Bodycams: Bahn will eigene Mitarbeiter vor Gewalt schützen

Die Deutsche Bahn will ihre Zugbegleiter mit Bodycams ausstatten, um die Zahl der gewalttätigen Übergriffe auf ihr Personal zu verringern. Tests laufen bereits.

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(Bild: Markus Mainka/Shutterstock.com)

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Aufgrund von mehr Angriffen auf ihre Beschäftigten will die Deutsche Bahn (DB) Kundenbetreuer in Zügen mit Bodycams ausstatten. Seit Februar laufe ein Testeinsatz mit Kameras am Körper in der Schwarzwaldbahn, der auf weitere Regionen ausgeweitet werden soll, teilte der Konzern am Samstag mit. Darüber hinaus seien weitere Schutzmaßnahmen geplant sowie Schulungen für Bahnmitarbeiter mit Kundenkontakt. Die Videoüberwachung an Bahnhöfen soll ausgeweitet werden. Aktuell betreibt die DB demnach etwa 9000 Videokameras auf Bahnhöfen, bis 2024 sollen es 11.000 sein. In den Innenräumen von fast drei Viertel aller Nahverkehrs- und S-Bahnzüge seien schon fast 50.000 Kameras installiert.

2022 gab es nach DB-Angaben mit 3138 Fällen rund 21 Prozent mehr Übergriffe auf Bahnmitarbeiter als im Jahr 2021, als jedoch wegen Corona erheblich weniger Menschen Züge benutzten (2021: 2582 Fälle). Etwa 30 Prozent davon seien auf die Durchsetzung der Maskenpflicht zurückzuführen. Diese wurde nun im Februar deutschlandweit aufgehoben. Weitere rund sieben Prozent der Fälle standen 2022 demnach im Zusammenhang mit dem 9-Euro-Ticket, das im Juni, Juli und August jeweils als Monatskarte deutschlandweit für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) galt.

Gewalt gegen Mitarbeiter der Bahn ist seit vielen Jahren ein Problem und nimmt stetig zu. Die Bahn experimentiert bereits seit 2016 mit Bodycams für Zugbegleiter; zuvor trugen schon Sicherheitsmitarbeiter des Unternehmens diese Geräte. Die Idee dahinter: Die Aufzeichnung des Geschehens soll potenzielle Täter abschrecken, weil sie identifiziert werden können und ihre Tat dokumentiert ist. Bei der Polizei in Deutschland wird diese Idee ebenfalls seit Längerem umgesetzt.

Seit 2012 hatte die Gewalt gegen Bahnmitarbeiter jedes Jahr zugenommen. Im Vor-Corona-Jahr 2019 nahm sie mit 2558 Übergriffen im Vergleich zum Vorjahr um 2,5 Prozent leicht ab.

Nachdem 2022 die meisten behördlichen Corona-Schutzmaßnahmen weggefallen waren, war die Zahl der Reisenden im Jahresverlauf erheblich angestiegen. Seit dem Sommer waren sie nach DB-Angaben wieder auf Vor-Corona-Niveau, zum Teil lagen sie sogar deutlich höher. Das "massive Nachholen von Veranstaltungen" und der wiedererstarkende Fußballreiseverkehr hätten zum Anstieg der Übergriffe beigetragen.

(tiw)