AMD plant angeblich 8-Watt-Prozessor für kompakte (Mobil-)Rechner

Im Web ist das Blockdiagramm eines AMD64-Prozessors mit 1 GHz Taktfrequenz aufgetaucht, der mit Intels Atom 230 konkurrieren könnte.

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Während Intel mit der Auslieferung von Atom-Prozessoren für Nettops und Netbooks – also billige und kompakte Desktop- und Mobilrechner – angeblich schon kaum noch hinterherkommt und VIA außer C7 und C7-M noch den Nano ins Rennen schickt, schaut AMD in dieser speziellen Geräteklasse bisher in die Röhre: Die Firma aus Sunnyvale hat nur den von National übernommenen Geode LX und den Athlon-XP-verwandten Geode NX im Angebot, die von Leistungsaufnahme und Chipfläche her passen würden. Der besonders sparsame Geode LX, der etwa im XO-Laptop der OLPC-Initiative steckt, ist aber krötenlahm und kann es nicht einmal mit der 3,5-Watt-Version des VIA C7 ULV mit 1 GHz aufnehmen. Der Geode NX wiederum braucht bereits bei 667 MHz Taktfrequenz 9 Watt TDP (6 Watt "Average Power") und unterstützt neuere CPU-Funktionen wie SSE2 und NX/EVP nicht; seine Die-Fläche beträgt wegen der mittlerweile im CPU-Bereich veralteten 130-nm-Fertigungstechnik 85 Quadratmillimeter.

Die Prozessoren mit modernem AMD64-Innenleben, die AMD bisher für Embedded Systems offeriert, haben eine noch größere Siliziumfläche und können deshalb preislich nur schwer mit den erwähnten Intel- und VIA-Produkten konkurrieren. Zudem verkauft AMD diese Prozessoren – zumindest offiziell – bisher nur in Chipgehäusen für Steckfassungen, so genannten Pin- oder Land-Grid-Array-(PGA-/LGA-)Packages. Den Atom steckt Intel hingegen – ebenso wie viele andere Ultra-Low-Voltage-(ULV)-Prozessorversionen für Subnotebooks und Embedded Systems – in Ball-Grid-Array-(BGA-)Gehäuse, die direkt auf die Mainboard-Platine gelötet werden und damit flachere Geräte möglich machen.

Nun hat allerdings die Webseite Eee PC News eine Präsentationsfolie veröffentlicht, die angeblich von AMD stammt und einen AMD64-Einzelkernprozessor mit 1 GHz Taktfrequenz, 8 Watt TDP, integriertem, einkanaligem DDR2-400-Speichercontroller und HT800-HyperTransport-Link im BGA-Gehäuse mit 812 Lotkugeln zeigt. Dabei könnte es sich um eine BGA-Version des vor etwa einem Jahr angekündigten Sempron 2100+ für Embedded Systems handeln, der laut AMD (PDF-Datei) fast genau diese Leistungsdaten aufweist, aber in einem Gehäuse für die S1-Mobilprozessorfassung steckt. Für den Sempron 2100+ mit zwei Speicherkanälen nennt AMD allerdings 9 Watt TDP. Auch der im Herbst 2007 vorgestellte Athlon 64 2000+ für Embedded Systems im AM2-Gehäuse (PDF-Datei) ähnelt diesem Prozessor, hat aber 512 KByte L2-Cache. Einen anscheinend eng verwandten Athlon 64 2100+ baut HP in den "Blade-PC" bc2000 ein.

Die nominelle Leistungsaufnahme von 8 Watt TDP des Athlon 64 2000+ wirkt auf den ersten Blick im Vergleich zu Intel Atom (230: 4 Watt, N270: 2,5 Watt) und VIA C7 recht hoch, doch darin sind die Northbridge-Funktionen (Speichercontroller, HT-Link) bereits eingerechnet. Mit einem sparsamen Chipsatz mit integrierter Grafik könnte ein Athlon-64-2000+-Gerät von der Papierform her Intels Nettop-Plattform (Atom 230 plus 22-W-TDP-Chipsatz 945GC) locker unterbieten; im Vergleich zur Netbook-Atom-Platform (Atom N270 mit 4-Watt-Chipsatz 945GSE) wird es aber eng. Von der Rechenleistung her dürfte ein AMD64-Kern mit 1 GHz Taktfrequenz den viel weniger effizienten In-Order-Atom übertreffen. (ciw)