Ausprobiert: Mailbox für den Mac

Auf dem iPhone sorgten die Wischgesten von Mailbox für so viel Furore, dass Dropbox die App kurzerhand eingekauft hat. Nun ist der E-Mail-Client in OS X angekommen – Mac & i hat sich die Beta näher angesehen.

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Das große Ziel von Mailbox ist die leere Inbox. Um dieses hehre Anliegen zu erreichen, setzt der E-Mail-Client auf zwei Wischgesten, mit denen sich Nachrichten schnell abarbeiten und aus der Inbox bewegen lassen. Ein Wischen nach rechts packt die E-Mail ins Archiv, ein Wischen nach links lässt sie ebenfalls aus dem Posteingang verschwinden, bringt sie aber zu einem gewünschten späteren Termin wieder zum Vorschein.

Auf dem Mac ist Mailbox dreispaltig.

(Bild: Entwickler)

Auf dem Touchscreen des iPhones schaufeln sich so ganze Nachrichtenberge flink aus der Inbox, inzwischen ist die kostenlose App auch für das iPad, Android und nun Mac OS X erhältlich – in einer ersten Beta. Der Download ist zwar allgemein möglich, die Inbetriebnahme erfordert aktuell jedoch einen “Beta-Coin”, den man bei Dropbox beantragen kann.

Die Desktop-Version bleibt ihrem mobilen Vorbild treu, sie sieht weitestgehend aus wie die iPad-Variante, nur ergänzt um eine dritte Spalte, die die verschiedenen Abteilungen zeigt, vom Archiv über gesendete E-Mails bis zu angelegten Listen. Die vertrauten Gesten sind hier ebenso zu finden: Auf dem Trackpad wird mit zwei Fingern gewischt, auf der Magic Mouse mit einem. Alternativ kann man die E-Mails mit dem Cursor zur Seite ziehen oder über Tastenkürzel abarbeiten. Nettes Detail: Drückt der Nutzer die cmd-Taste blendet Mailbox die erforderlich zweite Taste an passender Stelle ein, um bestimmte Aktionen durchzuführen – so lassen sich die Kürzel schnell lernen und jederzeit sofort nachschlagen.

Neben den zwei Wischgesten, die je nachdem wie weit man sie ausführt eine E-Mail entweder Archivieren, Löschen, auf später verschieben oder in eine Liste packen, ist auch die Filterfunktion “Auto-Swipe” in Mailbox auf dem Mac zu finden. Durch Gedrückthalten des jeweiligen Icons lassen sich E-Mails eines bestimmten Absenders so künftig automatisch archivieren oder auf später verschieben, sie verstopfen die Inbox dann erst gar nicht mehr. Die App synchronisiert die Regeln über den Dropbox-Account, sie stehen also auf allen eigenen Geräten zur Verfügung. Das gleiche gilt für Vorlagen, die jüngst auch in der iOS-App angekommen sind.

Eine neue Mail schiebt alles andere in den Hintergrund – es lassen sich aber auch mehrere Fenster öffnen.

(Bild: Entwickler)

Im Unterschied zur Mobilversion unterstützt Mailbox für OS X mehrere Fenster. Das Programm packt eine neu geöffnete E-Mail-Vorlage zwar in den Mittelpunkt und rückt den Rest leicht abgedunkelt in den Hintergrund, doch das Fenster lässt sich jederzeit zur Seite schieben. Ordner sucht man in der Mac-Ausführung ebenfalls vergeblich, die Listen lassen sich natürlich ähnlich einsetzen. Als E-Mail-Anbieter werden derzeit ausschließlich Gmail und iCloud unterstützt.

Die Wischgesten funktionieren auf dem Mac ebenso wie in der iOS-App, nicht von ungefähr hat sich auch Apple für die hauseigene E-Mail-App in iOS 8 ein Inspirationsscheibchen abgeschnitten. Einen simpleren und schnelleren E-Mail-Client wird man für iPhone, iPad und nun auch OS X kaum finden. Für diese Schlichtheit muss man allerdings auf unzählige Funktionen "richtiger" E-Mail-Clients verzichten. Wer sich Mailbox' striktem System unterwirft, dem winkt – zumindest kurz – eine leere Inbox.

Die größte Stärke von Mailbox ist zugleich die größte Schwäche: Die App schleust sämtliche E-Mails durch die eigenen Server, um diese in optimierter Form ausliefern zu können und Push-Nachrichten zu verschicken. Dies macht Mailbox beeindruckend flott, bedeutet aber zugleich, dass die eigene Kommunikation über weitere Server läuft und damit potentiell auch einfacher mitgelesen werden kann.

Besonders problematisch ist die Verwendung von Mailbox für iCloud-E-Mail: Denn hierfür muss man sein Apple-ID-Passwort an Dropbox weitergeben. Der Cloud-Dienst verspricht zwar dies kräftig zu sichern, gibt aber natürlich keinerlei Garantien. Da an der Apple-ID oft so vieles hängt – von App-Store-Einkäufen über Kreditkartendaten, iMessage-Kommunikation bis hin zu anderen iCloud-Daten –, ist davon nur abzuraten. Zumindest solange Apple nicht wie Google eine Authentifizierungsmöglichkeit bietet, bei der man sein Passwort für sich behalten kann. (lbe)