Anwohner nennen sie Tur Tur – bei Dahle ragen die Windräder in neue Höhen

Seite 2: Zwei Räder, ein Windpark

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Nun stehen sie dort, die zwei großen Windkraftanlagen – und dürfen sich schon Windpark nennen. Sie stammen von der Firma Nordex, und der Geschäftsführer von Nordex Deutschland, Karsten Brüggemann, ist ebenfalls vor Ort. Statt einer langen Rede macht er mit den Anwesenden ein kleines Quiz zu den gebauten Windrädern und verteilt Preise an die, die besonders nah an die richtige Antwort herankommen.

Das börsennotierte und international agierende Unternehmen hat sich auf Onshore-Anlagen spezialisiert. Es wurde 1985 gegründet und fertigt in Deutschland, Spanien, Brasilien, den USA und Indien. Laut Brüggemann liegt Nordex auf dem internationalen Onshore-Windkraftanlagen-Markt momentan etwa auf Platz drei.

Brüggemann hat sich gefreut, dass es nun eine neue Ampel-Regierung im Bund gibt. Insbesondere für Wirtschaftsminister Habeck findet er lobende Worte. Dieser schaffe es, die Windkraft positiv zu beschreiben. In den Jahren zuvor hätte man den Eindruck gewinnen können, dass man sich "fast schämen müsse", in der Windkraft tätig zu sein, erzählt er. Deutschland sei in dieser Zeit auch eher ein schwacher Markt gewesen, was sich jetzt ändern könne.

Er sei auch überzeugt, dass es nicht nur "um Gesetze geht, sondern auch, wie man das in den Markt bringt" – also wie Entscheidungen erklärt würden. Es sei inzwischen schließlich in Anbetracht des Ukraine-Kriegs außer Frage, dass Windkraft nicht nur Klimaschutz ermögliche, sondern auch für eine sichere Energieversorgung stehe. In den vergangenen Jahren habe man es versäumt, sich unabhängig von begrenzten, später vielleicht auch sehr teuren Ressourcen zu machen.

Zum Einweihungsfest gibt es Eis, Hüpfburgen, Kinderschminken, eine Band, einen Bratwurststand und die Zusammenkunft der beteiligten Firmen und der Politik. Hier stehen von Links nach Rechts Helge Limburg von den Grünen und Johannes Schraps von der SPD, Alexander Heidebroek, Britta Kellermann von den Grünen, Bärbel Heidebroek und Nordex-Deutschland-Chef, Karsten Brüggemann, beieinander.

(Bild: Kristina Beer/heise online)

Die Investitionslage sähe auch gut aus. Banken investierten unter anderem gerne in Anlagen, weil, wie Brüggemann erklärt, man über 30 Jahre sehr genau sagen könne, was eine Kilowattstunde Strom kosten wird. Trotzdem kommt Brüggemann nicht nur mit guten Nachrichten nach Dahle. Von den rund 2800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern am Standort Rostock mussten in dieser Woche rund 600 gehen. Rostock sei zu teuer geworden.

Insgesamt habe Nordex weltweit ungefähr 8000 Beschäftigte. Das Unternehmen sehe sich als europäischer Hersteller – 2015 wurde die Übernahme der Windenergie-Sparte des spanischen Infrastrukturkonzerns Acciona verkündet. Dementsprechend fertigt man auch in Pamplona. Brüggemann würde sich hier entschiedeneres Handeln der Europäischen Union wünschen, um die europäischen Anbieter auch in der Region zu halten. Die EU könnte die heimische Produktion fördern und so die Wettbewerbsfähigkeit erleichtern.

Im Moment bestehe etwa 50 Prozent der Wind-Supply-Chain in China. Das sei zwar noch weniger als in der Fotovoltaik-Branche, aber sicherlich verbesserungsfähig – etwa auch vor dem Hintergrund der Erfahrungen mit der Coronavirus-Pandemie.