Apple vs. Gewerkschaften: Untersuchungen kommen zu gegensätzlichen Ergebnissen

Mehrfach kritisierten US-Gewerkschafter Apple, da der Konzern sie behindern soll. Nun gibt es zwei Gutachten zum Thema – mit ganz unterschiedlichem Resultat.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 7 Kommentare lesen
Apple Store Fifth Avenue

Arbeit in einem Apple Store, hier in New York City.

(Bild: Apple)

Lesezeit: 3 Min.

Bremst Apple die gewerkschaftliche Organisation in seinen amerikanischen Ladengeschäften – sowie anderen Bereichen des Unternehmens – aktiv aus? Oder hält sich der Konzern einfach nur an Recht und Gesetz der Vereinigten Staaten? Während Aktivisten ersteres behaupten, sieht Apple das selbstverständlich ganz anders. Beide Haltungen werden durch Gutachten zum Ausdruck gebracht, eines beauftragt von Apple selbst und eines durch Gewerkschafter verfasst. Die Frage einer effektiven Arbeitnehmervertretung dürfte beim heutigen Apple-Aktionärstreffen ein Thema sein. Und es ist auch eine Imagefrage: Denn Apple gibt sich gerne als progressives Unternehmen, beispielsweise im Bereich "Diversity, Equity and Inclusion" (DEI), der zusätzlich Arbeitnehmerrechte umfasst.

Apples selbst beauftragte Untersuchung stammt von Ende letzten Jahres und wurde von der Anwaltsfirma Jenner & Blocks (J&B) verfasst. Darin heißt es unter anderem, Apple habe adäquate "Policy Commitments" eingeführt, um seine Verantwortung im Bereich der Menschenrechte wahrzunehmen. Der Konzern schaffe eine "offene und kollaborative Umgebung" so die Untersuchung, für die J&B einen ehemaligen US-Botschafter engagiert hat, der heute noch für den United Nations Human Rights Council in Genf tätig ist. Schon der Wille, an dieser Untersuchung teilzunehmen, zeige die "Stärke des Engagements".

In der Studie steht weiterhin, dass Apple die Tarifverhandlungen in zwei seiner Ladengeschäfte "in gutem Glauben" führe, man Mitarbeitern Informationen zu gewerkschaftlicher Organisierung und den entsprechenden Freiheitsrechten zukommen lasse und seine Manager in diesem Bereich auch trainiert habe. Weiterhin gebe es bei Apple "mehrere Wege für Mitarbeiter, Feedback außerhalb ihres jeweiligen Managers oder der Leitung eines Ladengeschäftes" zu hinterlassen. Zudem würden "Klimauntersuchungen" in den einzelnen Läden durchgeführt, wobei der Konzern dafür auch Umfragen nutzt.

Auf Seiten der Gewerkschaften sieht man die Lage anders. Die Apple CORE Union reagierte mittlerweile auf die Studie von J&B und führte eigene Befragungen durch – direkt bei den Mitarbeitern. Unter immerhin 161 Apple-Beschäftigten – die meisten davon im Retail-Bereich, aber auch in Verwaltung und Callcentern – gab die Mehrzahl, 65 Prozent, an, sie glaube, dass Apple sich gegenüber der gewerkschaftlichen Organisierung "feindlich" verhalte. Nicht ganz die Hälfte (47 Prozent) fühlte sich davon persönlich betroffen.

Auf die Frage, ob sie glaubten, dass Apple "niemals" gegen Mitarbeiter agieren würde, die sich organisieren wollen, antworteten 38 Prozent mit "Nein", 61 Prozent gar mit einem starken "Nein". 80 Prozent der Befragten glaubten gar, Apple werde "bewusst" Recht brechen, um die gewerkschaftliche Organisierung zu verhindern. Tatsächlich hatte das dafür in den USA zuständige National Labor Relations Board (NLRB) mehrfach gegen Apple ermittelt. Es fehlt ihm allerdings Sanktionsmacht.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

Mit Ihrer Zustimmmung wird hier ein externer Preisvergleich (heise Preisvergleich) geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen (heise Preisvergleich) übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

(bsc)