Berichte: DuMont übernimmt Berliner Verlag

Medienberichten zufolge steht der Kölner Zeitungsverlag (Kölner Stadtanzeiger, Frankfurter Rundschau, Express) kurz vor der Übernahme des Berliner Verlags (Berliner Zeitung, Kurier) und das Deutschlandabenteuer der Mecom Group damit vor dem Ende.

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Der angeschlagene britische Medieninvestor Mecom steht offenbar kurz vor dem Verkauf seiner deutschen Beteiligung. Jüngsten Berichten zufolge ist mit dem Verkauf des Berliner Verlags an die Verlagsgruppe M. DuMont Schauberg noch in diesen Tagen zu rechnen. Das berichtet unter anderem das Branchenblatt Werben & Verkaufen unter Berufung auf Verlagskreise. Der Kaufpreis für das Unternehmen, das die Berliner Zeitung, den Berliner Kurier, die Hamburger Morgenpost sowie das Stadtmagazin tip und die Netzeitung herausgibt, wird mit 150 bis 170 Millionen Euro angegeben.

Weder Mecom noch DuMont wollten die Meldungen bisher bestätigen. DuMont hatte die seit Ende vergangenen Jahres schwelenden Gerüchte um eine mögliche Übernahme des Berliner Verlags stets als Spekulationen abgetan. Auch der Betriebsrat der Mecom-Gruppe weiß bisher von nichts. "Uns wird niemand vorab informieren," sagt Holger Artus, der stellvertretende Konzernbetriebsratsvorsitzende. "Wir werden es nach Vollzug erfahren." Für die Redaktion im Verlagshaus am Berliner Alexanderplatz würde sich damit immerhin ein Wunsch erfüllen: Im Sommer hatte sie mit einer großformatigen Anzeige in der taz einen Verleger gesucht.

Mit einer Übernahme würde die Kölner Verlagsgruppe das eigene Zeitungsgeschäft vergrößern, das Regionaltitel wie den Kölner Stadtanzeiger, die Kölnische Rundschau, den Express sowie die Frankfurter Rundschau und die Mitteldeutsche Zeitung umfasst. Die von dem ehemaligen Chef der britischen Mirror Group, David Montgomery, geführte Mecom hatte den Berliner Verlag mit drei Titeln im Herbst 2005 für geschätzte 180 Millionen Euro übernommen; erst im Sommer 2006 hatte sich der britische Investor auch die Hamburger Morgenpost einverleibt.

Die Abgabe der Titel an DuMont ist also ein Verlustgeschäft und darf als Notverkauf gelten. Mecoms Geschäftsmodell – mit zahlreichen Medienbeteiligungen in Europa ein "News Business of Scale" zu schaffen und die berühmten "Synergieeffekte" zu nutzen – ist nicht aufgegangen. Die Holding drückt eine Schuldenlast von angeblich 600 Millionen Euro. Diesen Schuldenberg sollte auch die deutsche Tochter abtragen helfen. Die steigenden Renditeerwartungen von über 20 Prozent versuchte Montgomerys Berliner Statthalter in dem operativ gut aufgestellten Verlag mit harten Sparmaßnahmen zu erzielen.

Angesichts der Wirtschaftskrise, welche die ohnehin schwere Medienkrise noch verschärft, verloren die Banken das Vertrauen in Mecom und setzten Montgomery eine Frist bis Ende Februar, seine Schulden zu senken. An der Börse notiert die riesige Medienholding, die über 300 Zeitungstitel umfasst, nur noch im Pennystock-Bereich. Im Jahresverlauf 2008 hatte die Aktie rund 98 Prozent ihres Werts eingebüßt. (vbr)