Apple: Reorganisation, weniger Modelle, Internet im Visier (Update)

Nach einer Halbierung der Produktpalette soll das aus dem Fahrwasser geratene Apple-Schiff wieder auf Kurs kommen.

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Von
  • Frank Möcke

Nach einer Halbierung der Produktpalette soll das aus dem Fahrwasser geratene Apple-Schiff wieder auf Kurs kommen. Anläßlich der Entwicklerkonferenz in San Jose sagte Apple-Chef Gilbert Amelio am Montag früh kalifornischer Zeit vor 4000 Zuhörern, auf diese Weise wolle er innerhalb Jahresfrist die Kosten um 15 Prozent senken. Bis zur vollen wirtschaftlichen Gesundung werde es aber drei Jahre dauern.

Amelio will die Firma in acht unabhängig voneinander wirtschaftende Bereiche aufteilen und damit leistungsfähige Einheiten schaffen: Macintosh, Apple Net, Apple Soft, Advanced Technology, Information Appliances, Alternative Platforms, Imaging und Apple Assist. Außerdem sollen neue Köpfe das Management auffrischen.

Große Hoffnungen setzt Amelio auf die Akzeptanz der mobilen Systeme "Pippin" und "Newton". Pippin, bislang lediglich in Japan als Spiel- und Musikkonsole auf dem Markt, soll internettauglich gemacht werden und bei einem Preis unter 1000 Dollar breiten Schichten den Weg ins Internet ebnen. Apple werde sich in allen neuen Produkten auf die beiden heißesten Trends - Internet und Multimedia -- konzentrieren. Alle Macintosh-Modelle sollen ab sofort ohne Aufpreis mit mindestens 12 MByte RAM ausgerüstet werden.

Der Zusammenarbeit mit IBM soll ein tragbarer Computer entspringen, auf dem MacOS läuft. Daß Apple eine Lizenz für Windows NT erworben habe, verneinte Amelio, man hege keine Pläne, Windows-Computer herzustellen.

Ob die Maßnahmen ausreichen werden, um sich gegenüber der Konkurrenz zu profilieren, bleibt fraglich; dies umso mehr, als Copland, das neue Mac-Betriebssystem, erst für Mitte nächsten Jahres erwartet wird - eine Frist, die Rivale Microsoft nachhaltig zugunsten der eigenen Internet-Strategie nutzen wird. Immerhin will Apple einige attraktive Merkmale von Copland bis zum Jahresende in einem Update des derzeitigen MacOS 7.5 implementieren.

Apple hatte im vergangenen Geschäftsquartal einen Verlust von 740 Millionen Dollar gemeldet. Während die "Wintel"-Konkurrenz in diesem Zeitraum 15 Prozent mehr Geräte losschlagen konnte, sank der Macintosh-Verkauf um 22 Prozent. Der Kurs der Apple-Aktie sackte daraufhin zu Monatsbeginn in den Keller (23,5 US-$), zog aber bereits im Vorfeld von Amelios Rede wieder kräftig an und schloß am 15. Mai mit 28,5 US-$.

Auch Apple Europe wird von den Umstrukturierungsmaßnahmen betroffen. Marco Landi bleibt Präsident des europäischen, afrikanischen und mittelöstlichen Geschäftsbereichs. Das Management ingesamt soll jedoch einschneidende Änderungen erfahren.

Landi setzt auf den Bildungsbereich und hofft, daß preiswerte und leicht zu bedienenden PCs mit Internetzugang den Weg in die Klassenzimmer finden und Apples Marktpräsenz deutlich steigern werden. Ein Joint Venture mit Acorn und Olivetti soll aus diesem Grunde ausgebaut werden.

Den Erfolg der Pippin-Konsole in Japan (in einer Woche konnten über 16 000 Stück abgesetzt werden) möchte Landi in Europa nachvollziehen.

Amelios Rede und weitere Ereignisse auf der Entwicklerkonferenz überträgt Apple in Audio und Video im Internet. Details und Termine auf http://wwdc.apple.com/webcast/ (fm)