Amazon-Chefs sollen Signal-Chats vor Kartellaufsicht versteckt haben

Mittels sich selbst löschender Nachrichten des Messengers sollen Jeff Bezos und Co. eine Untersuchung der FTC behindert haben. Diese beschwert sich bei Gericht.

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Jeff Bezos neben Mikrophon

Amazon-Gründer Jeff Bezos und sein Nachfolger sollen ihre Chats nicht gespeichert haben.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 2 Min.
Von
  • Nico Ernst

Im laufenden Kartellverfahren gegen Amazon erhebt die US-Handelsbehörde Federal Trade Commission (FTC) schwere Vorwürfe gegen den Onlineriesen. So sollen führende Angestellte des Unternehmens zwischen 2019 und 2022 zur Kommunikation untereinander den Messenger Signal genutzt haben. Dabei nutzten sie Gerichtsunterlagen zufolge die Funktion, dass Nachrichten nicht gespeichert werden. Dies, so die FTC, würde ihre Ermittlungen behindern.

Die "Federal Trade Commission" führt seit September 2023 ein bereits mehrere Jahre zuvor vorbereitetes Kartellverfahren gegen Amazon, dem sich 17 Generalstaatsanwälte aus mehreren Bundesstaaten der USA angeschlossen haben. Im Zuge solcher Untersuchungen können von der FTC beschuldigte Unternehmen gerichtlich angewiesen werden, bestimmte Unterlagen auszuhändigen. Der US-Nachrichten Bloomberg sagte ein Sprecher von Amazon, die FTC verfüge bereits über 1,7 Millionen Dokumente aus Amazons Geschäftsprozessen, insgesamt habe man 100 Terabyte Daten übermittelt. Die Vorwürfe der FTC seien "haltlos", so der Sprecher.

Die fraglichen Chats, die unter anderem Amazon-Gründer und früherer CEO Jeff Bezos, sein Nachfolger Andy Jassy, der Chefjustiziar David Zapolsky und andere Topmanager geführt haben sollen, dürften bei Verwendung der Löschfunktion zwar verloren sein. Die FTC verlangt jedoch per Eingabe beim Gericht Auskunft darüber, wie die Nutzung von Signal im Unternehmen geregelt war, und ob es Anweisungen gab, das automatische Löschen einzuschalten.

Für Amazon könnte die mutmaßliche Verwendung der verschwindenden Nachrichten im Kartellprozess sehr problematisch werden, weil das Unternehmen im fraglichen Zeitraum schon wusste, dass es handelsrechtlichen Untersuchungen ausgesetzt ist. Dann ist noch nicht einmal eine besondere Anordnung nötig, eine Firma im Visier der FTC muss von sich aus alle Unterlagen aufbewahren, die für das Verfahren relevant sein könnten.

In dem Kartellprozess wirft die FTC Amazon nicht nur das Ausnutzen einer Monopolstellung vor. Die Firma soll auch Konkurrenten wie andere Händler durch die eigenen Plattformmechanismen im Wachstum behindert haben. Einer der vielen Vorwürfe ist, dass Händler, die ihre Waren auch über den Marketplace anboten, per Algorithmus bestraft worden sein sollen, wenn sie günstiger als Amazon waren. Auch die Übernahmen von iRobot und MGM untersucht die FTC bereits seit Jahren.

(nie)