Bankman-Fried: Kein zweiter Prozess, dafür schnellere Strafmaßverkündung

Der verurteilte Kryptowährungs-Betrüger Sam Bankman-Fried sollte in einem zweiten Prozess erneut vor Gericht stehen. Darauf verzichtet die Anklagebehörde nun.

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Sam Bankman-Fried muss mit einer hohen Gefängsnisstrafe rechnen.

Bankman-Frieds Anwälte haben bereits angekündigt, Rechtsmittel gegen die Verurteilung einzulegen.

(Bild: Bebeto Matthews/AP/dpa)

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Von
  • dpa

Der im November 2023 in New York von Geschworenen unter anderem wegen Betrugs schuldig gesprochene FTX-Gründer Sam Bankman-Fried wartet noch auf die richterliche Entscheidung über sein Strafmaß. Geplant war ursprünglich, dass es einen weiteren Prozess gegen ihn geben sollte. Darauf verzichtet die Anklagebehörde jetzt jedoch und ermöglicht es dem Gericht dadurch, den Fall schneller abzuschließen.

In einem Brief an den zuständigen Richter Lewis Kaplan hat die Staatsanwaltschaft in der Nacht zum heutigen Samstag argumentiert, dass ein schneller Abschluss des Falls eher im öffentlichen Interesse liege als ein weiterer Prozess. Dieser war ursprünglich angesetzt worden, weil etliche Anklagepunkte gegen den Unternehmer im ersten Prozess noch nicht verhandelt werden konnten. Bis Ende März soll der Richter nun über das Strafmaß entscheiden. Wenn er den vorgesehenen Strafrahmen für alle Anklagepunkte ausschöpft, droht Bankman-Fried, dessen Anwälte bereits Rechtsmittel gegen die Verurteilung ihres Mandanten angekündigt haben, auch ohne zweiten Prozess ein Urteil über mehr als 100 Jahre Gefängnis.

Bankman-Fried wurde als Gründer der Kryptowährungsbörse FTX bekannt, die Ende 2022 spektakulär zusammenbrach. Er wurde auf den Bahamas festgenommen und an die USA ausgeliefert. Im ersten Prozess wurden nur die Vorwürfe zugelassen, die Teil der Auslieferungsvereinbarung waren. Deren Spektrum reicht bereits von Betrug über Verschwörung bis hin zur Geldwäsche. Andere Anklagepunkte wie illegale Wahlkampfspenden sollten dann im zweiten Prozess verhandelt werden. Dafür wäre jedoch die Zustimmung der Behörden auf den Bahamas notwendig. Dem Brief der US-Ankläger zufolge steht diese Zustimmung noch immer aus. Bereits im ersten Prozess, so die Staatsanwaltschaft, seien jedoch auch Beweise für weitere Anklagepunkte vorgelegt wurden, die etwa Schmiergeldzahlungen im Ausland und den Betrieb eines nicht zugelassenen Dienstes für Geldüberweisungen betrafen. Somit könne der Richter auch diese Vorwürfe für die Festlegung des Strafmaßes berücksichtigen, ohne dass es eines erneuten Prozesses bedürfe.

Vor ihrem Kollaps war die Plattform FTX einer der größten Handelsplätze für Kryptowährungen. Prominente wie der Football-Star Tom Brady machten Werbung für FTX; Bankman-Fried selbst lebte den Status des Krypto-Wunderkinds aus. Auf Konferenzen sprach er über die Zukunft des Finanzsystems. Viel Geld spendete er an die Demokratische Partei in den USA. Beim American-Football-Finale Super Bowl ließ er sich strahlend mit Sängerin Katy Perry und Schauspieler Orlando Bloom ablichten.

Gemessen an der Komplexität des Kryptowährungsgeschäfts und dem verschlungenen Geflecht aus FTX-Einrichtungen, zwischen denen Geld floss, stellt sich der Betrugsfall ziemlich simpel dar: Im Kern geht es um die Veruntreuung von Kundenvermögen. Eine wichtige Rolle dabei spielte Bankman-Frieds Hedgefonds Alameda Research. Dieser machte riskante Geschäfte und lieh sich Mittel bei FTX. Eigentlich wäre es nötig gewesen, für solche Geschäfte Sicherheiten zu hinterlegen. Es gab auch softwaregestützte Systeme, die das gewährleisten sollten. Die jedoch machten gewissermaßen eine heimliche Ausnahme für Alameda. Dadurch konnte der Hedgefonds bei FTX so tief ins Minus gehen, wie der Plattformgründer es wollte.

Die Alameda-Geschäfte gingen jedoch schief und am Ende klaffte bei FTX ein Loch von acht Milliarden Dollar. Bankman-Fried sagte vor Gericht, er habe die finanzielle Lage seiner Unternehmen selbst nur teilweise verstanden. Er sei „sehr überrascht“ vom Ausmaß der Probleme gewesen. Zuvor hatte Alameda-Chefin Caroline Ellison allerdings ausgesagt, Bankman-Fried habe sie angewiesen, Investoren eine falsche Bilanz ohne die Schulden bei FTX zu geben. (psz)