Beck beharrt auf größerem Freiraum für ARD und ZDF im Internet

Der Ministerpräsident meint, ARD und ZDF sollten online auch viele Texte anbieten dürfen. Er sieht Qualitätsunterschiede zwischen Printausgaben sowie Online-Auftritten von Zeitungen und meint, die Verleger sollten sich einer Qualitätsdiskussion stellen.

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Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Kurt Beck (SPD), Vorsitzender der Rundfunkkommission der Länder, verteidigt seine Haltung, ARD und ZDF im Internet große Freiräume zu lassen. "Man darf den Öffentlich-Rechtlichen nicht nur das lassen, was keiner will", so Beck. "Dass sie auch viele Texte anbieten, tut dem Internet aber nur gut", sagte er der Wochzeitung Die Zeit. Beck bezieht sich auf einen Entwurf zu einem neuen Rundfunkstaatsvertrag, der regeln soll, wie umfangreich das Angebot der Öffentlich-Rechtlichen im Internet sein darf. Darin enthalten ist eine Beschränkung der Online-Textangebote der öffentlich rechtlichen Sender auf "sendungsbezogene" Beiträge.

Für Becks Geschmack waren einige Formulierungen im ersten Entwurf "zu eng gestrickt". "Inzwischen habe ich mit dem bayerischen Ministerpräsidenten geredet und glaube, dass wir einen Weg finden", heißt es in der Zeit. Unterdessen hat der ARD-Vorsitzende Fritz Raff die Möglichkeit einer Begrenzung der Gebührengelder fürs Internetgeschäft ins Spiel gebracht. "Ich bin dafür offen, notfalls über eine Deckelung zu reden", sagte Raff beim Medientreffpunkt Mitteldeutschland gestern in Leipzig. Details nannte er nicht. Derzeit darf die ARD maximal 0,75 Prozent der Gebühreneinnahmen ins Internet stecken. Jährlich seien dies weniger als 50 Millionen Euro.

"Das Internet gehört allen. Wir werden unsere Stärke ausspielen, und die liegt vor allem in Video- und Audiobeiträgen", sagte Raff. Der Bundesverband Deutscher Zeitschriftenverleger fürchtet durch die vermehrten Internetaktivitäten der Öffentlich-Rechtlichen eine Marktbeeinflussung. Beck sieht die Online-Aktivitäten der Zeitungen skeptisch: "Wenn man etwa die Überschriften von Online-Ablegern großer Magazine sieht, dann würde man aus jahrzehntelanger Erfahrung sagen: Das ist nicht mehr deren Stil. In diesem Sinne hat die Qualität in einigen Fällen stark nachgelassen." Beck meint, die Verleger sollten sich einer Qualitätsdiskussion stellen. "Denn einige sind mehr am Ertrag als an der Zeitung oder der Zeitschrift interessiert."

Beck fände es überzogen, wenn ARD und ZDF zu Randsportarten wie Golf ein ausgedehntes Angebot machten. "Bei einem Massensport wie Fußball müssen die Sender aber tiefer berichten und im Internet die Hintergründe beschreiben dürfen. Das wird Sportmagazine nicht umbringen." Im Einzelfall sollen die internen Aufsichtsgremien der Sender darüber bestimmen, was erlaubt ist und was nicht. (anw)