Apple iMessage: Google und Netzbetreiber drängen auf Öffnung in Europa

Rufe nach Interoperabilität bei seiner Nachrichten-App hat Apple bislang abgewiesen. Nun hoffen Google, Telekom & Co auf das Einschreiten der EU.

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Die Icons von Google Message und Apple Nachrichten auf zwei Smartphones

(Bild: Tada Images / Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Google hat die Chance gewittert, eine Öffnung von iMessage erzwingen zu lassen: Im Verbund mit mehreren großen Netzbetreibern hat der Suchkonzern sich an EU-Regulierer gewandt und diese dazu angehalten, Apples iMessage-Dienst als sogenannten zentralen Plattformdienst einzustufen. Damit würde er unter die neuen Regeln des Gesetzes über digitale Märkte (Digital Markets Act – DMA) fallen. Große Messaging-Dienste sollen dadurch gezwungen werden, auf Nachfrage von Konkurrenten technische Details und Bedingungen für ein Zusammenspiel zu veröffentlichen. Das könnte letztlich den Austausch von Nachrichten über Messenger-Grenzen hinweg möglich machen, etwa zwischen iMessage und WhatsApp.

Über das Schreiben berichtete die Financial Times am Mittwoch. Es sei an den EU-Kommissar für Binnenmarkt und Dienstleistungen, Thierry Breton, adressiert. Neben einem Google-Spitzenmanager haben die Eingabe demnach auch die Chefs von Deutsche Telekom, Vodafone, Telefónica und Orange unterzeichnet.

Es sei entscheidend, dass Unternehmen alle Kunden über "angereicherte Messaging-Funktionen" erreichen können, zitiert die Wirtschaftszeitung aus dem Schreiben von Google und den Netzbetreibern. Per iMessage könnten Unternehmen derzeit aber nur iOS-Nutzer mit "angereicherten Nachrichten" erreichen und müssten sonst auf "traditionelle SMS" zurückfallen.

Die EU-Kommission hat Apple bereits als Gatekeeper und mehrere Produkte des Konzerns als zentrale Plattformdienste eingestuft. Darunter fallen das iPhone-Betriebssystem iOS, der App Store und Apples Browser Safari – auch wenn Apple bis zuletzt versuchte, manche Produkte den Regeln zu entziehen. Derzeit prüfen die Regulierer noch, ob auch das iPad-Betriebssystem iPadOS unter den Digital Markets Act fällt – ebenso wie iMessage. Über letzteren Dienst will die EU-Kommission bis Februar 2024 zu einer Entscheidung kommen.

In Hinblick auf iMessage geht es um die Frage, ob der Dienst in größerem Maße zur Kommunikation zwischen Unternehmen und Endnutzern zum Einsatz kommt. Apple pocht darauf, dass iMessage rein auf die private Kommunikation ausgelegt ist. Mit „Business Chat“ erlaubt Apple seinen Nutzern aber auch, sich über die Nachrichten-App direkt an bestimmte Firmen zu wenden.

Apple verwies gegenüber der Financial Times darauf, dass Nutzer oft viele verschiedene Messaging-Dienste parallel verwenden – das zeige, dass ein Wechsel einfach sei.

Mit öffentlichen Seitenhieben und großangelegten PR-Kampagnen versucht Google seit Längerem, Apple dazu zu bringen, den Kommunikationsstandard RCS (Rich Communication Service) zu unterstützen, hinter dem auch mehrere Netzbetreiber stehen. Für Google ist das strategisch wichtig, um das eigene, seit Langem konfuse Messaging-Angebot klarer aufzustellen.

iMessages lassen sich nur zwischen Apple-Geräten austauschen und kommen nur über teils obskure Umwege auf andere Plattformen. Für die Kommunikation mit Android fällt Apples Nachrichten-App auf SMS und MMS zurück. Gerade Gruppenchats mit Android-Nutzern sind so schnell ein Ärgernis, weil viele Funktionen nicht mehr unterstützt werden. In den USA wird über den Unterschied zwischen blauer Sprechblase (iMessage) und grüner Sprechblase (SMS) immer wieder hitzig diskutiert. In Europa spielt das nur eine untergeordnete Rolle, weil viele Nutzer für die plattformübergreifende Kommunikation längst andere Messenger verwenden.

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(lbe)