Auch Infineon kann Halbleiter-Branche keinen Mut machen

Zwar könne ab Mitte des Jahres eine leichte saisonale Belebung eintreten; um mit Speicherchips wieder Geld verdienen zu können, müsse es aber erst wieder zu Engpässen kommen, meinen Marktbeobachter.

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Von
  • Axel Höpner
  • dpa

Bei den gebeutelten Halbleiter-Unternehmen gibt es derzeit kaum Hoffnung auf ein rasches Ende der bisher schwersten Branchenkrise. Am Dienstag legte der Münchner Chip-Konzern Infineon den achten Quartalsverlust in Folge vor. Nach Fortschritten im Quartal zuvor gab es nun wieder einen Rückschlag mit höheren Verlusten. Wenige Tage zuvor hatte bereits der weltgrößte Hersteller von Speicherkomponenten Samsung mit seinen Zahlen enttäuscht. Der US-Konzern Intel legte zwar solide Ergebnisse vor, hielt sich aber bei der Prognose ebenfalls zurück.

Auch Branchenexperten sehen derzeit kaum Licht am Ende des Tunnels. "Echte Impulse sehen wir auch für das rechtliche Jahr nicht", sagte HypoVereinsbank-Analyst Guenther Hollfelder. Zwar könne ab Mitte des Jahres eine leichte, saisonal bedingte Belebung kommen. Damit die Unternehmen aber beispielsweise mit Speicherchips wieder Geld verdienen können, müsse es wieder zu Engpässen kommen. Dazu müsse insbesondere die PC-Nachfrage weltweit wieder deutlich steigen. Das aber sei frühestens im Jahr 2004 zu erwarten. Auch Schumacher gab sich betont vorsichtig: "Es gibt minimale Signale, dass die Infrastruktur-Investitionen anziehen könnten."

An den so genannten Schweine-Zyklus im Geschäft mit Speicherchips haben sich die Unternehmen gewöhnt. Diesmal allerdings dauert der Abschwung ungewohnt lange. Infineon gelang es im abgelaufenen Quartal zumindest, den Umsatz mit Speicherprodukten zu erhöhen und die Kosten bei der Herstellung spürbar zu senken. Da sich die Marktpreise für DRAM-Chips aber zeitweise halbierten, machte Infineons Speicher-Segment einen dicken Verlust vor Steuern und Zinsen von 138 Millionen Euro nach einem kleinen Gewinn im Vorquartal. Zwar hätten sich die Preise in den vergangenen Wochen leicht erholt, sagte Schumacher. Es gebe aber keinen massiven Trend nach oben.

Solange es Überkapazitäten gibt, werden die Hersteller nach Einschätzung von Branchenexperten ihre Speicher-Chips weiterhin zu nahezu jedem Preis in den Markt geben, da Lagerhaltung in der Chipbranche nur wenig Sinn macht. Ankündigungen der Konkurrenz, die Preise zu erhöhen, beurteilt Schumacher skeptisch: "In der Vergangenheit wurde in der Branche viel angekündigt, aber nicht notwendigerweise immer eingehalten." Samsung zumindest hofft bei den Speichern schon auf eine Belebung im zweiten Halbjahr. Im ersten Quartal sei für die Branche viel zusammengekommen. Das schwache Konsumklima habe das Geschäft ebenso erschwert wie die weltweite Unsicherheit wegen des Irak-Konflikts.

Den Unternehmen bleibt nicht viel anderes übrig, als die Kosten weiter zu senken und sich für den nächsten Aufschwung zu rüsten. "Wir werden das Unternehmen so ausbauen, dass wir zu den Gewinnern dieser Krise gehören werden", sagte Schumacher. Die Münchner sehen sich vor allem mit ihrem modernen 300-Millimeter-Werk in Dresden technologisch gut aufgestellt. Um Kosten zu sparen, schloss Schumacher weder den weiteren Abbau von Arbeitsplätzen noch eine Verlagerung des Konzernsitzes ins Ausland aus. Dort müsste das Unternehmen, wenn der Aufschwung denn eines Tages kommt, vor allem wohl weniger Steuern zahlen. Noch aber ist Infineon weit von schwarzen Zahlen entfernt. (Axel Höpner, dpa) / (jk)