Betrug mit Bluttests: Schuldspruch auch für Theranos' COO

Umfassende Analysen aus einem Tropfen Blut sollten Theranos-Maschinen schaffen. Eine teure Luftnummer. Nach Elizabeth Holmes ist auch ihr Ex-Freund schuldig.

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4 Blutprobenröhrchen in einem Ständer, daneben eine Krankenschwester die zwei weitere Röhrchen in die Kamera hält

Für echte Labortests braucht es leider mehr als einen Tropfen Blut.

(Bild: Daniel AJ Sokolov)

Lesezeit: 2 Min.

Ramesh "Sunny" Balwani, der ehemalige Chief Operating Officer (COO) der US-Firma Theranos, ist mehrfach schuldig des Betruges. Das haben Geschworene eines US-Bundesbezirksgerichts in Kalifornien am Donnerstag entschieden. Gemeinsam mit seiner (Ex-)Freundin und Theranos-Chefin Elizabeth Holmes hat Balwani jahrelang unrichtig behauptet, Theranos-Maschinen könnten anhand eines Tropfen Blutes umfangreiche Analysen durchführen. Investoren sind um hunderte Millionen Dollar umgefallen, auch Balwani selbst hat dabei Geld verloren.

Der Schuldspruch über den 57 Jahre alten Balwani ist deutlich härter ausgefallen als das Urteil Anfang des Jahres über die damals 37-jährige Theranos-Gründerin Elizabeth Holmes. Beide erachten sich als unschuldig und haben Berufung angekündigt, womit die Schuldsprüche nicht rechtskräftig sind.

Die Geschworenen haben Holmes in drei Fällen schuldig erkannt, Investoren hinters Licht geführt zu haben, und dabei Telekommunikationsmittel eingesetzt zu haben. Hinzu kam ein Schuldspruch wegen Verschwörung zum gleichen Tatbestand. Bei Balwani sah die Jury gleich zehn solche Fälle plus zwei Verschwörungstatbestände als erwiesen an. Da jede einzelne Schuldentscheidung mit bis zu 20 Jahren Haft bestraft werden kann, droht dem Mann eine deutlich längere Haftstrafe als der Frau. Die Strafen werden erst festgesetzt, voraussichtlich gleichzeitig im September.

Das Paar hatte mit dem Versprechen, Theranos-Geräte könnten mit einem Tropfen Blut zahlreiche valide Testergebnisse liefern, bei Investoren hunderte Millionen US-Dollar eingesammelt. In einer Finanzierungsrunde wurde das Unternehmen sogar mit neun Milliarden Dollar bewertet. Der Verwaltungsrat war prominent besetzt, allerdings eher mit Ex-Politikern als mit Medizin-Fachleuten.

Die Firmengründerin selbst wurde als junge Self-Made-Milliardärin herumgereicht. Fragen zur Technik schmetterte sie mit Verweis auf angebliche Betriebsgeheimnisse ab. Tatsächlich haben die Apparate nicht so funktioniert, wie versprochen. Bluttestergebnisse waren oft gefälscht oder entstammten herkömmlichen Geräten anderer Hersteller.

Verunsicherte Mitarbeiter fanden 2015 beim Wall Street Journal Gehör für ihre Bedenken. Es folgte eine Untersuchung durch die US-Finanzmarktaufsicht SEC, die 2018 zur Betrugsanklage gegen Holmes und Balwani führte. Noch im selben Jahr musste sich die Bluttest-Firma Theranos auflösen.

Das Strafverfahren heißt USA v. Elizabeth A. Holmes & Ramesh "Sunny" Balwani und wird am US-Bundesbezirksgericht für Nordkalifornien unter dem Az. CR 18-0258 EJD geführt.

(ds)