25. Hannah-Arendt-Tage: Der Trend zur Autokratie – auch ein digitales Problem

In diesem Jahr findet zum 25. Mal in Hannover die nach der Politiktheoretikerin Hannah Arendt benannte Veranstaltungsreihe statt. Heise ist Kooperationspartner.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 8 Kommentare lesen
Datensammlung und ein Computer

(Bild: The KonG / Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Demokratie ist keine Selbstverständlichkeit. Weltweit nimmt die Zahl der autokratisch geführten Staaten zu – und die Digitalisierung trägt mitunter dazu bei. Darüber diskutieren Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft vom 11. bis zum 15. Oktober 2022 in Vorträgen und Diskussionen unter dem Motto "Unkontrollierte Macht: Vom Trend zur Autokratie" während der Hannah-Arendt-Tage (HAT) in Hannover. Der Heise-Verlag ist Kooperationspartner und Gastgeber eines Vortrags über die digitale Vermessung des Menschen.

Für die aus Hannover stammende Politiktheoretikerin Hannah Arendt (1906-1975) gehörte die kommunikative Macht zu den wichtigsten Elementen der Politik. Lange vor dem Internet war sie von der besonderen Bedeutung der Vernetzung für das politische Handeln überzeugt.

Den Eröffnungsvortrag “Europäische Grundwerte: Ohne Rechtsstaatlichkeit keine Demokratie!“ hält die Vizepräsidentin des Europäischen Parlaments, Dr. Katarina Barley, am 11. Oktober im Sprengel Museum Hannover. Es folgen an den weiteren Tagen unter anderem Podiumsdiskussionen und die Eröffnung einer Ausstellung in der Zentralbibliothek Hannover. Schüler der IGS Roderbruch haben ein Blog namens "Yellowpost" eingerichtet. Das gesamte Programm der Hannah-Arendt-Tage kann online eingesehen werden. Anmeldungen sind bis zum 5. Oktober 2022 möglich.

Das Medienhaus Heise in der Karl-Wiechert-Allee ist Gastgeber eines Vortrags von Prof. Dr. Simon Hegelich unter dem Titel "Die digitale Vermessung des Menschen: Auf den Weg in einen neuen Totalitarismus?". Dieser findet am Donnerstag, 13. Oktober, ab 19 Uhr statt. Aus gesammelten Daten lässt sich menschliches Handeln vorausberechnen. Durch ein Social Credit System, was diese Daten zusammenbringt und mit künstlicher Intelligenz auswertet entsteht ein neues Bild einer dystopischen Herrschaft. Simon Hegelich ist Professor für Political Data Science an der Technischen Universität München. Die Veranstaltung wird zusätzlich im Livestream übertragen.

Das Thema sei hochaktuell, sagt der stellvertretende Chefredakteur von heise online, Jürgen Kuri: "Schließlich müssen wir uns tagtäglich mit Fake News, digitalen Propagandakampagnen und gefälschten Nachrichten herumschlagen, die autoritäre Systeme zur Unterwanderung von Demokratien einsetzen. Dazu kommen die technischen Mittel, die Autokratien heute zur Verfügung stehen und in nie gekanntem Ausmaß Kontrolle, Überwachung und Zurichtung ermöglichen. Das Thema, dem sich Prof. Dr. Simon Hegelich widmet, ist für uns bei heise online beileibe nicht nur Schreckgespenst, sondern Anlass zur Analyse und zur Information. Die Vorstellung, dass sich menschliches Handeln, Identität und letzten Endes der Wert eines Menschen aus seinen Daten und mittels Künstlicher Intelligenz vorhersagen lassen, kombiniert naiven Technik-Optimismus mit Blindheit gegenüber totalitären Bestrebungen.“

Die Hannah-Arendt-Tage sind eine Veranstaltung der niedersächsischen Landeshauptstadt Hannover und werden 2022 durch die Stiftung Niedersachsen gefördert. Die Kooperationspartner in diesem Jahr sind die VolkswagenStiftung und heise online. Auch schon bei früheren Veranstaltungen der Reihe standen Digitalthemen im Fokus, so etwa im Jahr 2017, als es um Algorithmen im öffentlichen Sektor ging.

(mki)