"5G Plus": Vodafone bringt 5G Standalone für mehr Kunden

5G Standalone bringt derzeit noch wenig Mehrwert für Privatkunden, dennoch beginnt Vodafone jetzt mit der Vermarktung. Die Konkurrenz wartet noch ab.​

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5G Symbolbild: "5G" in Leuchtshrift, davor ein Mann auf sein Handy blickender Mann

(Bild: heise online/vbr)

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Vodafone baut sein Mobilfunknetz weiter mit 5G Standalone aus und stellt es seinen Vertragskunden nun als Tarifoption "5G Plus" zur Verfügung. Bei 5G Standalone (5G SA) werden Datenverbindungen ohne LTE-Ankerfrequenzen aufgebaut und über ein bereits für 5G konfiguriertes Kernnetz geschickt. Damit können Netzbetreiber ihren Kunden 5G-Vorteile wie niedrige Latenzen, geringeren Stromverbrauch oder Network Slicing anbieten.

Neben Vodafone bauen auch die Deutsche Telekom und Telefónica Deutschland ihre Netze mit 5G SA aus. Bis das flächendeckend und auch mit Telefonie über 5G verfügbar ist, dürfte es aber noch eine Weile dauern.

Vodafone ist der erste Netzbetreiber, der mit 5G SA in den Massenmarkt geht. Derzeit ist die Technik mit rund 4000 Antennen an 1000 von insgesamt über 20.000 Standorten verfügbar. Vodafone baut 5G SA an Standorten in Ballungsräumen auf 3,6 GHz aus, im ländlichen Raum auch auf den reichweitenstarken Frequenzen um 700 MHz. Während auf den 3,6-GHz-Frequenzen dank Trägerbündelung ("Carrier Aggregation") mit anderen Frequenzbändern bis zu 1 Gbit/s Bandbreite drin sind, sofern das Handy das kann, bleibt es auf 700 MHz noch bei vergleichsweise schmalen 100 MBit/s maximal.

5G Standalone funktioniert vorerst nur mit einer kleinen Auswahl an Smartphones, die bei Vodafone erhältlich sind. Dazu zählen Samsungs Galaxy-Klassen S21 und S22, die iPhone-13-Familie und das 5G-taugliche iPhone SE, Xiaomi Mi11 und Mi11 Pro sowie das Oppo Find X3 Pro, das als einziges mit 5G auch Trägerbündelung unterstützt. iPad Mini der sechsten Generation und iPad Air 5. Generation runden das Portfolio ab. Weitere geeignete Geräte sollen laut Vodafone noch im März dazukommen.

Für Kunden hält sich der Mehrwert von "5G Plus" damit in Grenzen, weshalb Vodafone die Tarifoption kostenlos anbietet – zunächst nur seinen Kunden mit Rechnungslegung, nicht den Prepaid-Kunden. Wer als "Vertragskunde" ein passendes Gerät hat, bekommt die Tarifoption in der Vodafone-App angezeigt. Eine Rolle spielt, dass Android-Geräte 5G SA zunächst nur mit den 3,6-GHz-Frequenzen unterstützen, währen es bei iOS das 700-MHz-Band ist. iPhones und iPads benötigen zudem eine spezielle SIM-Karte, die Vodafone bei Interesse zur Verfügung stellt.

Vor knapp einem Jahr hat Vodafone 5G Standalone an ersten Standorten in Betrieb genommen. "Jetzt ist das, was wir vor einem Jahr klein gestartet haben, breit für den Massenmarkt", sagt CEO Hannes Ametsreiter, "5G Plus kommt großflächig nach Deutschland." Bis Ende 2025 will Vodafone die Technik "fast allen Menschen in der Bundesrepublik" anbieten.

Auch die Mitbewerber Telefónica und Telekom bauen 5G Standalone derzeit aus, bieten es Privatkunden aber noch nicht an. Das 5G-Netz der Telekom sei "bereit für 5G Standalone", sagte Technikchef Walter Goldenits im Februar. Die Telekom baut ihr 5G-Netz großflächig mit Dynamic Spectrum Sharing (DSS) aus, was mehr Geschwindigkeit beim Ausbau ermöglicht, weil es vergleichsweise aufwandsarm zu realisieren ist. Bei den rund 4000 Antennen, die die Telekom mit 5G auf 3,6 GHz betreibt, ist 5G SA schon vorbereitet. "Wir wollen 5G SA einführen, wenn der Kunde auch einen Mehrwert davon hat", erklärt eine Sprecherin auf Anfrage.

Telefónica Deutschland baut ihr 5G-Netz vorwiegend auf 3,6 GHz sowie in ländlichen Regionen auch mit 700 MHz aus und setzt DSS dabei nur punktuell ein. Obwohl das Netz technisch schon bereit für 5G Standalone ist, wartet Telefónica noch mit der Vermarktung. "Sobald 5G Standalone einen echten Mehrwert für Privatkunden bietet, werden wir die Technologie aktivieren, zum Beispiel wenn genügend Geräte im Markt 5G SA unterstützen und wir echte Anwendungsfälle sehen", erklärt ein Sprecher.

Nach 5G Standalone wird der nächste Schritt sein, auch Sprachverbindungen über 5G abzuwickeln. Bisher laufen die noch über die Vorgängerstandards GSM oder LTE. Die Anbieter testen reine 5G-Sprachverbindungen bereits an einzelnen Standorten, von allgemeiner Verfügbarkeit ist noch nicht die Rede.

(vbr)