Balkonkraftwerke: VDE legt sich bei Modulleistung noch nicht fest

Die öffentlich gewordene Zahl von 960 Watt ist noch nicht final. Was der VDE zum weiteren Zeitfahrplan für die Steckersolaranlagen-Normen sagt.

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Eine Hand hält ein Photovoltaikmodul

Wie viele Module dürfen es bei einem Balkonkraftwerk in Zukunft sein? Diese Frage ist Gegenstand der geplanten VDE-Normen.

(Bild: eva_blanco / Shutterstock.com)

Lesezeit: 3 Min.

Nach Angaben des VDE (Verband der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik) steht noch gar nicht fest, welche maximale Modulleistung bei Balkonkraftwerken in der künftigen Produktnorm festgeschrieben wird. Dies erklärte eine Sprecherin auf Anfrage von heise online: "Zur Zeit sind verschiedene Lösungen für die Modulleistung in der Diskussion." Allerdings schränkt sie gleichzeitig ein: "Es muss dabei immer sichergestellt werden, dass keine gefährlichen Systeme in den Markt gebracht werden."

Eben diese Sorge vor gefährlichen Auswirkungen soll aber dazu geführt haben, dass in einem internen Papier eine maximale Modulleistung von 960 W vorgeschlagen wird. Bei einer maximalen Einspeiseleistung des Wechselrichters von 800 W wäre das ein recht konservativ bemessenes Plus von 20 Prozent. Eine höhere Modulleistung ist in vielen Fällen sinnvoll, da PV-Module nur unter Idealbedingungen ihre maximale Leistung erreichen. Der YouTuber Andreas Schmitz berichtete als erster über die Dokumente. Die Experten des VDE wollen sich nach seinen Erkenntnissen vermutlich davor absichern, dass in sehr ungünstigen Lastfällen höhere Modulleistungen zur Überhitzung von Kabeln oder gar Bränden führen können.

In der Realität sind etliche Balkonkraftwerkbesitzer bei ihrer Modulleistung aber längst schon weit darüber, wie unter anderem Rückmeldungen von Lesern an heise online zeigen. Die Bundesregierung hatte im Solarpaket I im Jahr 2023 vorgeschlagen, mit 2000 Watt erstmals eine Obergrenze für die Leistung der angeschlossenen Photovoltaik-Module festzulegen. Als Norm festgeschrieben würde dies freilich keine ordnungs- oder strafrechtlichen Konsequenzen nach sich ziehen, wenn Steckersolaranlagen doch mit höherer Modulleistung betrieben werden. In einem Schadensfall ist es allerdings wahrscheinlich, dass sich Gutachter an der Norm des VDE orientieren und Versicherungen die Zahlung verweigern.

Klarheit in diesen Fragen soll laut VDE wahrscheinlich noch in diesem Jahr bestehen. Für die Anschlussnorm VDE-AR-N 4105, in der die maximale Leistung des Wechselrichters von 600 auf 800 Watt erhöht werden soll, werde noch in diesem Jahr eine neue Anwendungsregel im Entwurf vorgelegt, heißt es vom VDE.

Zur Produktnorm DIN VDE V 0126-95, die Angaben zur maximalen Modulleistung enthält, fand im Dezember die Einspruchsberatung statt, bei der es über 750 Stellungnahmen gab. Das zuständige Normungsgremium hat beschlossen, einen überarbeiteten Normenentwurf zu veröffentlichen, um für die noch offenen Punkte einen Konsens zu finden. Der überarbeitete Entwurf solle im zweiten Quartal 2024 veröffentlicht werden – die Kommentierungsphase soll dieses Mal nur zwei Monate dauern. "Der Plan ist, dass die Produktnorm im Laufe des Jahres als Vornorm veröffentlicht werden kann", so der VDE.

(mki)