Die letzte Centaur-CPU mit acht x86-Kernen: Benchmarks dank Firmenausverkauf

Der CHS getaufte Achtkern-Prozessor der früheren Via-Tochter Centaur ähnelt Intels LGA2011-Generation so sehr, dass sogar entsprechende CPU-Kühler passen.

In Pocket speichern vorlesen Druckansicht 15 Kommentare lesen

(Bild: "brutuscat2" / Twitter)

Lesezeit: 3 Min.

Dank eines Firmenausverkaufs gibt es die ersten öffentlichen Benchmarks des letzten Prozessors aus dem Hause Centaur. Der CHS ist einer der wenigen x86-Prozessoren, die nicht von AMD oder Intel stammen. Centaur durfte die CPU mit der x86-Lizenz der Firmenmutter Via Technologies entwickeln.

Da Via 2020 die eigene x86-Sparte an den chinesischen Hersteller Zhaoxin verkaufte – zuvor gründeten beide Firmen ein gemeinsames Joint-Venture – und Intel 2021 das Centaur-Team für 125 Millionen US-Dollar übernahm, kam der CHS-Prozessor nie auf den Markt. Das Twitter-Mitglied "brutuscat2" erstand ein Vorserienexemplar samt passender Mainboards jedoch bei einem Firmenausverkauf und hat den Prozessor in Benchmarks und Spielen getestet.

Im Render-Benchmark Cinebench R23 lag die Singlethreading-Leistung eines einzelnen CPU-Kerns mit 477 Punkten auf dem Niveau von AMDs Bulldozer-Prozessoren wie dem FX-6350 oder FX-8150 – im Jahr 2022 ein schlechtes Resultat. Vergleichbar ernüchternd war das Geekbench-5-Ergebnis mit 511 Punkten im Singlethreading-Test. Besser sah es in den Multithreading-Tests mit 3802 (Cinebench R23) beziehungsweise 3508 Punkten (Geekbench 5) aus. Damit erreichte der Centaur-Prozessor grob die Leistung älterer AMD- oder Intel-Vierkerner mit acht Threads, etwa eines Core i5-6600 oder Ryzen 5 1400.

Das Action-Adventure "Shadow of the Tomb Raider" war mit dem CHS zusammen mit einer GeForce RTX 2080 Ti spielbar, die CPU-lastige Java-Version von "Minecraft" hingegen nicht: Selbst ohne Mods und in den Himmel schauend (somit ohne hohe Rechenlast) waren nicht einmal 40 fps drin.

Centaur legte die CHS-Baureihe für Workstations und Server aus. Die schlechte Singletheading-Leistung ist der niedrigen Taktfrequenz von 2,2 GHz (ohne Turbo/Boost) geschuldet. Die acht CPU-Kerne können dank AVX-512-Erweiterung bestimmte Anwendungen beschleunigen. In 3D-Spielen bringt die Funktion hingegen nichts, genauso wie der integrierte KI-Prozessor. Simultaneous Multithreading (SMT) beherrscht der Prozessor nicht, er kann also nur acht Threads gleichzeitig abarbeiten.

Äußerlich erinnerte der CHS mit seinem Quad-Channel-Speicherinterface an Intels LGA2011-Plattform – die Socket-Arretierung könnte glatt eins zu eins abgeschaut worden sein. So überrascht es auch nicht, dass LGA2011-CPU-Kühler passen. Die Speichersteckplätze nehmen zwar DDR4-RAM auf, allerdings nur mit extrem niedrigeren DDR4-1600-Taktfrequenzen, was Dual-Channel-DDR4-3200 mit 51,2 GByte/s Durchsatz entspricht.

Centaurs CHS-Prozessor unter der Haube: Das Die ist sehr klein gehalten.

(Bild: SemiAccurate)

Die Vorstellung hätte eigentlich schon vor Jahren erfolgen sollen. Die Webseite SemiAccurate zeigte im Februar 2020 Bilder der CHS-CPU von der damaligen CES-Messe. Unter dem Heatspreader saß ein kleiner Siliziumchip, den TSMC mit 16-Nanometer-Technik fertigte.

(mma)