamingvertrag mit Telefónica Deutschland (O2) stellt in der Aufbauphase für 1&1-Kunden die landesweite Abdeckung sicher.

(vbr)