AMD-Studie rechnet Intels "Monopol-Gewinn" aus

Mehr als 60 Milliarden US-Dollar soll Intel in den vergangenen zehn Jahren allein wegen einer Monopolstellung verdient haben. Zu diesem Ergebnis kommt eine im Auftrag des Konkurrenten AMD verfasste Studie.

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Mit einer Studie der ERS-Group will Chiphersteller AMD seine Monopolvorwürfe gegen Konkurrent Intel untermauern. Laut der im Auftrag von AMDs Anwaltskanzlei O'Melveny & Myers erstellten Studie soll Intel einen Großteil seiner Profite der vergangenen zehn Jahre seiner angenommenen Monopolstellung verdanken. Die Studie gehe angesichts des inzwischen beigelegten Wettbewerbsverfahrens in Japan und des von der EU-Kommission jüngst eingeleiteten Verfahrens nicht der Frage nach, "ob Intel wettbewerbswidrig gehandelt hat, sondern wie viel Intel mit dem unterstellten Verhalten verdient hat", erklärte der Autor der Studie, Michael Williams.

Laut einer von AMD veröffentlichen kurzen Zusammenfassung der Studie beziffert Williams Intels Gewinn der vergangenen zehn Jahre auf 141,8 Milliarden US-Dollar. Abzüglich der Kapitalkosten bleibe ein wirtschaftlicher Profit von 87,7 Milliarden. Davon billigt die Studie dem Chiphersteller 27,3 Milliarden aus einem "angenommenen Vorteil" gegenüber der Konkurrenz zu. Unter dem Strich hat Intel von 1996 bis 2006 laut Williams 60,4 Milliarden US-Dollar verdient, die es der Ausnutzung einer Monopolstellung zu verdanken habe – zu Lasten des Verbrauchers und der PC-Industrie. Für die kommende Dekade rechnet Williams davon ausgehend mit einem illegitimen Profit von 80 Milliarden US-Dollar.

Weiter heißt es in der Studie, Intels Gewinnmarge sei im Vergleich zu anderen Aktiengesellschaften mit gut 16 Prozent außergewöhnlich hoch. Nur vier Unternehmen hätten eine so hohe Marge (Microsoft, UST, Coca-Cola und Intel) und alle hätten sich schon mit Kartellvorwürfen konfrontiert gesehen. Der Vergleich mit Lebensmittelherstellern oder Genussmittelkonzernen könnte nicht ganz passen, da in der Hightechh-Branche hohe Margen wegen des kapitalintensiven Geschäfts keine Seltenheit seien, meint jedoch die US-Zeitung The Mercury News. Im Vergleich der Margen von Technikkonzernen wie Cisco oder Oracle spiele Intel eher in der Mittelklasse.

Die Studie greift mit ihren Ergebnissen dem von der EU-Kommission angestrengten Wettbewerbsverfahren ebenso vor wie dem von AMD in den USA angestrengten Verfahren wegen Missbrauchs einer Monopolstellung. Die müssen Intel dem Missbrauch einer marktbeherrschenden Stellung erst noch nachweisen. Für AMD stützt die Studie die gegen Intel vorgebrachten Anschuldigungen. "Monopolgewinne von 60 Milliarden US-Dollar stehen im direkten Widerspruch zu Intels Behauptung, sein Geschäftsgebaren habe zu niedrigeren Preisen geführt – tatsächlich zeigt die Studie, dass Milliarden Dollar direkt aus den Taschen der Verbraucher in Intels Monopol-Koffer gewandert sind", sagte AMD-Vizepräsident Thomas McCoy und verwies dabei auch auf das EU-Verfahren und andere wettbewerbsrechtliche Maßnahmen gegen den Wettbewerber.

Intel hat die Anschuldigungen AMDs wie auch der EU-Kartellwächter stets zurückgewiesen. Ein Sprecher tat die Studie gegenüber US-Medien als "wilde Spekulation" und durchsichtiges PR-Manöver ab. "Das einzige, was wir aus der Studie lernen können, ist, dass man jemanden dazu bringen kann, beinahe alles zu sagen, wenn man ihm genug Geld bezahlt", meinte Sprecher Chuck Mullroy im Hinblick auf die Autoren der Studie gegenüber der Zeitung The Mercury News. (vbr)